Oedingen. Not macht erfinderisch. Unternehmer Sascha Pfaff aus Oedingen hat seine gesamte Firma in nur fünf Tagen komplett umgekrempelt.

„Machen ist wie wollen, nur viel krasser“, steht in großen Lettern im Büro von Sascha Pfaff an der Wand und beschreibt einen Teil der Philosphie seines Unternehmens „sp engineering & beratung“. Die Coronakrise hat auch das Oedinger Start-Up ins Mark getroffen. Ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken ist das nicht, im Gegenteil. sp zeigt, dass ein Unternehmen mit Kreativität, Flexibilität und Schnelligkeit in der Krise überleben kann.

Spezialist für Sonderaufgaben

Als Pfaff 2015 sein Unternehmen gründete, zeigten alle Bilanz-Diagramme nach oben. Deutschlandweit entwickelt er Montageanlagen, Handmontageplätze und robotergestützte Automatisierungen vorrangig für die Automobilindustrie. Dabei liegt der Focus nicht auf Produkte von der Stange, sondern auf Sonderlösungen. „Wo Standard aufhört, da fangen wir an“, sagt Pfaff.

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2018 stellte er einen Projektleiter ein, Anfang 2019 kam ein Konstrukteur dazu. Dann kam Corona – und viele Projekte und Aufträge liegen seitdem auf Eis. „Wir hatten sehr viele Anfrage für neue Aufträge, aber durch Corona ist alles gestoppt worden. Die Kunden wissen nicht, wo die Reise hingeht“, sagt der 47-jährige Oedinger. „Das war wie ein Schlag ins Gesicht, denn die Personalkosten laufen ja weiter.“

Unternehmergeist

An dieser Stelle kommt echter Unternehmergeist ins Spiel. Statt Trübsal zu blasen, krempelte Sascha Pfaff in rekordverdächtiger Zeit sein gesamtes Unternehmen um und produziert statt Industrieanlagen nun Spuck- und Schutzwände für Büros, Sekretariate, Praxen etc.

Am Anfang eines jeden erfolgreichen Unternehmens bzw. Projekts steht die Idee, oft ein Geistesblitz. Dieser erhellte Pfaff bei dem Besuch eines gut situierten Ladenlokals. „Als ich sah, mit welchen dilettantischen, selbst gebauten Schutzmaßnahmen die arbeiten, dachte ich, das gibt es doch gar nicht“, so der gelernte Kunststoffformgeber.

Von der Idee zum Produkt in fünf Tagen

Am gleichen Tag um 17 Uhr rief er seinen Konstrukteur an, am gleichen Abend war der erste Entwurf einer Schutzwand fertig. „Wir haben uns dann ans Telefon gehangen um Material zu ordern. In den nächsten vier Tagen haben wir die ersten Musterteile gebaut, Flyer gedruckt, eine Homepage aufgebaut, sind mit unserem Produkt hausieren gegangen und so nahm das seinen Lauf“, erklärt Pfaff.

Von der ersten Idee zum fertigen Produkt in fünf Tagen – rekordverdächtig. „Wir sind halt schnell, das ist das, was uns ausmacht. Wenn einer heute bestellt und das Material vorhanden ist, können wir übermorgen liefern“, verspricht Pfaff.

Schnell und flexibel

Nun lässt sich ein Drei-Mann-Unternehmen sicher einfacher umkrempeln als ein Mittelständler mit 50, 100 oder mehr Angestellten. Aber auch hier müssen Produkt, Qualität und Service stimmen. „Wir haben auch Standardwände, aber wir erfüllen auch Sonderwünsche. Wir bauen über Eck, machen einteilige, mehrteilige und auch klappbare Wände, komplett aus einem Material“, erklärt der Firmenchef. Verarbeitet wird acht Millimeter starkes Makrolon, montiert ohne Bohren und Schrauben, sondern nur geklemmt. „Wir konstruieren selbst, lassen das Material dann Wasserstrahlschneiden, entgraten die Kanten; die Füße im Stecksystem werden mit dem Hammer eingeschlagen, Folie abziehen, reinigen, ausliefern“, erklärt Pfaff die Verfahrensläufe.

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Zurück zum Kerngeschäft

In der letzten Woche hat die Firma „sp das komplette Rathaus Lennestadt mit Schutzwänden ausgestattet, ebenso Frisörsalons, Kassenbereiche, Modehäuser, Schulsekretariate etc. In nur drei Wochen hat das Unternehmen mittlerweile etwa 100 Spuck- und Schutzwände verkauft. Pfaff: „Die größte Herausforderung ist genug Material zu bekommen.“

Der Unternehmer weiß aber auch, dass der Spuckwand-Markt irgendwann gesättigt sein wird. „Es ist im Moment eine schöne Sache und macht Spaß, aber unsere Kernaufgabe liegt sicher woanders.“ Die Situation im Automobilsektor hat ihm - unabhängig von Corona - jedoch nachdenklich gemacht. Angesichts der Probleme in der Automobilindustrie sollte man breiter aufgestellt sein, so der sp-Chef.

Deshalb will das Unternehmen sein Engagement im Foodsektor und in der Event-Technik verstärken, hat mit einem Partner einen neuartigen Bierzapfroboter entworfen. Auch bei diesem Projekt will Sascha Pfaff seiner Philosophie treu bleiben, die ihm in der Coronazeit geholfen hat: „Man muss einfach machen, das hat uns schon viele Kunden und Innovationen gebracht.“