Attendorn/Neger. Martin Reißner ist Großfeuerwerker. Eigentlich wäre er unter anderem beim Seenachtsfest in Sondern. Doch die komplette Saison muss ausfallen.

Eigentlich würde für Martin Reißner jetzt die Hochsaison beginnen: Große Feste, Veranstaltungen, Hochzeiten - und natürlich Feuerwerke. Doch dieses Jahr ist alles anders. Für den Meister für Veranstaltungstechnik in der Stadthalle Attendorn, der im Nebengewerbe als Pyrotechniker arbeitet, bedeutet das Coronavirus enorme Verluste. „So wie es aussieht können wir in diesem Jahr kein einziges Feuerwerk machen“, sagt er. „Wir hoffen nur noch auf Silvester. Und selbst das kann noch keiner sicher sagen.“

Das Seenachtsfest in Sondern ist nur ein Beispiel von vielen, wo Martin Reißner normalerweise jedes Jahr sein Feuerwerk präsentiert. Doch das muss ausfallen. So wie alle Feuerwerke. Der staatlich geprüfte Groß- und Bühnenfeuerwerker ist eigentlich in ganz Europa unterwegs. Aber auch in Japan, China, Afrika. Silvester 2017/2018 hat der 54-Jährige mit seiner Kunst sogar dem Scheich in Abu Dhabi eine Freude gemacht. Momentan bleibt dem Experten für Pyrotechnik aus Neger allerdings nur die Erinnerung daran. „Wenn das mein einziger Verdienst wäre, müsste ich jetzt Insolvenz anmelden“, bringt er es auf den Punkt.

Kein alternatives Konzept

100 Prozent Verlust – das ist die Bilanz der Corona-Krise bei den Großfeuerwerkern. Denn: Ein alternatives Geschäftskonzept, beispielsweise in Form eines Online-Shops, ist in der Branche nicht möglich. Schließlich dürfen die Feuerwerkskörper – außer pyrotechnische Gegenstände der Kategorie F1 (Wunderkerzen) -- nur in einem bestimmten Zeitraum vor Silvester verkauft werden. „Bei uns geht das blanke Entsetzen durch die Reihen“, betont Martin Reißner. „Es geht ja nicht nur um uns Feuerwerker. Was ist mit unseren Zulieferern, die aus China importieren? Ich habe da extreme Befürchtungen. Ich bin mal gespannt, wer das überlebt.“

Es sind nicht nur die ausfallenden Feuerwerke und die damit einhergehenden fehlenden Einnahmen, die ihm zu schaffen machen. Seine GmbH verursacht schließlich weiter Kosten. Fuhrpark und Betriebsräume müssen weiter finanziert werden.

Bereits geleistete Anzahlungen hat Martin Reißner zurückerstattet. Auch wenn ihm gemäß der Geschäftsbedingungen zumindest ein Teil zugestanden hätte. „Mir ist dann die Zufriedenheit meiner Kunden wichtiger“, sagt er. „Die Menschen müssen mir vertrauen können. Und vielleicht kommen sie ja dann wieder, wenn sie ihre Hochzeit feiern dürfen.“

Vom Land NRW hat er eine Zuwendung von 9000 Euro erhalten – das ist aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, sagt Reißner.

Hoffen auf Silvester

Martin Reißner kann zurzeit nur abwarten -- und auf das Silvestergeschäft hoffen. Bis dahin läuft seine Arbeit in der Stadthalle weiter. Erst neulich hat das Attendorner Kultur-Team ein Rock-Konzert auf die Beine gestellt, das über YouTube übertragen wurde. Und auch für den Attendorner Kultursommer, der in Form eines Auto-Kinos stattfinden wird (unsere Zeitung berichtete) laufen die Planungen. „Wir haben ein paar gute Ideen“, verrät Martin Reißner.

Außerdem werde die Zeit genutzt, um die Stadthalle wieder auf Vordermann zu bringen - um dann wieder voll durchstarten zu können, sobald es grünes Licht gibt.

Auch das Seenachtsfest ist aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. „Wir wünschen euch, dass ihr gesund durch diese besondere Zeit kommt und freuen uns darauf, euch im August 2021 wieder am Biggeufer begrüßen zu dürfen“, teilt das Veranstaltungsteam mit. Das besteht aus den Sportfreunden Biggetal, dem Surfclub Sauerland, dem Musikverein Sondern sowie der Personenschifffahrt Biggesee