Drolshagen. Mal zur Abwechslung eine gute Nachricht inmitten der Krise: Der Drolshagener Metallverarbeiter Kirchhoff freut sich über volle Auftragsbücher.

Es erinnert schon ein wenig an das berühmte gallische Dorf, das gegen den Trend schwimmt und dem Welten-Eroberer Cäsar die lange Nase macht. Die Kirchhoff GmbH besitzt zwar keinen Zaubertrank, wie Geschäftsführer und Gesellschafter Marius Ohms (31) grinst, sondern Glück und Geschick zur rechten Zeit.

Die Corona-Krise, unter der Wirtschaft und Industrie derzeit ächzen, ist an dem mittelständischen Metallverarbeiter aus Drolshagen bisher abgeprallt, wie Cäsars Legionen an den Schilden der Gallier.

Von Hubert Kirchhoff gegründet

Wir wollten wissen, wie das möglich ist und besuchten die Anfang der 60er Jahre vom Drolshagener Hubert Kirchhoff gegründete Firma, die sich heute im Besitz von Marius Ohms und seinem Geschäftspartner Thomas Menke (59) befindet, ganz nebenbei auch sein Schwiegervater.

Modernste Technik bei der Drolshagener Kirchhoff GmbH.
Modernste Technik bei der Drolshagener Kirchhoff GmbH. © WP | Josef Schmidt

„Die Auftragsbücher sind in der Tat gut gefüllt, wir würden am liebsten sofort eine Handvoll Zerspanungsmechaniker einstellen. Wer Interesse hat und verfügbar ist, darf sich bei uns melden“, lässt der 31-jährige Firmenchef, selbst Zerspanungsmechanikermeister, keinen Zweifel an der für die Kirchhoff GmbH guten Konjunktur. Ganz am Rande: Mit dem großen Namensvetter aus Iserlohn und Attendorn verbindet die Drolshagener tatsächlich nur der Nachname.

Nach den Gründen gefragt, warum es im Betrieb in der Drolshagener Trift so gut läuft, braucht Ohms nicht lange zu überlegen: „Wir haben uns seit etwa Mitte des Jahrzehnts breiter aufgestellt, setzen auf neue Kunden, neue Märkte, neue Technologien.“ Ohms verschweigt nicht, dass auch Glücksgöttin Fortuna zur Seite gestanden habe, denn Kirchhoff erwischte Kunden, deren Geschäft nicht nur in guten Zeiten brummt und coronakrisenfest ist.

Großkunde Krone

Da sei unter anderem der Landmaschinen-Hersteller Krone aus Spelle im Emsland zu nennen, der ungeachtet von Corona konsequent auf Wachstum setze. Ohms: „Während viele kleine Landwirte im mittlerweile dritten Trockenjahr in Folge beim Geldausgeben vorsichtig sind, profitiert Krone offenbar von den Großen der Branche, die gerade jetzt in modernere Maschinen investieren, ob nun in Feldhäcksler, Silowagen oder Pressen für Strohballen.“ Allesamt Maschinen, in denen Metallteile aus Drolshagen ihren Dienst verrichten. Das Familienunternehmen aus Spelle habe ehrgeizige Ziele, wolle bis 2025 von derzeit 500 Millionen Euro Umsatz auf eine Milliarde Euro wachsen.

Weiteres wichtiges Standbein: Die Firma Eibach aus Finnentrop, bekanntlich auch im Motorsport zu Hause. Für Eibach stellen die Drolshagener Präzisions-Drehteile her. Eine Sparte, die trotz Corona läuft, da viele Hobby-Tuner, vermutet Ohms, momentan mit Akribie und Leidenschaft an ihren Fahrzeugen schraubten. Und Geld investierten.

Baubranche boomt sowieso

Momentan stärkstes Standbein ist aber die Energie-, Heizungs- und Sanitärbranche, die unter anderem auf Flansche von Kirchhoff setzt, also dort gedrehte Präzision benötigt, wo Distanzen überbrückt oder Rohranschlüsse passend gemacht werden müssen. Und dass der Bausektor seit vielen Jahren boomt, ist ohnehin kein Geheimnis.

Dass alle drei Standbeine in der Corona-Krise genauso gut wie vorher funktionieren würden, eher noch besser, habe man gar nicht zu hoffen gewagt.

Ohms: „Wir hatten wie viele andere Firmen auch die Befürchtung, dass Corona uns treffen würde. Bis jetzt merken wir davon aber keine Spur.“ Alle Kirchhoff-Kunden hätten weder einen Produktionsstopp zu verkraften noch einen Riss in der Lieferkette, und das sei inmitten der vermutlich größten Wirtschaftskrise nach dem Krieg schon eine beachtliche Ausnahme.

Und eine gute Fügung für den Zerspanungsspezialisten aus dem Drolshagener Land.