Kreis Olpe. Kunden müssen beim Einkaufen nun einen Mundschutz tragen, ebenso Fahrgäste in Bussen und Bahnen. Wie läuft das? Eine Stichprobe im Kreis Olpe.

Ingrid Kampf sitzt mit einem Schutzvisier an ihrem Arbeitsplatz. Eine neue Situation für die Kassiererin im Dornseifer in der Martinstraße in Olpe. Bis vor kurzem hatte noch der Spuckschutz an der Kasse gereicht. Doch ab heute gilt Mundschutzpflicht beim Einkaufen sowie in Bus und Bahn. Alle Mitarbeiter und die Kunden dürfen dementsprechend nur noch mit einem Mund-Nasen-Schutz den Markt betreten. Doch wie reagieren die Kunden?

Stefanie Schmitz, Kassiererin.
Stefanie Schmitz, Kassiererin. © WP | Verena Hallermann

Es ist ein ungewohntes Bild. Die Dame am Blumenstand trägt einen Mundschutz, genau wie die Verkäuferinnen an der Backwaren-Theke. Einige der Kassierinnen haben sich für ein Schutzvisier mit Plexiglas entschieden. „Das ist angenehmer mit der Brille“, erklärt eine Kassiererin ihrem Kunden. Am Kassenband zeichnet sich ein farbfröhliches Bild ab. Die meisten Kunden tragen eine Stoffmaske, andere haben sich für eine Einwegmaske entschieden. „Bis jetzt kommen alle Kunden auch wirklich mit einer Maske rein“, erzählt Stefanie Schmitz, Kassiererin. „Für uns ist das Tragen sehr ungewohnt. Nach einer gewissen Zeit wird das warm unter der Maske. Aber es geht.“

Kein großer Widerstand

Der Dornseifer-Markt verzichtet auf einen Security-Service. Sollte ein Kunde tatsächlich mal ohne Mundschutz den Markt betreten wollen, machen ihn die Mitarbeiter höflich darauf aufmerksam, erklärt Marktleiter Peter Schneidersmann. „Wir haben auch Einweg- oder Mehrweg-Masken im Sortiment, sollte zum Beispiel jemand mal seine Maske zuhause vergessen“, sagt er. „Es gibt keinen großen Widerstand. Das verstehen alle. Es ist halt eine Anordnung von oben.“

Der Dornseifer-Markt ist trotz der neuen Mundschutzpflicht auch heute gut besucht, vier Kassen sind geöffnet, die Kunden sind einigermaßen entspannt. Eine davon ist Christiane Bree aus Drolshagen. „Es ist sehr anstrengend, unter der Maske zu atmen“, sagt sie. „Ich setze die Maske auch wirklich nur auf, wenn ich irgendwo reingehe. Viele lassen die auch im Auto auf, das ist natürlich Quatsch.“

Bus, Bahn, Baumarkt

Ob Bus, Bahn oder Baumarkt, auch in Lennestadt und Kirchhundem ist die Maskentragepflicht angekommen, ergab dort eine erste Stichprobe. Alle Bürgerinnen und Bürger tragen die Mund- und Nasenschutze beim Betreten eines Ladens oder in Bus und Bahn ohne zu murren.

„Keine Probleme, alle befolgen die Regeln“, meldet Steffen Graf, Leiter des Hagebaumarktes in Altenhundem. Schon um 9 Uhr, als sich die tägliche „Eröffnungswarteschlange“ vor der Eingangstür aufreihte, hatte jeder Kunde die Maske bereits aufgesetzt oder griffbereit um den Hals baumeln. Nur eine Person habe keine Maske gehabt, so der Sicherheitsbeauftragte am Eingang, dieser habe sich dann im Markt aber sofort eine gekauft.

Hochbeetbau statt Dänemark-Urlaub

Während manche mit professionellen Masken aus dem Pflege- und Medizinbereiche unterwegs waren, setzen viele auf Masken aus privater Produktion - sowie Simon Eickhoff und Freundin Irina Daum aus Halberbracht, die sich das Holz für ein neues Hochbeet im Garten im Baumarkt besorgten. Hochbeeteigenbau als Ersatzmaßnahme für den ausgefallenen Dänemark-Urlaub, das hätten sich die beiden vor einigen Wochen auch nicht träumen lassen.

Einkauf im Baumarkt - natürlich nur mit Maske, für Simon Eickhoff aus Halberbracht und Freundin Irina Daum kein Problem. 
Einkauf im Baumarkt - natürlich nur mit Maske, für Simon Eickhoff aus Halberbracht und Freundin Irina Daum kein Problem.  © WP | Volker Eberts

Am Busbahnhof und auf den Bahnsteigen der Ruhr-Sieg-Strecke in Altenhundem das gleiche Bild: Mit der Maske in der Hand oder in der Tasche warten die Fahrgäste auf ihren Bus oder Zug. „Ich finde das in Ordnung, man fühlt sich sicherer, wenn es enger zugeht“, sagt Klaudia Stolberg aus Welschen Ennest.

Auch in den Bussen müssen die Busfahrer nicht disziplinarisch eingreifen. Die wenigen Fahrgäste, die die Busse nutzen, sind vorbereitet. „Wenn die Schulen wieder losgehen, wird das anders aussehen“, vermutet ein Busfahrer. Er und seine Kollegen müssen hinter dem Lenker keine Masken tragen. Die Fahrerbereiche wurden mit faltbaren Kunststoffmatten als Infektionsschutz ausgestattet.

Jede freie Minute Luft holen ohne Maske

Diesen „Luxus“ haben die Angestellten im Baumarkt, die nicht an der Kasse sitzen, nicht. Sie müssen wie die Kunden während der Arbeitszeit die Masken tragen. „Das ist schon sehr anstrengend“ so eine Mitarbeiterin. Jede Pause und jeder Gang zur Toilette oder ins Freie wird genutzt, um kurzzeitig tief Luft zu holen - und zwar ohne Maske.

Als ätzend empfindet Sigrid Tump, Verkäuferin bei Königs Brot an der Kölner Straße in Attendorn, dass sie den ganzen Tag über die Maske trägt. Dabei müsste sie es gar nicht, der Abstand zu den Kunden sei groß genug. „Das ist mir aber sicherer“, sagt sie und holt schließlich aus: „Ich schwitze hier drunter, es ist warm, man bekommt kaum Luft und meine Brille beschlägt immer.“ Doch Jammern nütze auch nichts.

Mehr Wertschätzung durch Maske

Am Anfang beschlich auch Nicole Kost, Inhaberin des gleichnamigen Wein- und Spirituosengeschäftes am Kirchplatz in der Hansestadt, ein eher befremdliches Gefühl beim Tragen der Masken. Das hat sich aber geändert. „Mittlerweile nehme ich es wohlwollend auf. Meine Kunden kamen schon vergangene Woche mehr und mehr mit ihren Masken und halten sich auch jetzt an die neue Regel. Natürlich tragen auch wir bei der Kundenberatung einen Schutz.“ Im Übrigen würde die Maske schon allein durch das reine Tragen dazu beitragen, dass die Leute viel sorgsamer und wertschätzender miteinander umgehen.

Nicole Kost, Inhaberin des gleichnamigen Wein- und Spirituosen-Fachgeschäftes, trägt bei der Beratung ihrer Kunden natürlich eine Maske.
Nicole Kost, Inhaberin des gleichnamigen Wein- und Spirituosen-Fachgeschäftes, trägt bei der Beratung ihrer Kunden natürlich eine Maske. © WP | Flemming Krause

Mit einer OP-Maske über Mund und Nase lässt sich am Montagnachmittag auch Alex aus Attendorn bei Sport Falkenberg in der Niedersten Straße beraten. „Für mich ist das okay, ich bekomme hier drunter gut Luft“, erklärt der junge Mann, ehe er sich wieder im Sportgeschäft umschaut. Offensichtlich hat er sich mit der neuen Situation sehr schnell arrangiert.