Kreis Olpe. Jede fünfte Commerzbank-Filiale wird geschlossen. Im Kreis Olpe gewinnt die Bank Kunden hinzu. Wie geht es mit den hiesigen Standorten weiter?

Die Commerzbank hat im vergangenen Jahr ihre positive Entwicklung im Marktbereich Olpe, zu dem auch die Filialen Attendorn und Lennestadt zählen, fortsetzen können. Im Privatkundensegment stieg das Geschäftsvolumen gegenüber dem Vorjahr um 6,8 Prozent auf über 225 Millionen Euro. Insgesamt wurden hier in der Region netto 360 neue Kunden hinzugewonnen, das sind noch einmal 25,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt werden damit in der Region rund 12.300 Kunden betreut.

„Die Bereitschaft zum Wechsel der Bankverbindung ist so hoch wie nie zuvor“, sagte Thomas Werthenbach, Marktbereichsleiter Privatkunden der hiesigen Commerzbank. „Wichtiger Erfolgsfaktor war auch 2019 das kostenlose Girokonto.“

Die Commerzbank hatte im Herbst angekündigt, ihr Filialnetz bis Ende 2022 deutlich auszudünnen. Von den rund 1000 Standorten sollen 200 aufgegeben werden. Ob auch die Filialen in Olpe, Attendorn und Lennestadt geschlossen werden, stehe noch nicht fest, erklärte eine Sprecherin auf Nachfrage.

Das seit zehn Jahren andauernde Zinstief macht den Kunden zu schaffen. „Bei null Prozent Zinsen und 1,5 Prozent durchschnittlicher Inflation haben Kunden auch 2019 wieder einen Teil ihres Vermögens verloren. Seit Ende 2010 liegt dieser Wertverlust pro Bundesbürger insgesamt bei 1.638 Euro – auch hier in unserer Region“, betonte Werthenbach.

Wertpapiere weiter sehr gefragt

„Jeder Anleger muss sich überlegen, ob er seine Anlagen unverzinst auf einem Tages- oder Festgeldkonto belässt - das gilt auch in der derzeitigen Krise. Selbst mit einem konservativ ausgerichteten Vermögensmanagement konnten Kunden im vorigen Jahr einen Wertzuwachs von 8,3 Prozent erzielen. Diese Anlageform macht inzwischen einen Anteil von 66,6 Prozent an unseren Wertpapieranlagen aus.“ Insgesamt ist das Wertpapiervolumen in der Region um 5 Prozent auf rund 49 Millionen Euro gestiegen.

Die Experten der Commerzbank erwarten nach einer Rezession im ersten Halbjahr bereits in der zweiten Jahreshälfte 2020 eine Erholung in der Realwirtschaft und damit auch an den Börsen: Wer sein Geld mittelfristig angelegt und breit gestreut hat, sollte Ruhe bewahren. Panikverkäufe sind das Schlimmste, was man jetzt tun kann.

Auf der anderen Seite sorgte das Zinstief für einen Zuwachs im Kreditgeschäft. So wurden im Baufinanzierungsbereich 2019 neue Kredite in Höhe von 11 Millionen Euro ausgereicht, damit erhöhte sich das Bestandsvolumen auf 95,7 Millionen, ein Plus von 3,8 Prozent.

Bis 2023 alle Produkte auf dem Smartphone

Mit Blick nach vorn machte Thomas Werthenbach deutlich, dass die Commerzbank ihre mobilen Angebote weiter ausbauen wird. Im Marktbereich Olpe liegt der Anteil der Kunden, die aktiv Online-Banking nutzen, inzwischen bei über 50 Prozent. „Unser Ziel: Bis Ende 2023 sollen alle Produkte auf dem Smartphone abschließbar sein. Damit hat man seine Bank quasi in der Hosentasche“, so Werthenbach.

„Der Mittelstand in der Region wird in den nächsten Jahren insbesondere für die zwei Megatrends Digitalisierung und Klimawandel Lösungen finden müssen“, äußerte sich Michael Borke, verantwortlicher Standortleiter für Firmenkunden ab 15 Millionen Jahresumsatz. Zudem gebe es weitere Themen wie Fachkräftemangel, Unternehmensnachfolge oder internationale Handelskonflikte, die die Unternehmen vor große Herausforderungen stellen. Die Commerzbank Mittelstandsbank plane, den Firmenkundenvertrieb in den nächsten Jahren gezielt auszubauen.

Zahlungspause bei Kurzarbeit möglich

Arbeitnehmer, Selbstständige und Mittelständler beschäftigt derzeit vor allem ein anderes Thema – sie alle fürchten sich vor den wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus. „Wir stehen auch in dieser schwierigen Situation eng an der Seite unserer Kunden“, versichert Thomas Werthenbach.

Das gilt sowohl für Privatkunden als auch für Unternehmen. Privatkunden, die zum Beispiel von Kurzarbeit betroffen sind, gewährt die Commerzbank bei Ratenkrediten eine dreimonatige Zahlungspause unter Verzicht auf eine erneute Kreditwürdigkeitsprüfung. Unternehmerkunden und Mittelständler, die aufgrund der Krise Liquiditätsengpässe haben, werden zu den neu aufgesetzten und ausgeweiteten KfW-Corona-Kreditprogrammen des Bundes beraten.