Kreis Olpe. Wegen des Coronavirus müssen alle Großveranstaltungen bis zum 31. August ausfallen. So reagieren die Schützen im Kreis Olpe auf diesen Entschluss.

Nun ist es offiziell. Alle Großveranstaltungen bleiben aufgrund des Coronavirus bis mindestens 31. August verboten. Das trifft nicht nur das geplante Biggesee Open-Air. Auch die gesamte Schützenfest-Saison im Kreis Olpe steht auf der Kippe.

Aktuell fehlt aus Düsseldorf noch eine offizielle Aussage, ob Schützenfeste generell zu den Großveranstaltungen zählen. Aber Markus Bröcher, Kreisoberst des Kreisschützenbundes Olpe, ist sich sicher. „Wir hoffen, dass wir bald Klarheit bekommen“, so Bröcher. „Wobei ich persönlich stark davon ausgehe, dass es bis zum 31. August keine Schützenfeste geben wird, weil alles andere wäre nicht nachvollziehbar.“

Markus Bröcher ist seit 1982 im Schützenwesen aktiv, seit 2015 ist er der Kreisoberst des Kreissschützenbundes Olpe. Er kann sich nicht entsinnen, dass jemals eine komplette Schützenfest-Saison im Kreis Olpe ausgefallen ist. Lediglich seien mal die Schützenbälle in Zeiten des Golfkrieges abgesagt worden. Mit Blick auf die Corona-Krise hält er eine ausfallende Schützenfest-Saison aber für die richtige Lösung. „Vergnügt feiern kann nur der, der ein sicheres Umfeld hat“, erklärt er. „Der besondere Reiz des Schützenwesens ist der generationsübergreifende Faktor. Wenn man da ein Schützenfest feiert, wo alle Menschen aus einer Risikogruppen zuhause bleiben müssen, das wäre kein Schützenfest.“

Der erste Schritt der Lockerungen

Mancher Verein plant, sein Schützenfest nachzufeiern, erzählt der Kreisoberst. Ob das mit Blick auf die Terminflut und die derzeitige Unsicherheit, wie es tatsächlich nach dem 31. August weitergehe, sinnvoll sei, vermag Markus Bröcher nicht zu beurteilen. „Wir sind gerade erst in der Einstiegsphase der Lockerungen, da muss man erstmal abwarten, wie sich das entwickelt“, macht er deutlich. „Ob wir nach dem 31. August wieder das normale Leben haben, wage ich mal zu bezweifeln.“

Vereinzelt gibt es Vereine im Kreis Olpe, die ihr Schützenfest ohnehin erst im September feiern. Es bleibe den Vereinen selbst überlassen, ob sie – sofern das Verbot bis dahin tatsächlich aufgehoben würde – feiern oder nicht.

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Nun warte man auf die offizielle Aussage aus Düsseldorf. Aktuell sorgt die Definition der „Großveranstaltung“ noch für ein großes Fragezeichen, ob diese tatsächlich auch alle Schützenfeste im Kreis Olpe mit einschließt. „Es macht ja wenig Sinn, zu sagen, der eine Verein darf feiern und der andere nicht“, sagt Bröcher. „Das wäre ungerecht.“

Enttäuschung und Verständnis bei den Vereinen

Doch wie reagieren die Schützenvereine? „Eine gewisse Traurigkeit und Enttäuschung ist sicherlich überall vorhanden“, berichtet Bröcher. „Wäre ja auch schlimm, wenn dem nicht so wäre.“ Schützenfeste sind zum einen zwar auch ein Kostenfaktor, auf der anderen Seite nehmen die Vereine dadurch auch Geld ein. Zwar werden bestehende Verträge aufgrund der höheren Gewalt nicht zum Tragen kommen, aber Schützenvereine generieren ja auch gewisse Einnahmen, die genutzt werden, um Hallen und Plätze zu unterhalten.

Das Schützenfest in Olpe wird in diesem Jahr wohl nicht wie gewohnt im Juli stattfinden können. Peter Liese, Major des St.-Sebastianus-Schützenvereines Olpe, hält auch einen Ausweichtermin für unrealistisch. „Das könnte wenn überhaupt ja nur der September werden“, sagt Peter Liese. „Vielleicht kommen Menschen auch aus Angst nicht, das würde nur ein halbes Fest, das wollen wir nicht.“ Außerdem – sollte es im September grünes Licht geben für Großveranstaltungen – würden schließlich einige Vereine nachfeiern wollen. „Dann ruht das halt mal ein Jahr“, sagt Liese. „Es gibt im Moment Baustellen, die sind noch viel wichtiger.“

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Dennoch: Ein Jahr ohne Schützenfest in Olpe, darüber würde sich natürlich keiner freuen. „Ich werde oft in der Stadt drauf angesprochen“, erzählt Liese. „Natürlich sind wir alle traurig. Aber die Menschen finden es richtig, dass es nicht stattfindet.“ Die Regentschaft der Majestäten verlängert sich einfach um ein Jahr. Das Vereinsleben läuft derzeit nur eingeschränkt weiter. Sitzungen finden aktuell nicht statt.

Kein Ausweichtermin in Finnentrop

Für die Mitglieder des Bürgerschützenverein Finnentrop kommt die Entscheidung nicht überraschend, dass Großveranstaltungen bis Ende August ausgesetzt werden. „Wir haben uns schon im Vorfeld abgesprochen und gesagt, dass das Ganze auf wackeligen Füßen steht“, sagt Sebastian Hatzfeld, 1. Vorsitzender des BSV.

Das Finnentroper Schützenfest sollte am ersten Juliwochenende stattfinden, bis zu 1000 Menschen tummeln sich dann beim großen Festumzug. „Die Entscheidung, Großveranstaltungen weiter zu verbieten, finden wir richtig und wichtig“, so Hatzfeld weiter. Der BSV-Vorstand selbst habe bereits darüber nachgedacht – ungeachtet des aktuellen Regierungserlasses –, sein Schützenfest in diesem Jahr ausfallen zu lassen.

Da an der Schützenhalle des BSV aktuell Umbauarbeiten vorgenommen werden, die noch länger andauern dürften, hätte man im Sommer auf ein Festzelt ausweichen müssen. „Das hatten wir natürlich schon bestellt und auch die Verträge mit unseren Getränkelieferanten sind sehr langfristig angelegt“, meint Hatzfeld. In den kommenden Tagen wolle der Schützenvorstand aber Gespräche mit den beteiligten Firmen suchen, um so gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, die beiden Seiten gerecht werden sollen.

Einen Ersatztermin für das Schützenfest wird es in Finnentrop nicht geben. „Wir haben uns darauf geeinigt, dass unsere Majestäten ein Jahr länger im Amt bleiben. Die mussten ja auch auf die einen oder anderen Feierlichkeiten verzichten, so dass sie jetzt die Chance bekommen, die noch bis zum Sommer 2021 nachzuholen.“