Attendorn. Dechant Andreas Neuser ließ es sich trotz Corona nicht nehmen, in der verschlossenen Attendorner Kirche die Ostersemmel zu segnen.

„Die gesegnete Ostersemmel war immer schon ein Zeichen für mehr, ein Zeichen für das Miteinander in unserer Stadt, ein Zeichen der Identität, der Gemeinschaft und auch der Solidarität“, so Dechant und Pfarrer Andreas Neuser anlässlich der Semmelsegnung am Karsamstag in der verschlossenen Attendorner Pfarrkirche.

Dank moderner Technik lief die Semmelsegnung via Livestream über das Internet, und Gemeindereferent Alexander Müller konnte nach der Übertragung exakt sagen, dass als Höchstzahl 796 Besucher eingeschaltet haben. Da oft nicht nur eine Person das Geschehen verfolgte, ist diese Zahl recht beachtlich.

Kreativität ist in dieser Zeit gefragter denn je, und so wird mit der Internet-Semmelsegnung keine Lücke im Geschichtsbuch entstehen, denn das Semmelsegnen ist nachweislich seit 1658 ein guter Brauch in der alten Hansestadt.

Dank an Bäcker, Konditoren und Metzger

Andreas Neuser bedankte sich bei den Bäckern und Konditoren, bei denen es ohne eine Nachtschicht nicht geht, diese Mengen an Brot zu backen. Aber auch die Metzger mit dem schmackhaften und guten Knochenschinken waren ihm ein Dankeschön wert. Der Pfarrer war angetan von den vielen Initiativen der letzen Wochen. So hatte er vernommen, dass Familien ein Osterkreuz im Kleinformat im Garten errichteten. All das bedeutet für Pastor Neuser, dass „Ostern in Attendorn auch in Coronazeiten etwas Besonderes bleibt“.

Turmblasen auch möglich

Nachdem alles Traditionelle rund um die vier Osterkreuze ausfiel, war eine alte Überlieferung - da der Mindestabstand um ein Vielfaches eingehalten wird - noch möglich: Das Turmblasen am Karfreitag und –samstag. Wenn die Glocken an diesen beiden Tagen schweigen, bläst Felix Heinze aus Windhausen zwei langanhaltende Töne auf einem Horn, das schon älter als 350 Jahre ist und in alter Zeit der Nachtwächter benutzte. Felix Heinze brauchte 2016, als er dieses Amt übernahm, die Nutzung des alten Relikts nicht lernen, denn er ist seit 15 Jahren im Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Attendorn als Tenorhorn-Bläser aktiv. Zusätzlich bekleidet er das Amt des Kassierers.

140 Stufen ist eine Strecke, bis er an den Fensteröffnungen des Sauerländer Doms, von denen er in die vier Himmelsrichtungen das Horn ertönen lässt, angekommen ist.