Olpe. Der Meditations- und Fastenweg in St. Martinus soll den Menschen Mut machen. Schwester Gertrudis Lüneborg stellt die verschiedenen Stationen vor.
Ein kleiner Tisch, darauf ein goldenes Kaffee- und Teegeschirr mit zwei Gedecken, um zu zweit, das heißt mit sich und Gott auf Du und Du zu sein. An anderer Stelle ein Spiegel, um sich anzuschauen, zu sehen und zu fühlen, was hinter der Fassade steckt.
Das sind zwei Stationen von den insgesamt sieben des Fasten- und Meditationsweges, der zurzeit in St. Martinus angeboten wird und einlädt, mit offenen Augen durch die Kirche zu gehen, sich selbst, das Leben und den Glauben zu entdecken und zu erfahren. Die Idee dazu hatten Maria Bergerhoff vom Gemeindeausschuss und Anne Polarek aus dem Kinderkirchenkreis.
Persönliche Beziehung zu Gott
Umgesetzt wurde er in Zusammenarbeit mit Schwester Gertrudis Lüneborg. „Die Idee ist schon vor Corona entstanden. Weil wir wissen, dass im Laufe eines Tages viele Menschen in die Kirche kommen auf der Suche nach einem Ort zum Innehalten. Nun ist der Weg eher ungewollt zu einem sehr besonderen und guten Angebot im Pastoralverbund geworden“, sagt Schwester Gertrudis, die sich über viele positive Rückmeldungen freut. Diese bekommt sie per Mail oder telefonisch oder sie merkt es an den Gebets- und Meditationstexten, die sie immer wieder neu in Kopien auslegt, weil sie auch mit nach Hause genommen werden können. „Die Kaffee- und Teestation kommt natürlich ein bisschen witzig daher“, findet die Schwester und erklärt, was hier die Intention ist: „Sich Zeit nehmen und einfach mal ganz offen sein. Es ist die Ermutigung zu einer ganz persönlichen Beziehung zu Gott und über Dinge zu reden und zu schweigen, von denen kein Dritter erfährt.“
Mutmacher, das sollen und wollen die Stationen des Meditations- und Fastenwegs in St. Martinus alle sein. Da gibt es zum Beispiel eine, die fordert gezielt zur Neugierde auf. „Unsere Verhaltensweisen sind sehr davon geprägt, Dinge nicht zu dürfen. Neugierig zu sein, ist aber sehr wichtig. Denn ohne erfahre ich auch nichts Neues“, erläutert Schwester Gertrudis und verweist weiter auf die Stationen bei der Mutter Gottes sowie in der Anbetungskapelle für die Franziskanerin Maria Theresia Bonzel, die ihrer Wahrnehmung nach besonders beliebt sind. Bei letzterer geht es beispielsweise um den Gleichklang mit sich selbst. Auch eine spannende Sache, die, wenn man so will, neugierig macht.
Einzigartiges Interieurstück
Von ganz anderer Art dagegen ist die Station an dem Vortragekreuz, das an der Giebelwand des nördlichen Querhauses steht. Das Kreuz mit den Arma Christi stammt aus dem 17. Jahrhundert, ist eine Stiftung der 1617 gegründeten Kreuzbruderschaft und stand einst in der Kreuzkapelle. In seiner Art ist es einzigartig in der Region. Da zu seiner Entstehungszeit viele Menschen weder lesen noch schreiben konnten, erzählt es mit den verschiedenen Symbolen beziehungsweise Leidenswerkzeugen – Geldstück, Hahn, Schwert, Würfel, Dornenkrone, Schwamm, Lanze, Zange und Leiter – den Passionsweg.
Es ist das einzige Kreuz, das in den zwei Wochen vor Ostern nicht verhüllt ist. Damit dieses einzigartige Interieurstück im Detail betrachtet werden kann, haben Gertrudis Lüneborg und ihre Mitstreiterinnen ein Fernglas in die Bankreihen des Querhauses gehängt. Bis Ostern kann der Fasten- und Meditationsweg besucht werden. Selbstverständlich nur allein und mit dem gebotenen Abstand zu anderen eventuellen Besuchern. Darauf weist ein Schild am Kircheneingang ausdrücklich hin.
Tagesimpulse auf der Webseite
Weitere Wege, die sich das Team vom Pastoralverbund ausgedacht hat, um mit den Menschen auf Distanz in Kontakt zu bleiben und Seelsorge zu machen, sind Tagesimpulse auf der Webseite und in Facebook sowie ein Corona-Kreuzweg in Schriftform, verfasst von Schwester Gertrudis, Krankenhauseelsorger Christoph Lange und Gemeindereferentin Gerlind Kaptain. Dass dieser mehr als gut ankommt, beweist auch eine Anfrage aus dem baden-württembergischen Neckarsulm. „Die Menschen können sich gerne und jederzeit mit ihren Erwartungen und Wünschen an uns richten. Es ist gut, wenn neue Wege der Seelsorge beschritten werden“, sagt Gerlind Kaptain.
Bleibt die Frage wie man das Osterfest als das höchste Fest im Kirchenjahr auch in der Corona-Krise zu einem ganz besonderen machen kann. „Es wird uns natürlich schwerfallen, auf die äußere Feier und gemeinsame Unternehmungen zu verzichten. Aber ich kann mein Haus schmücken. Ich kann überlegen, wem ich eine Freude machen kann durch einen Gruß oder ein Telefonat. Und ich kann überlegen, wer hat mir eine Freude gemacht hat und wofür ich dankbar bin“, sagt Schwester Gertrudis. „Die Osterbotschaft ist nicht abhängig vom Termin. Die Frage ist, was habe und finde ich, was mich ermutigt. Das ist dann keine lautstarke Freude, sondern eine innere, die wachsen darf.“
Zum Palmsonntag werden Palmzweige gesegnet. Dazu müssen die Palmsträuße bis Samstag in der Kirche abgelegt und sonntags wieder abgeholt werden. Wer seinen „Strauß“ wiederhaben möchte, bitte Namensschild anhängen. Am Ostersonntag läuten von 9.30 Uhr bis 9.45 alle Glocken. In der Karwoche gibt es gesegnete Osterkerzen für zu Hause in der Kirche.