Lennestadt. Alexander D. (Name geändert) war im Urlaub in Ischgl. Dort infizierte er sich mit dem Coronavirus. Der 41-Jährige erzählt, wie es ihm heute geht.

Es sollte ein normaler Urlaub werden. So wie jedes Jahr fährt Alexander D. (Name von der Redaktion geändert) nach Ischgl. Mit Freunden fährt er Ski, feiert in den Après-Ski-Bars. Die Stimmung ist gut, das Wetter traumhaft schön. Doch plötzlich ist alles anders. Die Touristen müssen ausreisen, der ganze Ort wird unter Quarantäne gestellt. Später wird in den Medien vom „Hotspot“ für das Coronavirus die Rede sein. Vorwürfe gegen die Verantwortlichen werden laut, zu spät reagiert zu haben. Hunderte sollen sich dort infiziert haben. Auch Alexander D. aus dem Raum Lennestadt. Er erzählt, welche Symptome er hatte und wie es ihm heute geht.

Alexander D. ist 41 Jahre alt, verheiratet und Vater eines kleinen Mädchens. Am 11. März zieht es ihn nach Ischgl. Natürlich ist das Coronavirus schon längst Thema. Und natürlich fragt sich der Lennestädter, ob er wirklich vereisen könne. Doch zu dem Zeitpunkt gibt es keine offizielle Reisewarnung. In Ischgl selbst sind nur wenige Fälle bekannt. Einzelfälle also. Genau wie in anderen Städten auch. Also warum nicht? Alexander D. tritt die Reise an, nicht ahnend, was ihn erwarten würde. „Im Nachhinein fragt man sich schon, warum ist man überhaupt gefahren", sagt er. „Aber damit konnte ja keiner rechnen."

Chaos bei der Ausreise

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Am Freitagabend, 13. März, muss er Ischgl plötzlich verlassen. So wie alle Touristen. Die Entscheidung fällt kurzfristig. Den Tag über ist Alexander D. noch ganz normal Ski gefahren. „Das hat sich innerhalb weniger Stunden entwickelt“, berichtet er. „Dann wurden wir aus dem Ort wirklich rausgeschmissen.“ Vom Hotel bekommt er einen Zettel. Eine Art Ausreisegenehmigung, wo die Personendaten vermerkt werden. In See, einem Ort knapp 15 Kilometer entfernt von Ischgl, werden Kontrollen eingerichtet. „Für die Fahrt haben wir statt 25 Minuten sechs Stunden gebraucht“, berichtet Alexander D. „Jedes Auto wurde angehalten und geprüft, ob die Leute diese Zettel haben.“ Aber nicht nur das. Die Ausreisenden werden noch befragt und aufgefordert, ohne Zwischenstopp nach Hause zu fahren und sich in Quarantäne zu begeben.

Natürlich begibt sich Alexander D. freiwillig in Quarantäne. Keine Frage. Zuhause geht er seiner Frau und seiner Tochter aus dem Weg. So gut es geht. Sie halten sich in getrennten Räumen auf. Schon am Samstag merkt er, dass er sich nicht wohlfühlt. Er hat Husten, später kommen Fieber und Schüttelfrost dazu. Ihm ist klar, dass es auch ihn erwischt hat. Aber es geht ihm gut, die Symptome sind mild. Am Montag, 16. März, ruft er seinen Arzt an. Dieser veranlasst beim Gesundheitsamt einen Test, Alexander D. steht nun offiziell unter Quarantäne. Für den folgenden Donnerstag bekommt er einen Termin. Er fährt zu der Teststation in Olpe, dort wird ein Abstrich genommen. Das Ergebnis wird dauern, teilt man ihm schon vor Ort mit.

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    Ein ungutes Gefühl bleibt

    Und es dauert wirklich. Am vorletzten Tag seiner Quarantäne, Donnerstag, 26. März, bekommt er das Ergebnis. Es ist positiv. Wie erwartet. „Seit mehr als einer Woche habe ich aber keine Symptome mehr“, berichtet Alexander D. Jedoch hätte er erwartet, dass auch seine Frau und seine Tochter getestet werden. Aber dem ist nicht so. Weil sie keine (Tochter) bis kaum (Ehefrau leichter Husten) Symptome hatten, werden sie nicht getestet. Eben weil die Kapazitäten fehlen. Beide bleiben die ganze Zeit auch zuhause, jedoch freiwillig. „Ich will gar nicht den Mitarbeitern vom Gesundheitsamt einen Vorwurf machen. Die haben Stress ohne Ende, setzen sich der Gefahr aus“, sagt Alexander D. „Aber meine Frau hätte gerne Klarheit gehabt.“

    Keine Symptome mehr

    Am Samstag war Alexander D. das erste Mal wieder einkaufen. Er darf sich wieder frei bewegen, weil er seit Tagen keine Symptome mehr hat. Auch arbeiten geht er wieder. Einen abschließenden Test gibt es aber nicht. Das ist nach Angabe des Kreises Olpe in Bezug auf die aktualisierten Richtlinien des Robert-Koch-Institutes nicht mehr notwendig. Ausschlaggebend sei die Symptomfreiheit. Ganz lässt Alexander D. das Coronavirus noch nicht los. „Ich bin da immer offen mit umgegangen, weil ich mir sage, infizieren kann sich jeder. Aber ich merke, wie die Leute mir jetzt besonders aus dem Weg gehen. Das setzt einem zu. Die Leute haben Angst.“

    Alexander D. hätte gerne trotz Beschwerdefreiheit einen weiteren Test. Und auch einen für seine Frau, die aktuell weiter im Homeoffice arbeitet. Einfach nur zur Sicherheit. Und auch, um Freunde zu beruhigen. Ski-Fahren will er in Zukunft weiterhin. Auch Ischgl bleibt für ihn ein Reiseziel. Auch wenn die österreichische Gemeinde nun so negativ im Fokus der Corona-Krise steht. Schließlich hätte er sich überall infizieren können, betont er.