Hünsborn. Corona sorgt auch bei Physiotherapie-Praxen für Sorgenfalten: Viele Patienten sind verunsichert, bleiben weg. Der Verband schlägt Alarm.

„Wir bleiben Zuhause“ – der Slogan soll helfen, die Corona-Pandemie einzudämmen. Und mittlerweile scheint die Botschaft in der Bevölkerung auch angekommen zu sein, nur noch für die nötigsten Erledigungen vor die Tür zu gehen. Aber: Was ist das Nötigste? Neben dem Einkauf in Supermärkten und Co. gehört dazu auch die medizinische Grundversorgung – inklusive der physiotherapeutischen Behandlung.

Vielen scheint das aber nicht bewusst zu sein. „Unser Telefon steht nicht mehr still, weil fast jeder Patient fragt, ob wir überhaupt noch geöffnet haben. Dabei gehören wir zu den medizinischen Diensten und bieten weiterhin alle Behandlungen an“, betont Nadine Schumacher, Inhaberin der gleichnamigen Physiotherapiepraxis in Hünsborn.

Auch interessant

Die Verunsicherung sei groß, Termine würden deswegen abgesagt oder nicht mehr eingehalten. Mit weitreichenden Folgen für Praxis und Patient.

Risikopatienten

„Parkinson-Patienten, Menschen, die einen Schlaganfall oder Bandscheibenvorfall erlitten oder ein künstliches Gelenk eingesetzt bekommen haben: All die sind auf unsere Behandlung angewiesen“, so Schumacher. Eine zu lange Therapieunterbrechung könne zu langfristigen und irreparablen Schäden führen. Die Angst, sich prinzipiell mit dem Virus anzustecken und diesen weiterzugeben, kann Schumacher verstehen. Zumal viele ihrer Patienten zur Risikogruppe gehören. „Aber wir haben alle Mittel ergriffen, die uns laut Infektionsschusetz zur Verfügung stehen.“ Konkret heißt das: Im Wartebereich wurden die Stühle umgestellt, um mehrere Meter Abstand zwischen den Patienten zu gewährleisten. Die Filz-Sitzauflagen wurden entfernt. Dafür werden Sitz, Rücken- und Armlehne nach jeder Benutzung desinfiziert. Gleiches gilt für sämtliche Türklinken in der Praxis. Beim Rein- und Rausgehen werden die Patienten zusätzlich darauf hingewiesen, sich die Hände gründlich zu waschen.

Vorsichtsmaßnahmen werden eingehalten

„Wir achten außerdem darauf, dass sich nur ein Patient pro Raum aufhält. Auch im Krankengymnastik-Raum, in dem sonst auch drei Personen gleichzeitig an den Geräten arbeiten können“, erklärt Schumacher. Auch hier wird jedes Gerät nach Benutzung desinfiziert. Behandlungen werden größtenteils nur noch mit Einmalhandschuhen und Mundschutz durchgeführt – vor allem im Bereich der CMD-Therapie (Craniomandibuläre Dysfunktion), bei der Fehlregulationen der Muskel- und Kiefergelenkfunktion behoben werden sollen. Grundsätzlich werden Personen mit jeglichen Krankheitssymptomen – ob typisch für Corona oder nicht – nicht in die Praxis gelassen.

Auch Risikopatienten, sprich ältere Menschen oder solche mit relevanten Vorerkrankungen, sollten die Praxis vorerst nicht aufsuchen. „Wir werden aber wahrscheinlich bald Hausbesuche anbieten. Das muss jedoch erst rechtlich vom Verband geklärt werden“, meint Schumacher.

Umsatzeinbußen

Auch Schumacher hat durch die Coronakrise Umsatzeinbußen. Sie hat in ihrem siebenköpfigen Team zwar noch keine Kurzarbeit anmelden müssen, viele andere Praxen hätten diesen Schritt aber bereits gehen müssen. Es sei ein finanzieller Drahtseilakt, keine Frage. Vielmehr geht es Schumacher aber um ihre Patienten, für die eine Nicht-Behandlung schwere gesundheitliche Konsequenzen haben könnte.