Kreis Olpe. Flatterband statt Kaffeeklatsch in den Bäckereien im Kreis Olpe: Auch sie spüren die Coronavirus-Krise bereits deutlich am Umsatz.

Flatterbänder, mit denen die Tische und Stühle abgesperrt werden, signalisieren derzeit vor und in vielen Bäckerei-Filialen im Kreis Olpe, dass auch dort auf Corona regiert. Fatal: Gerade jetzt, wo die Sonne nach draußen lockt, müssen die Unternehmen reagieren.

So auch die Bäckerei-Kette Hesse aus Welschen Ennest. Seniorchef Reinhard Hesse: „Wir haben uns immer an Recht und Gesetz gehalten, und das tun wir auch jetzt. Deshalb sind die Tische und Stühle mit den Flatterbändern seit Dienstag unzugänglich. Es geht momentan nun mal nicht anders.“ In sozialen Netzwerken habe man deshalb sogar Lob bekommen, berichtet Hesse über das Verständnis der Kunden für die Aktion.

Auf Din-A4 großen Infozetteln würden die Kunden über die Gründe informiert. Hesse: „Aber im Grunde muss ja jeder wissen, was los ist.“ Insgesamt beschäftigt das Unternehmen mit über 50 Filialen über 500 Mitarbeiter. Derzeit gebe es noch keinen Corona-Infizierten, auch keinen Verdachtsfall. „Sollte so etwas in einer unserer Filialen der Fall sein, müssen wir das gesamte Team unter Quarantäne stellen.“

Hesse weiter: „In der Produktion haben wir bestimmte Sortimente etwas zurückgefahren.“

Thekenverkauf läuft normal

„Unser Thekenverkauf geht ganz normal weiter“, betont Bäckermeister Georg Sangermann, Vorsitzender der Bäcker-Innung Westfalen-Süd. „Wir haben aber unser Café geschlossen.“

Auch interessant

Rund 6700 Corona-Tests hat der Kreis Olpe bislang angeordnet.
Von Thorsten Streber, Volker Eberts und Britta Prasse

Die Kunden hätten Verständnis für diese Maßnahme, zumal seit Dienstag auch sämtliche Restaurants geschlossen seien. Auch wenn der Erlass Sangermann und seine Bäckerkollegen nicht so hart trifft wie andere Gastronomen, haben sie hohe Umsatzeinbußen. „Wir haben vier Filialen im Kreis, die einen größeren Café-Bereich haben. Da haben wir schon ein Minus von etwa 35 Prozent“, schätzt Sangermann. Bei den Bäckereien, die in unmittelbarer Nähe zu einer Schule lägen, könne der Rückgang sogar bei fast 50 Prozent liegen. „Trotzdem versuchen wir, dass es in dieser Krise irgendwie weitergeht. Wie gesagt, der Verkauf von Backwaren geht ja weiter.“

WhatsApp-Service eingerichtet

Auch das Café Selter in Neu-Listernohl musste seinen Aufenthaltsbereich für Kunden schließen, verkauft aber weiterhin Brötchen, Brot, Kuchen und Co. über die Theke. „Ich kann mir aber vorstellen, dass das in den nächsten Tagen und Wochen weniger wird“, meint Patrick Selter, Sohn des Café-Inhabers Dieter Selter.

Deswegen hat das Selter-Team seinen Service ausgeweitet: „Wir haben eine WhatsApp-Nummer eingerichtet, auf der uns Menschen erreichen können, die nicht auf Kuchen, Cheesecake-Lollys und Co. verzichten möchten, aber eingeschränkt sind oder vielleicht zu einer Risikogruppe gehören und deswegen besonders vorsichtig sein müssen“, erklärt Patrick Selter. Unter dieser Nummer können die Kunden Bestellungen aufgeben oder nachfragen, was vorrätig ist.

„Wir bringen die Waren dann zu unserem Kundenparkplatz ans Auto und kassieren dort. Denkbar wäre aber auch ein Lieferdienst“, so Selter weiter. Dieser Service solle zunächst für Freitag, Samstag und Sonntag ermöglicht werden, könne bei Bedarf aber auch erweitert werden. „Für uns ist es nicht nur wichtig, dass unser Geschäft in dieser schwierigen Zeit überlebt, sondern wir fühlen uns auch verpflichtet, unsere Kunden zu versorgen.“ Vor allem, weil ein Teil der Kunden auch ältere Menschen seien.