Kreis Olpe. Die Industrie im Kreis Olpe stellt sich auf Corona ein. Es herrscht große Vorsicht. Noch läuft die Produktion aber weitgehend unvermindert.

„Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will“: Der Furcht erregende Leitsatz der Gewerkschaften hat mit den Jahrhunderten zwar seinen Schrecken verloren, doch das Corona-Virus könnte sozusagen zufällig zu eben jenem „starken Arm“werden, der die Räder in den Industriebetrieben auch im Kreis Olpe still stehen lässt.

Wir sprachen exemplarisch mit Arndt G. Kirchhoff (Kirchhoff-Group - Attendorn/Iserlohn) und Dr. Ludger Ohm (Ohm & Häner - Olpe/Drolshagen), die zusammen über 2.000 Menschen in der Region beschäftigen. Das Gute inmitten der Corona-Krise vorweg: Einen bestätigten Corona-Fall gibt es in keiner der Belegschaften, weder bei Kirchhoff noch bei Ohm & Häner.

Arndt G. Kirchhoff, Unternehmer aus Attendorn und Präsident des Metall- und Elektroindustrieverbandes NRW.
Arndt G. Kirchhoff, Unternehmer aus Attendorn und Präsident des Metall- und Elektroindustrieverbandes NRW. © WP | Josef Schmidt

„Momentan noch nicht, wir sind aber auch sehr vorsichtig“, sagte Arndt G. Kirchhoff auf Anfrage unserer Redaktion: „Einige unserer Leute gehören zu den Verdachtsfällen, die haben wir zu Hause lassen. Wenn beispielsweise einer aus dem Skiurlaub zurückgekehrt ist aus einer der problematischen Regionen, bleibt er zu Hause.“ Unternehmerische Reiseaktivitäten seien komplett eingestellt worden.

Kurzarbeit noch nicht notwendig

Die Produktion laufe noch normal, Kurzarbeit sei zwar vorsorglich angemeldet worden, sei aber noch nicht notwendig. Kirchhoff: „Wir haben bei uns eine sogenannte Engpass-Steuerung, womit wir auf Entwicklungen relativ schnell reagieren können.“ Wenn Lieferketten längerfristig unterbrochen würden, könne sich das natürlich auswirken. Momentan seien aber noch längerfristige Aufträge zu erfüllen. Abfallentsorgungsfahrzeuge hätten beispielsweise eine Lieferzeit von etwa einem Jahr. Kirchhoff: „Wir haben Bestellungen, die wir abarbeiten. Aber wir wissen natürlich auch nicht, was der Verbraucher morgen macht.“

Ein Thema sei momentan im Unternehmen die Kinderbetreuungsfrage. Kirchhoff: „Wir fragen gerade ab, wie viele unserer Mitarbeiter von der Kita- und Schulschließung betroffen sind und überlegen, was man tun kann. Unseren eigenen Kindergarten mussten wir ja auch schließen.“

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Ob es denkbar sei, dass auch Produktionshallen komplett geschlossen würden, hat auch Kirchhoff keine Antwort: „Natürlich kann man sagen: Wir machen Werksferien.“ Die Frage sei aber, für welchen Zeitraum ein solches Krisen-Szenario zu bewältigen sei. „Kirchhoff: „Die Politik ist engagiert, wir müssen halt abwarten.“

Übertragungsraten zu niedrig

Dr. Ludger Ohm (Ohm & Häner) kann das Olper Familienunternehmen ebenfalls noch als Corona-freie Zone bezeichnen: „Kein bestätigter Fall bis jetzt, nur Verdachtsfälle, also Beschäftigte, die Anzeichen verspüren oder mit Corona-Infizierten Kontakt hatten. Das betrifft etwa ein halbes Dutzend Leute bei uns.“

In Sachen Home-Office leide man unter „dünnen Datenleitungen“. Ohm: „Die Übertragungsraten sind zu gering. Das holt uns jetzt ein.“

Produktion läuft unvermindert

Die Produktion werde bisher noch vollständig aufrechterhalten. Ohm: „Wir halten unsere Leute zur Vorsicht an und bitten darum, nicht in Gruppen zusammen zu stehen, nicht gemeinsam zu Mittag zu essen und Abstand zu halten.“ Handläufe würden ebenso sorgfältig gereinigt wie Türklinken.

Die Produktion bei Ohm & Häner läuft unvermindert. Was noch kommt, weiß niemand.
Die Produktion bei Ohm & Häner läuft unvermindert. Was noch kommt, weiß niemand. © WP | Josef Schmidt

Darüber hinaus werde das Unternehmen gegen den Besuch von Dritten derzeit abgeschottet, bis auf notwendige Zulieferer. Aber auch am Werkstor würden für Fahrer von Zulieferfahrzeugen strenge Regeln gelten.

Derzeit brauche man die Produktion noch nicht herunter zu fahren. Aber: „Wenn jetzt auch noch die Umsätze einbrechen würden, wäre das das Schlimmste. Momentan spüren wir noch keinen Rückgang, was in der nächsten Woche passiert, weiß niemand.“

Kurzarbeiterregelung entlastet

An einem konkreten Beispiel macht der Firmen-Chef deutlich, wie sehr die Produktionskette international verwoben sei: „Wenn unseren Kunden andere Teile fehlen, brauchen die auch unsere nicht mehr. Fehlt für eine Baumaschine der Motor aus Japan, braucht der Maschinenhersteller auch kein Getriebegehäuse von uns. Vieles hängt da zusammen.“

Positiv vermerkt Ohm die am 1. April in Kraft tretende Kurzarbeiter-Regelung, das Unternehmen dann von der Zahlung der Sozialbeiträge befreie: „Das ist für uns alle eine spürbare Entlastung.“