Kreis Olpe. Krankenhäuser und Seniorenzentren stellen sich auf Corona ein. Besuche werden teilweise eingeschränkt und besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
„Ein Tag - ein Patient - ein Besucher“: Die Katholische Hospitalgesellschaft setzt mit diesem Slogan darauf, das vor allem für Kranke und Senioren gefährliche Corona-Virus vor den Toren ihrer Einrichtungen zu stoppen.
Sarah Scholz-Klapp, Pressesprecherin der Hospitalgesellschaft, hatte bereits vor einigen Tagen auf diesen Grundsatz hingewiesen und sowohl auf der Homepage der Gesellschaft als auch auf facebook appelliert, sich an diese Empfehlung zu halten. Scholz-Klapp auf Anfrage: „Wir bitten die Patienten, ihre Angehörigen und Bekannte um Verständnis, dass die Besucherströme derzeit eingeschränkt werden müssen.“
Auch die stellvertretende Leiterin der Seniorenhäuser der Hospitalgesellschaft, Britta Seppi-Cordes, unterstützt den Aufruf: „Es ist sinnvoll, Besuche einzuschränken.“ Momentan gebe es in den vier Seniorenhäusern und zwei Kurzzeit-Pflegestationen der Gesellschaft mit fast 250 Pflegeplätzen noch keinen bestätigten Corona-Fall. „Wenn bei einem Bewohner Erkältungsanzeichen auftreten, bitten wir ihn, auf dem Zimmer zu bleiben, informieren dann den jeweiligen Hausarzt und unsere Hygieneabteilung.“
Noch kein Verdachtsfall
Ähnliche Verhaltensregeln gibt es in den Seniorenhäusern der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO), die im Kreis Olpe etwa 150 Senioren betreut und pflegt (Gerberweg, Drolshagen und Franziskanerhof, Attendorn). Dazu kommen die ambulanten Pflegedienste.
Ronald Buchmann, Regionalleiter der GFO-Altenhilfe für den Kreis Olpe: „In unserer Geschäftsstelle im GFO-Mutterhaus in Olpe ist ein Krisenstab eingerichtet worden, der nahezu viertelstündlich Informationen des Robert-Koch-Institutes und des Landes verfolgt, um zeitnah reagieren zu können.“ Glücklicherweise gebe es bislang noch keinen konkreten Verdachtsfall in den GFO-Seniorenhäusern. Dennoch: „Wir haben überall Aushänge angebracht mit der Bitte, derzeit auf Besuche zu verzichten. Vor allem, wer erkältet ist oder ähnliche Anzeichen an sich bemerkt, sollte unbedingt zu Hause bleiben.“ Derzeit gebe es zwar noch kein offizielles Besuchsverbot durch das Land NRW, „mittelfristig rechne ich aber damit.“ Buchmann weiter: „Bei solchen Maßnahmen stehen wir im Spannungsfeld zwischen Persönlichkeitsrechten und der Fürsorge gegenüber unseren Bewohnern.“ Sollte das Land das Besuchsverbot verhängen, glaubt Buchmann, dass das auch rechtlich bindend wäre.
GFO-Tagespflege vor Schließung
Konkrete Auswirkungen bei der GFO: „Wir werden wohl Anfang nächster Woche die Tagespflege schließen, haben bereits viele Absagen. Und es gehen auch vermehrt Telefonate für die ambulante Pflege bei uns ein, die sagen: Bleibt bitte zu Hause, kommt jetzt nicht.“ Auf Sicht müsse die GFO auch als Arbeitgeber darauf reagieren: „Dann müssen wir unsere Leute zu Hause lassen“, macht sich Buchmann keine Illusionen.
30 Sekunden desinfizieren- notwendige Ewigkeit
Rund 2.500 Kunden im Bereich der Senioren- und Krankenpflege hat der Caritasverband für den Kreis Olpe. Jürgen Voss, Leiter des Caritaszentrums Lennestadt/Kirchhundem: „Das Thema bekommt jeden Tag eine neue Dynamik. Anrufe von besorgten Angehörigen sind an der Tagesordnung. Im ambulanten Pflededienst haben auch wir Absagen, wenn auch noch vereinzelt.“ Positiv vermerkt Voss: „Wir beobachten, dass die Besucher sorgfältiger mit den Hygiene-Regeln umgehen, sich gründlich die Hände desinfizieren.“ Voss erinnert an den Grundsatz: „Mindestens 30 Sekunden sollten die Hände mit den entsprechenden Flüssigkeiten oder Seife gereinigt werden. Das kommt einem natürlich ewig vor, ist aber notwendig.“
Aufforderungen der Caritas, Besuche einzuschränken, gebe es noch nicht: „Die Menschen leben ja auch von den sozialen Kontakten. Wir raten allerdings allen, zu Hause zu bleiben, wenn es irgendwelche Erkältungsanzeichen gibt oder wenn jemand aus einem Risikoland kommt. Wenn beispielsweise jemand aus dem Urlaub in Ischgl zurückgekehrt ist, sollte er zwingend zu Hause bleiben.“
Kinderbetreuung ein Problem der Mitarbeiterinnen
Aus Sicht der vielen Caritas-Mitarbeiter, zu etwa 95 Prozent Frauen, macht Voss auf ein weiteres wesentliches Problem aufmerksam: „Wenn die Schulen schließen, muss etwas in Sachen Kinderbetreuung für diese Beschäftigten unternommen werden.“ Viele der Frauen seien Mütter von kleinen, schulpflichtigen Kindern. Voss: „Dann entsteht eine Situation, die für unsere Leute einen zusätzlichen Stressfaktor bedeuten.“
Erstuntersuchungs-Container im Martinus-Hospital keine Testeinrichtung
Am Freitag Nachmittag kurz nach 15 Uhr ging der Untersuchungscontainer der Katholischen Hospitalgesellschaft am Martinus-Hospital Olpe in Betrieb. Wie bereits berichtet, befindet sich der Container im Innenhof vor dem ehemaligen Haupteingang des Krankenhauses. Er dient dem Schutz vor Infektionen. Patienten, die mit grippeähnlichen Symptomen oder anderen Infektionskrankheiten das Krankenhaus aufsuchen, werden darum gebeten, den Haupteingang nicht mehr zu passieren, sondern sich am Container anzumelden. Hier kümmert sich der diensthabende Arzt aus der Ambulanz unter Leitung von Rainer Jäschke um den Patienten und entscheidet, ob eine Behandlung über den Notdienst erfolgt, ob der Patient im Krankenhaus aufgenommen werden muss oder an den behandelnden Hausarzt weiter verwiesen wird. Zielsetzung: Der Ausbreitung von Corona innerhalb des Krankenhauses entgegen wirken.
Jäschke vermeldete allerdings kurz nach der Eröffnung bereits erste Missverständnisse: „Diese Container sind keine öffentliche Testeinheit für Corona-Virus. Wir haben schon heute in den ersten Stunden bemerkt, dass viele Leute hier aufgetaucht sind, die Angst haben und sich testen lassen wollten. Und bisher war noch niemand dabei, der nach den Kriterien des Fragen-Katalogs des Robert-Koch-Institutes für einen Test in Frage gekommen wäre. Wenn ein Patient besorgt ist, soll er sich an seinen Hausarzt wenden.“
Es bleibe festzuhalten: „Die meisten Erkältungskrankheiten haben nichts mit dem Coronavirus zu tun.“