Kreis Olpe. Immer wieder werden Menschen im Kreis Olpe Opfer häuslicher Gewalt. Nach wie vor sind die Fallzahlen groß. Frauenhaus kämpft mit Überbelegung.

Die Scham ist oft groß. Wenn der Partner plötzlich zuschlägt. Immer und immer wieder. Beleidigungen, Nötigungen, Vergewaltigungen – häusliche Gewalt ist nach wie vor im Kreis Olpe ein großes Thema. Allein im vergangenen Jahr gingen 143 Anzeigen bei der Kreispolizei ein. Die Dunkelziffer wird noch höher sein. Denn viele Frauen trauen sich nicht, sich Hilfe zu holen. „Die Frauen kommen aus allen sozialen Schichten“, berichtet Anette Pfeifer von der Frauenberatungsstelle, eine Einrichtung des Vereins „Frauen helfen Frauen“ in Olpe. „Es sind auch sehr viele Klientinnen dabei, die aus dem gut bürgerlichen Milieu kommen.“

Vertreter des Netzwerkes gegen Häusliche Gewalt im Kreis Olpe informierten am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz, dass die Fallzahlen nach wie vor hoch sind. Neben Anette Pfeifer nahmen Elvira Schmengler, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Olpe und Koordinatorin des Netzwerkes, Michael Kopsan und Michael Meinerzhagen von der Polizei Olpe und Sylvia Rath vom Frauenhaus Olpe an dem Gespräch teil.

Studie beim LKA läuft

In 86 Fällen der insgesamt 143 Strafanzeigen (2018 waren es 163) hat die Polizei im vergangenen Jahr Wohnungsverweise bzw. Rückkehrverbote ausgesprochen. Die Täter (2019 gab es vier weibliche Täter) dürfen dabei für zehn Tage die gemeinsame Wohnung nicht mehr betreten, was den Betroffenen Zeit gibt, sich Hilfe zu suchen. Zum Beispiel bei der Frauenberatungsstelle, dem Weissen Ring oder beim Jugendamt. „Das Dunkelfeld ist nicht messbar“, erläutert der Opferschutzbeauftragte Michael Kopsan. „Zurzeit läuft eine Studie beim LKA, die Licht ins Dunkle bringen soll.“

Der Bedarf an Beratung, Unterstützung sowie therapeutischer Begleitung war auch bei der Frauenberatungsstelle 2019 hoch. Insgesamt gab es 1423 Einzelberatungen, 411 Beratungen per Mail und WhatsApp. Die meisten Frauen, die in die Beratungsstelle kamen, waren 51 bis 60 Jahre (20 Prozent) alt, 81 Prozent hatten eine deutsche Staatsangehörigkeit (12 Prozent mit Zuwanderungsgeschichte). Der Anteil der Über-60-Jährigen lag bei 17 Prozent. Die Beratungsstelle arbeitet eng mit der Polizei zusammen. Dennoch ist die Schnittmenge gering. „Die Frauen werden geschubst und geschlagen“, sagt Anette Pfeifer. „Häufig trifft sie die psychische Gewalt, die Demütigung, besonders schlimm. Es geht darum, Möglichkeiten zu suchen. Viele trauen sich nicht, sich zu trennen.“

Das Frauenhaus Olpe hat im vergangenen Jahr 38 Frauen und 39 Kinder aufgenommen. Die meisten waren zwischen 26 und 40 Jahren alt (50 Prozent). In 65 Prozent der Fälle kamen die Frauen ins Frauenhaus, weil sie von ihrem Ehemann misshandelt wurden.

Wohnungsnot ist groß

Immer wieder müssen die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Frauen jedoch ablehnen, weil einfach der Platz nicht reicht. Die Belegungsquote lag bei den Frauen bei 74 Prozent (59 Prozent bei den Kindern). Besonders erschwerend ist der angespannte Wohnungsmarkt. „Das trifft unsere Frauen in voller Härte“, sagt Sylvia Rath. „Und das spiegelt sich auch in der Aufenthaltsdauer wieder. 13 Prozent waren bis zu einem Jahr bei uns in der Notunterkunft.“ Das Frauenhaus kooperiert in dem Zusammenhang auch mit anderen sozialen Einrichtungen, um die Wohnnot zu mildern. Dazu gehören die Angebote der Alternative Lebensräume für Frauen (ALF).

Zum „Netzwerk Häusliche Gewalt im Kreis Olpe“ gehören außerdem das Jugendamt, der Weisse Ring, der Kinderschutzbund, Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen, das Mutter-Kind-Haus, Therapeuten, eine Rechtsanwältin, die Staatsanwaltschaft sowie unterschiedliche Beratungsstellen mit dem Schwerpunkt Frauen, Kinder, Familie, aber auch Männer und soziale Dienste aus dem Bereich Justiz. Das Netzwerk besteht seit dem Jahr 2002. Anlass war das Inkrafttreten des Gewaltschutzgesetzes.