Kreis Olpe. Nach einer Bertelsmann-Studie betreut eine Erzieherin im Kreis Olpe mehr als zehn Kinder. Das ist der schlechteste Personalschlüssel in NRW.
Der Bericht in der WESTFALENPOST am 26. September 2019 ließ beim Grünen-Kreistagabgeordneten Fred Josef Hansen die Alarmglocken schrillen. Das „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann-Stiftung hatte dem Kreis Olpe für die Betreuung in den Kitas ein miserables Zeugnis ausgestellt: Eine Erzieherin bzw. ein Erzieher betreut im Kreis Olpe mehr als zehn Kinder. Damit hat der Kreis gemeinsam mit Duisburg den schlechtesten Personalschlüssel in Nordrhein Westfalen. „Das ist aus der Sicht unserer Fraktion eine Schande für einen der reichsten Kreise in NRW“, schrieb Hansen an Landrat Frank Beckehoff und stellte Ende November für die Grünen einen Antrag zum Kreishaushalt „Mehr Erziehung wagen“. Darin fordern die Grünen, dass der Kreis Olpe mittelfristig zum Vorzeigekreis in NRW werden soll.
Unterschiedliche Bezahlung
Der Bericht in der WP sei „Auslöser unseres Antrags gewesen“, sagte Fred Josef Hansen in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses: „Das ist doch kein Anreiz, um in den Kreis Olpe zu kommen, wenn ich so ein schlechtes Betreuungsangebot habe. Solche Zahlen sind schädlich für den Kreis Olpe.“ Gründe seien die schlechte finanzielle Ausstattung und sehr ungünstige Trägerstrukturen. Er habe Anrufe von Betroffenen erhalten, die ihm mitgeteilt hätten, dass im Kreis Olpe viele Erzieherinnen finanziell schlechter gestellt seien als in Nachbarkreisen.
Neues Gesetz
Das neue Kinderbildungsgesetz (KiBiz) wurde Ende November 2019 im Landtag beschlossen. Danach werden ab dem Kita-Jahr 2020/2021 in NRW etwa 1,3 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich in die Kindertagesbetreuung investiert.
Die zusätzlichen finanziellen Mittel aus dem neuen Kinderbildungsgesetz (KiBiz) könnten für Besserung sorgen, so Hansen: „Die Einrichtungen werden jetzt besser ausgestattet. Wir hoffen aber auch auf mehr Arbeitnehmerfreundlichkeit der Träger. Wir erwarten, dass der Kreis Olpe, was die Kinderbetreuung angeht, in der Spitze liegt. Wenn das der erste Schritt ist, ist das gut, aber wir werden das weiter beobachten.“
Mehr Geld für Kitas
„Das neue KiBiz sieht den Aspekt der Wirtschaftlichkeit nicht mehr vor. Die klare Botschaft ist: Mehr Geld für die Kindertagesstätten“, sagte Kreisdirektor Theo Melcher. Auch er sei schockiert gewesen über den Bericht in der Zeitung, meinte Holger Mester (CDU): „Gott sei dank hat der Gesetzgeber die Revision des KiBiz auf den Weg gebracht. Wir hatten 43 Millionen Euro für 5000 Kinder. Im kommenden Jahr liegt der Betrag für 5200 Kinder um elf Millionen höher. Der Träger bekommt das große Geld, aber die Frage ist, wo kommt das Personal her. Das ist die größte Herausforderung. Ich möchte auch, dass der Kreis Olpe oben ist bei der Kinderbetreuung.“
„Wir sind uns in der Zielsetzung einig. Wir möchten eine qualitativ bessere Kindertagesbetreuung. Das Land gibt mehr Geld und wir hoffen, dass sich der Personalschlüssel ändert. Wir müssen dann sehen, in welchen Einrichtungen etwas verändert worden ist und wo nicht“, so Kreisdirektor Melcher. Torsten Tillmann vom Vorstand des DRK-Kreisverbandes Olpe meinte: „Geld allein wird das Problem nicht lösen, aber es wird uns helfen. Ganz entscheidend ist, dass wir frühzeitig mit der Planung beginnen können. Wir sind guter Dinge, das wir es schaffen, zusätzliches Personal in die Einrichtungen zu bekommen.“
„Ich hatte immer gedacht, alle Erzieherinnen würden gleich bezahlt“, wunderte sich Wolfgang Hesse (CDU). Dazu Torsten Tillmann: „Es gibt Träger, die zahlen tarifgebunden, andere nicht. Wir sind tarifgebunden.“ Michael Färber, Leiter des Fachbereichs Jugend, Gesundheit, Soziales des Kreises Olpe, betonte: „Das ist reine Spekulation. Das Jugendamt hat keinerlei Erkenntnisse, dass Träger unter Tarif bezahlen.“