Finnentrop/Kreis Olpe. Die Verkehrskommission hat beschlossen, den Lenscheid zwischen Rönkhausen und Sundern einseitig und temporär für Kradfahrer zu sperren.
Ludwig Rasche, Beigeordneter der Gemeinde Finnentrop, und Heinz Kirchhoff, Leiter des Straßenverkehrsamts des Kreises Olpe, sprechen unisono von der „Ultima Ratio“, die nicht mehr zu verhindern gewesen sei. Aufgrund der Vielzahl an Motorrad-Unfällen in der jüngeren Vergangenheit hat sich die Unfallkommission des Kreises Olpe, dem die beiden als Vertreter des Kreises und der Gemeinde Finnentrop angehören, dazu entschlossen, den Lenscheid (L 687) zwischen Rönkhausen und der Kreisgrenze einseitig zu sperren. Vom 1. April bis zum 31. Oktober ist der Abschnitt für Kradfahrer somit bergauf in Richtung Sundern an Wochenenden sowie an Feiertagen dicht (wir berichteten).
Dieser für Motorradfans weitreichenden Entscheidung liegen traurige Zahlen zugrunde. In den vergangenen zehn Jahren kam es laut Information der Unfallkommission auf besagter Strecke, die als Unfallhäufungsstelle gilt, zu fast 60 Unfälle mit Motorradfahrern – fast immer waren die Kraftfahrer Verursacher. Fünf Mottoradfahrer verloren ihr Leben, hinzu kamen fast 40 Schwerverletzte. Die mit Abstand häufigste Unfallursache: Raserei.
Auch kreisweit haben sich die Verkehrsunfallzahlen mit Kradfahrern in den vergangenen Jahren leicht erhöht – von 46 im Jahr 2017 auf 54 im vergangenen Jahr. Als besonders gefährliche Straßen gelten neben dem Lenscheid die L 697 zwischen Helden und Attendorn, die L 880 zwischen Oberveischede und Mecklinghausen, die L 711 zwischen Neuenkleusheim und Kruberg sowie die L 553 zwischen Oberhundem und Rüspe.
Lärmbelästigung kein Grund
„Wir mussten einfach handeln. Ich hätte nicht mehr in den Spiegel gucken können, wenn wir untätig bleiben würden“, erklärt Ludwig Rasche im Gespräch mit dieser Redaktion und ergänzt: „Wir haben wirklich alles versucht, von Geschwindigkeitsbegrenzungen über Rüttelstreifen und zusätzlichen Beschilderungen in den Kurven bis hin zu mehr Kontrollen.“ Doch diese milderen Maßnahmen hätten keine Wirkung (mehr) gezeigt. „Was diese Mittel angeht, ist der Lenscheid einfach austherapiert.“
Ähnlich äußert sich Heinz Kirchhoff: „Wir hoffen, dass wir mit der einseitigen Sperrung endlich eine Maßnahme gefunden haben, die Unfallzahlen zu senken.“ Im Übrigen hänge die Entscheidung ausschließlich mit der Verkehrssicherheit zusammen und nicht mit möglichen Lärmbelästigungen. Und natürlich sei allen Entscheidungsträgern bewusst, dass man auch die Motorradfahrer treffen wird, die sich an die Verkehrsregeln halten. Macht sich die Verkehrskommission dadurch zum Sündenbock? „Das nehme ich gerne in Kauf, wenn wir durch unsere Maßnahme nur einen Unfall verhindern können“, sagt Rasche klar und deutlich.
Stellt sich jedoch die Frage: Warum nur in eine Richtung sperren? Die Idee: Viele Motorradfahrer fänden es unterinteressant, wenn sie eine beliebte Strecke nicht hoch und wieder runter fahren könnten. Deshalb sei die einseitige Sperrung noch milder als eine Komplettsperrung in beide Richtungen.
Wilhelms Bitte: auf die Rennstrecke
Udo Wilhelm, Inhaber von Udo’s Bike Stop in Attendorn, ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und kann die Entscheidung der Unfallkommission nachvollziehen. Eine Problemlösung sieht er allerdings nicht. „Durch die Sperrung wird es lediglich zu einer Verlagerung des Problems kommen und dann auf anderen Straßen zu Tage treten.“ Er selber sieht nur eine Möglichkeit, die Unfallzahlen mit Motorrädern nachhaltig zu senken. „Wir müssen den Leuten klar machen, dass das Renntempo nicht auf die Straße gehört. Wer schnell fahren möchte, soll bitte auf die Rennstrecke aufweichen.“ Für diese Vorgehensweise setzt sich Wilhelm seit Jahren ein.
Eine Verdrängung auf andere Straßen kann auch Ludwig Rasche nicht ausschließen. Doch wie sagt man so schön: Versuch macht klug. Nach der Testphase bis Oktober wird sich die Kommission wieder an einen Tisch setzen und erörtern, ob die Maßnahme gefruchtet hat.