Rothemühle. Horst-Peter Hetzel und seine Partnerin saßen aufgrund des Sandsturmes auf Gran Canaria fest. So haben sie die vielen Stunden am Flughafen erlebt.
Eine Sandschicht legt sich nieder. Autos, Straßen, Häuserdächer verschwinden unter dem orangefarbenen Wüstenstaub. Es ist kein seltenes Phänomen. Die Bewohner der Kanaren kennen den „Calima“, den Sturm, der den feinen Sand aus der Sahara über das Land trägt. Eigentlich ein harmloses Naturschauspiel. Doch am Wochenende sorgt es für zahlreiche Flugausfälle. Chaos an den Flughäfen auf Gran Canaria und Teneriffa. Tausende Passagiere sitzen fest. Einer davon ist Horst-Peter Hetzel aus Rothemühle. „Man merkte den Sand im Gesicht“, erzählt er. „Ich fliege jetzt seit vielen Jahren nach Gran Canaria, aber sowas habe ich noch nie erlebt.“
Horst-Peter Hetzel ist Friseurmeister. Zusammen mit seinen beiden Töchtern Rebecca Schönauer (36) und Carina Meier (33) führt er den Salon Hetzel in Rothemühle in dritter Generation. Der 63-Jährige macht gern Urlaub auf Gran Canaria. Rund 25 Mal war er schon dort. Immer dann, wenn sich das Wetter im Sauerland von seiner unschönen Seite zeigt. Zusammen mit seiner Partnerin Birgit Hasenau macht er sich kürzlich ein paar schöne Tage auf der spanischen Insel, genauer gesagt im südlichen Ferienort Maspalomas. Das Hotel, das Wetter – alles ist prima. Doch das sollte sich ändern. „Es fing harmlos an“, erzählt Horst-Peter Hetzel.
Viele lagen auf dem Boden
Es ist der 22. Februar, ein Samstag. Abreisetag. Morgens sitzen die beiden noch am Pool, genießen die Getränke. Einer vom Hotel kommt auf sie zu. Sie sollen die Sonnenschirme bitte schließen, ein Sandsturm bahne sich an. Aber alles halb so wild. Sandstürme kennt man hier schließlich. Um 15 Uhr werden sie abgeholt. Es geht zum Flughafen. „Da konnte man am Himmel schon sehen, das wird was Größeres“, erinnert sich Hetzel. „Da habe ich schon gedacht, hoffentlich klappt das noch mit dem Flug.“
Es klappt nicht. Zunächst werden alle Flüge nach hinten verschoben, gegen Abend dann endgültig abgesagt. Horst-Peter Hetzel und Birgit Hasenau müssen am Flughafen schlafen – so wie weitere tausende Menschen. Ihre Koffer haben sie nicht mehr, schließlich sind die bereits aufgegeben. Wirklich schlafen können sie nicht. Höchstens kurz, auf einer Bank mit dem Rucksack unter dem Kopf. „Viele lagen auf dem Fußboden“, erzählt er. „Vor allem für ältere Menschen oder Familien mit kleinen Kindern war das schlimm. Manche klagten über fehlende Medikamente, die sie im Koffer verstaut hatten.“
Für Horst-Peter Hetzel ist die Organisation vor Ort „eine große Katastrophe“. Tausende Menschen auf engem Raum, Müll staut sich in den Ecken, keine Hilfsorganisation vor Ort – und auch seitens der Fluggesellschaften gibt es weder Informationen noch helfende Unterstützung, berichtet Hetzel. „Ganz schrecklich war, dass der Flughafen die ganze Nacht voll beleuchtet war“, sagt er. „Und alle halbe Stunde die Durchsage, dass das Rauchen untersagt ist. In drei Sprachen. Selbst wenn man mal kurz eingeschlafen ist, dann ist man wieder wach.“
Nerven liegen blank
Am nächsten Tag naht die Erlösung. Zumindest scheint es so. Ihr Flieger soll gegen Mittag starten. Und tatsächlich, sie dürfen einsteigen. Doch nachdem sie knapp eine Stunde auf ihren Sitzen ausharren, dann die Enttäuschung. Die Sicht hat sich verschlechtert, es gibt keine Starterlaubnis. Also wieder raus aus dem Flieger, zurück in die Flughafenhalle – eine weitere Nacht steht an. Aber dann bricht der Montag an. Die Nerven liegen mittlerweile blank. Um 7.15 Uhr soll es dann zurück gehen, der Sandsturm hat sich gelegt. Jetzt kann doch nichts mehr schief gehen – außer es fehlen plötzlich 34 Passagiere, weshalb dessen Koffer noch rausgeräumt werden müssen. Mit dreistündiger Verspätung – endlich – hebt die Maschine ab. Auf deutschem Boden gibt es dann noch ein kleines Bonbon oben drauf: Die zwei zusätzlichen Tage im Parkhaus kostet die beiden nochmal 54 Euro extra. „Vom Abholen im Hotel bis zum Aufschließen der Haustür waren es 51 Stunden“, bringt es Horst-Peter Hetzel auf den Punkt. „43,5 Stunden davon haben wir am Flughafen verbracht.“
Für das Paar ist trotzdem nicht mit dem Reisen Schluss. Demnächst steht eine Kreuzfahrt an – und auch nach Gran Canaria wollen sie wieder fliegen.