Kreis Olpe. Spielmannszüge, Musikverbände aber auch Sportvereine im Kreis Olpe haben ein Problem: zu wenig Nachwuchs. Grund dafür sind nicht nur PC und Co.
Schon seit einiger Zeit kämpfen viele Spielmannszüge kämpfen um mehr Nachwuchs. Auch wenn das Problem nicht neu ist, verschärft sich die Situation doch zunehmend. Vor allem durch Veränderungen der Gesellschaft, der Schullandschaft, ein immer größer werdendes Feld an Freizeitangeboten und durch die Verlagerung der Freizeit in die sozialen Netzwerke. Markus Heider ist seit 32 Jahren Mitglied im Spielmannszug Olpe, mittlerweile Dirigent und zweiter Vorsitzender des Vereins. Auch an ihm geht die Gefährdung durch die Nachwuchsprobleme nicht spurlos vorüber.
„Viele Spielmannszüge mussten bereits den Betrieb einstellen, weil der Nachwuchs fehlt“, sagt Heider. Der 43-Jährige weiß aus eigener Erfahrung, dass es immer schwieriger wird Leute zu finden, die dann auch langfristig bleiben. Insbesondere junge Menschen haben aufgrund von Beruf, Studium oder Ausbildung einfach keine Zeit mehr oder ziehen in andere Städte. Doch als Gefahr würde er das Ganze nicht einstufen. „Wir hatten schon immer beim Spielmannszug Olpe Phasen, in denen viele neue Leute dazukamen und eben auch Phasen, wo gar niemand neues dazu kam.“
Musik zum Beruf gemacht
Der Familienvater ist schon Mitglied im Spielmannszug, seitdem er ein kleines Kind ist. „Da wird man irgendwie reingeboren.“ Denn auch sein Vater war jahrelang Leiter des Spielmannszugs. Nun hat Heider selbst die musikalische Führung übernommen. „Eigentlich wollte ich nie in den Vordergrund, aber jetzt war es einfach an der Zeit“, sagt er. Auch seine berufliche Karriere hat ihn in die Musik geführt. Seit 14 Jahren unterrichtet er Musik und Mathematik an einer Realschule. Während seines damaligen Studiums in Dortmund ist ihm eins ganz besonders aufgefallen: Hier im Kreis Olpe, allgemein im Sauerland, sind Spielmannszüge und Musikvereine noch viel populärer als in Großstädten.
Zwar gebe es auch in Großstädten Spielmannszüge, doch es sei ein ganz anderes Gefühl. „Da kommt man dann zur Probe und geht danach wieder nach Hause.“ Es sei kein wirkliches Gefühl von Gemeinschaft und „Familie“. Ganz anders hier in Olpe. Häufig sitze man auch nach den Proben noch zusammen, trinkt und isst etwas und erzählt sich einfach Geschichten. „Der Zusammenhalt ist ein ganz besonderes Merkmal bei uns.“
Ein kritischer Blick in die Zukunft
Auch wenn Markus Heider Nachwuchs-Situation bei den Olper Spielleuten noch als „in Ordnung“ einschätzt, schaut er doch kritisch in die Zukunft. „Natürlich hätten wir gerne mehr Leute und brauchen die auch“, fügt er hinzu. Nun müsse man sehen, wie sich das Ganze zukünftig entwickelt. Vor allem die große Dichte an Musikvereinen rund um Olpe sorge für viel Konkurrenz.
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Der Lehrer sagt auch, dass viele Spielmannszüge über einen langen Zeitraum verpasst haben, das Bild von der typischen „Schützenfestmusik“ aus den Köpfen der Menschen zu bekommen. „Viele Leute wissen nicht, dass Spielleute viel mehr spielen können, als Marschmusik auf den Schützenfesten. Wir haben in Olpe zuletzt bei unserem Jubiläumskonzert im letzten Jahr gezeigt, dass sich auch Filmmusik, Rock- und Popmusik sowie Musicalmelodien hervorragend auf Flöten spielen lassen.“
„Es ist an der Zeit, dass sich etwas ändert“
Hermann-Josef Plassmann ist zweiter Vorsitzender im Kreismusikverband Olpe. Er sieht das Problem ähnlich wie Heider. „Mit dem Nachwuchs sieht es wirklich mager aus“, sagt er. Vor allem sehe er auch die Konkurrenz durch die vielen verschiedenen Angebote als Problem. Man müsse den Menschen klarmachen, dass Spielmannszüge nicht mehr die reine „Knüppelmusik“ spielen. „Menschen und vor allem auch junge Leute sollten sich informieren, was es alles an Musik in Spielmannszügen gibt“, sagt Plassmann.
Dass es an der Zeit ist, etwas zu ändern, sehen beide leidenschaftlichen Mitglieder so. „Manche möchten nicht wahrhaben, dass Änderungen folgen müssen, um die Attraktivität zu steigern, damit neuer Nachwuchs kommt“, sagt Hermann-Josef Plassmann. Auch ihm fällt immer wieder auf, dass junge Menschen leider nur von „kurzer Dauer“ sind. Das Problem bestehe allerdings schon seit längerer Zeit. Die berufliche Zukunft der jungen Erwachsenen verschlage sie häufig in andere Städte. Und auch Kinder haben, bedingt durch Ganztagsschulen, nur noch wenig Zeit, um musikalische Mitglieder zu werden.
Digitalisierung ist ein Grund
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Der zweite Vorsitzende des Kreismusikverbandes Olpe meint auch, dass die Digitalisierung ein Grund für die Nachwuchs-Probleme ist. „Natürlich sitzen viele Kinder und Jugendliche nach der Schule auch lieber vorm Computer oder der Playstation statt zu einer Musikprobe zu gehen.“
Es bleibt spannend, wie viel Nachwuchs kommt. Einschätzen kann man es nur schwer. Fakt ist jedenfalls: jeder Verband, Verein und Spielmannszug möchte Nachwuchs und versucht etwas dafür zu tun.
Bei Interesse können Sie sich im Internet informieren: