Olpe. Die Tage des Gebäudes Martinstraße 6, frühere Lindenapotheke, sind gezählt. Wir klären darüber auf, was genau in den nächsten Tagen passiert.
Die Tage des alten Hauses in der Martinstraße 6, in der jahrzehntelang die Linden-Apotheke ein Zuhause hatte, sind endgültig gezählt.
Wie der Olper Bauunternehmer Berthold Böhler auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte, stehe der Abbruch kurz bevor: „In den vergangenen Wochen ist das Gebäude bereits entkernt worden, in den nächsten Tagen wird das Dach und der Giebel zur Martinstraße Stück für Stück abgetragen, dann beginnt der Abrissbagger von der Krankenhausseite aus seine Arbeit.“
Zur Erinnerung: Berthold Böhler hatte das Lindenapotheken-Gebäude Mitte 2018 von Dr. Gerd Franke gekauft, der in die direkte Nachbarschaft umzog. Hauptgrund: die Bausubstanz des über 100 Jahre alten Hauses machte Sanierungsabsichten zunichte. Das Haus steht unter anderem wegen zahlreicher baulicher Veränderungen nicht unter Denkmalschutz, eine Abrissgenehmigung war deshalb seitens der Stadt auch nicht zu verweigern. Hintergrund: Vor allem einige ältere Olper hatten den schon beim Kauf 2018 signalisierten Abriss des Hauses bedauert.
Größere Schwierigkeiten erwartet Bauunternehmer Böhler während der Abrissarbeiten nicht, eine direkte Verbindung zum Nachbargebäude Martinstraße 8 (Praxis Dr. Junker) gebe es nicht: „Die beiden Nachbargebäude sind deutlich jüngeren Baujahrs. Nach Einsicht in die alten Baupläne und einer Ortsbesichtigung ist nicht mit Problemen zu rechnen.“ Mit dem Abriss beauftragt ist das Olper Tiefbau- und Abrissunternehmen Gebrüder Backmann.
Autoverkehr wird nicht beeinträchtigt
Der Abriss soll nicht einmal eine einseitige Sperrung der Martinstraße notwendig machen. Böhler: „Der Autoverkehr wird voraussichtlich nicht beeinträchtigt. Lediglich die Fußgänger müssen einige Tage auf den Gehweg verzichten.“ Der Gehweg werde in Absprache mit der Stadt Olpe je nach Abriss- und Bauphase ganz oder teilweise gesperrt. Was mittels Absperrbaken am Montag Vormittag bereits erfolgt war..
Die Hauptabrissarbeiten mit dem Bagger beginnen am Dienstag und sollen bis Ende Februar abgeschlossen sein. Zuvor, so Böhler, werde das in der Konstruktion und im Innern des Hauses befindliche Holz aussortiert und separat entsorgt.
Berliner Verbau
Besonderheit des Abrisses: Die vorhandenen Kellerräume werden zunächst mit dem anfallenden Bauschutt verfüllt, um anschließend den Bürgersteig mit der sogenannten Methode des „Berliner Verbaus“ vor einem Absenken zu schützen.
Unter dem Begriff „Berliner Verbau“ ist zu verstehen, dass mehrere mit Holzbalken verbundene Stahlträger in den Keller-Bauschutt getrieben werden, um das Erdreich zu stabilisieren. Das ermöglicht danach den kompletten Bodenaushub, ohne den Bürgersteig zu tangieren.
Wohn- und Geschäftshaus
Auch das geplante neue Gebäude, so Böhler, werde einen Keller erhalten. Zum Entwurf für das neue Haus Martinstraße 6 wollte der Bauunternehmer noch keine detaillierten Aussagen treffen. Fest stehe momentan nur, dass es ein kombiniertes Wohn- und Geschäftshaus mit Ladenlokal werde, in dem auch Dienstleister, möglicherweise eine Arztpraxis, ein Zuhause finden könne. Vor Mitte des Jahres sei aber nicht mit dem Baubeginn zu rechnen.
Kampfmittelräumdienst wird benachrichtigt
Der „Berliner Verbau“, aber auch das notwendige Einschalten des Kampfmittelräumdienstes, werde einige Zeit In Anspruch nehmen. Zur Erinnerung: Auf der gegenüberliegenden Seite der Martinstraße waren die Sprengstoffexperten des Landes beim Neubau des jetzigen Hauses Nr. 5 (Brillen Schulte) ebenfalls eingebunden worden.
Seit Ende der 50-er Jahre immer Apotheke
Das Haus Martinstraße 6 beherbergte seit 1958 eine Apotheke, zunächst die von Karl Melcher, später von Rudi Schütte.
Seit 2002 war die Lindenapotheke von Dr. Gerd Franke und Stefanie Franke in der Martinstraße 6 zu Hause, zog nach dem verkauf 2018 in die direkte Nachbarschaft Martinstraße 4.
Sprengkörper aus dem 2. Weltkrieg, die die Alliierten über der Olper City abgeworfen hatten, wurden glücklicherweise aber keine gefunden.
Bei den Bohrarbeiten war lediglich eine Wasserleitung getroffen worden, wodurch die Martinstraße seinerzeit kurz geflutet wurde.