Was in Thüringen geschehen ist, ist eigentlich eine Steilvorlage für jeden Satiriker. Jammerschade, dass Größen des verbal-sarkastischen Frontalangriffs wie Dieter Hildebrandt schon von uns gegangen sind.

Streng genommen ist es allerdings nicht mal zum Lachen, was Kemmerich, Mohring, Höcke und Co. angerichtet haben. Mal ganz abgesehen davon, dass sich ein Freier Demokrat einer Fraktion bedient hat, deren geistiger Anführer sich einer Wortwahl bedient, die jedem Demokraten eiskalt den Rücken herunter perlt, scheint eben dieser Kemmerich vor allem eines aus den Augen verloren zu haben. Sich mit fünf Prozent der Wählerstimmen an die Spitze eines Landes wählen zu lassen, ist ungefähr so, als ob ein Grüner demnächst Landrat im Kreis Olpe würde.

Was nach einem solchen politischen Desaster auffällt, ist, Dr. Matthias Heider einmal ausgenommen, die annähernde Wortlosigkeit heimischer Politgrößen. Johannes Vogel, immerhin Kreisvorsitzender der FDP, twittert exakt vier Kurz-Sätze.

Und Jochen Ritter? Immerhin Stadtratsmitglied in Olpe, Kreisvorsitzender der CDU und Landtagsabgeordneter. Er sagt auf Anfrage unserer Redaktion – eigentlich – nichts. Jedenfalls nicht seine ureigenste Meinung, verweist auf seinen Ministerpräsident Armin Laschet und den FDP-Landesvorsitzenden Joachim Stamp. Und auf eine „glasklare Beschlusslage der CDU“. Die aber irgendwie nicht den Weg nach Thüringen gefunden hat, offenbar.

Die Christdemokraten im Kreis Olpe haben Jochen Ritter gewählt. In den Stadtrat, zum Kreisvorsitzenden und in den Landtag. Und haben das Anrecht, von ihrem Abgeordneten eben genau diese, seine persönliche politische Meinung zu eben diesem außergewöhnlichen Desaster zu kennen.

Wenn Spitzenpolitiker sich erst in alle Richtungen vergewissern müssen, bevor sie dazu in der Lage sind, sich über die eigene Position im Klaren zu sein und diese dann auch zu formulieren, sollten sie keine Spitzenpolitiker sein.

Da reichen auch keine vier Sätze per Twitter, selbst nicht aus Washington. Dort hat ohnehin schon ein anderer die uneingeschränkte Twitter-Hoheit für sich in Anspruch genommen.