Repetal/Kreis Olpe. Die Verkehrsbelastung auf der L 880 im Repetal wird größer. Der Grund sind falsch programmierte Navis und Lkws, die Mautgebühren sparen wollen.

Man kann ihn schon von weitem hören und sehen. Schnell kommt der schwere Lkw mit polnischen Kennzeichen näher. 200 Meter hinter dem Ortsschild Niederhelden steigt der Fahrer auf die Bremse, denn nur im Schritttempo kann er seinen 30-Tonner durch die enge Ortsdurchfahrt manövrieren. Dass zwei begegnende Brummis in Höhe des Hotels Struck voreinander stehen bleiben müssen, weil sich die Außenspiegel berühren, ist auch kein Einzelfall. Keine Frage, der Verkehr, insbesondere der Schwerlastverkehr auf der L 880, nimmt immer weiter zu. Ein Grund dafür sind offenbar falsch programmierte Navigationsgeräte.

„Das geht rauf und runter so, Pkw und Lkw, die von Olpe nach Grevenbrück wollen, biegen in Oberveischede ab und fahren bei uns durchs Repetal statt über die B 55“, sagt Johannes Jürgens, der in Niederhelden eine Pension betreibt. Ludger Siebert, Leiter des Landesbetrieb Straßen NRW in Siegen, kennt das Problem, auch aus eigener Erfahrung: „Ich habe öfter in Meschede zu tun und wenn ich von Olpe per Navi losfahre, komme ich erst hinter Eslohe wieder auf die B 55. Ab Oberveischede geht’s weiter durchs Repetal und dann über zig Dörfer in den HSK.“

Spezielle Navigeräte deutlich teurer

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Denn die modernen digitalen Routenplaner, die heute in fast jedem Auto eingebaut oder an der Windschutzscheibe kleben, kennen meist nur die kürzeste Strecke. Siebert: „Es spielt da keine Rolle, wie breit und und in welchem Zustand die Straße ist.“ Theoretisch, davon ist Siebert überzeugt, wäre das programmierbar. Viele moderne Navis haben Live-Funktionen, die Routen werden verkehrsabhängig ausgespielt. Die großen Anbieter von Navigationssoftware, wie zum Beispiel Tomtom, greifen auf mehrere Quellen zurück, zum Beispiel Handybewegungsdaten, Verkehrsfunk, Verkehrsbehinderungen.

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Siebert: „Aber ich kenne keine Situation, egal, ob es Baustellen, Staus oder andere Behinderungen gibt, wo der Weg von Olpe nach Grevenbrück über die B 55 angezeigt wird.“ Versuche, die Hersteller zum Ändern ihrer Sofortware zu bewegen, sind bisher gescheitert, denn die Anbieter sind privatwirtschaftliche Unternehmen. Siebert: „Da ist man man machtlos, man kann keinen Einfluss geltend machen. Das ist das Menetekel der modernen Verkehrsführung.“

Mit diesem Schild versucht die Gemeinde fehlgeleitete Pkw aus dem Wohngebiet am Wolfshorn in Welschen Ennest heraus zu halten. 
Mit diesem Schild versucht die Gemeinde fehlgeleitete Pkw aus dem Wohngebiet am Wolfshorn in Welschen Ennest heraus zu halten.  © Volker Eberts

Eigentlich müssten aber zumindest Lkw einen Bogen um das Repetal machen, denn Lastwagen verfügen über andere, spezielle Navis. In diesen Geräten werden die Fahrzeugdaten wie zulässiges Gesamtgewicht, Höhe oder Breite eingespeichert und die Software erkennt bei der Routenplanung genau, ob eine Straße für das Fahrzeug geeignet ist oder nicht, erklärt Elmar Vogt, Chef der gleichnamigen Spedition mit Sitz in Niederhelden.

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Aber spezielle Navigationsgeräte und die dazugehörige Software für Lkw sind teurer als die billigen Standardprodukte und so mancher Lkw-Fahrer aus dem Ausland ist mit einem billigen Pkw-Navi unterwegs, bei dem Lkw-spezifische Verkehrsverbote nicht berücksichtigt sind, hat die Polizei in Siegen-Wittgenstein bei Stichproben festgestellt.

Route nicht schneller, aber mautfrei

Doch es sind nicht nur elektronisch fehlgeleitete und ortsfremde Irrfahrer, die auf der L 880 unterwegs sind. „Seit August sind alle Bundesstraßen für Lkw mautpflichtig“, so Elmar Vogt. Darunter also auch die B 55 durchs Veischedetal. Deshalb wählen auch ortskundige Brummifahrer, die aus dem Ostkreis Richtung Autobahn unterwegs sind, lieber die mautfreie L 880 durchs Repetal über Niederhelden, Helden und weiter über die L 697 über Repe, Bremge zur B 54/55 bzw. Autobahn. Diese Route sei zwar nicht schneller als die B 55, aber dafür mautfrei, so Elmar Vogt. Für 30 Kilometer Bundesstraße würden etwa fünf Euro Mautgebühr fällig, erfasst durch Satellitentechnik.

Die Chance, diesen Umleitungsverkehr und damit die Verkehrsbelastung im Repetal zu reduzieren, sind marginal. Fahrverbote für Lkw auf diesen Straßen sind laut Ludger Siebert aus rechtlichen Gründen nicht möglich.