China/Maumke. Christian Horn aus Maumke war kürzlich in China. Der Unternehmensberater ist oft geschäftlich dort – doch der Coronavirus hat das Land verändert.
Der in China ausgebrochene Coronavirus versetzt die Welt in Sorge. Die Zahl der Menschen, die sich mit der gefährlichen Lungenkrankheit infiziert haben, steigt immer weiter. Mittlerweile ist von 200 Todesopfern die Rede.
Der Staat befindet sich im Ausnahmezustand. Straßen sind wie ausgestorben, Krankenhäuser dagegen überfüllt, Menschen verlassen nur noch mit Schutzmasken ihre Häuser – haben Angst um ihre Angehörigen. Die Nachrichten überschlagen sich, immer mehr Krankheitsfälle werden gemeldet – auch in Deutschland. Christian Horn aus Maumke war kürzlich in China. „Ich kenne das Land jetzt seit mehr als zehn Jahren“, sagt Horn. „Aber das habe ich noch nie erlebt.“
Restaurants und Einkaufszentren geschlossen
Christian Horn ist 33 Jahre alt und kommt gebürtig aus Maumke. Als Unternehmensberater ist er bei dem britischen Unternehmen Premier Tooling Systems, das auf Feinwerktechnik unter anderem in der Automobilindustrie spezialisiert ist, beschäftigt. Geschäftlich ist er viel unterwegs, reist regelmäßig nach China. Auch privat.
Bis Mittwoch war er in Shenzhen, eine Metropole im Südosten Chinas, die Hongkong mit dem chinesischen Festland verbindet. Dort hat er mit seiner Frau Ching Xi und ihrer Familie das Neujahrsfest gefeiert – der mit Abstand wichtigste traditionelle chinesische Feiertag. „Eigentlich wird das immer ganz groß gefeiert“, erzählt Christian Horn. „Aber dieses Mal nicht. Restaurants, Einkaufszentren, alles hat geschlossen. Das ist im Prinzip so, wie wenn Weihnachten ausfallen würde.“
Der 33-jährige Maumker war eine Woche in Shenzhen. Die Stadt in der Provinz Guangdong liegt knapp 1000 Kilometer von Wuhan entfernt – dort wird die Quelle des Coronavirus auf einem zwischenzeitlich geschlossenen Fischmarkt vermutet.
Nur noch mit Atemschutz in der Öffentlichkeit
Wuhan gleicht einer Geisterstadt, ist mittlerweile weitgehend abgeschottet. Der komplette öffentliche Nahverkehr liegt lahm, Menschen werden aufgefordert, nur noch mit Schutzmasken in die Öffentlichkeit zu gehen. Nicht nur in Wuhan. „Die Busse sind normalerweise überfüllt, jetzt sind sie komplett leer“, erzählt Christian Horn von seiner Zeit in Shenzhen. „Es gibt keine Zugverbindungen raus aus der Stadt, nur noch innerhalb. Taxis fahren zwar noch, die Menschen sind aber angehalten, zu Hause zu bleiben.“
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Die Gefahr einer weiteren Ausbreitung des Virus muss, so weit es geht, minimiert werden. Deswegen gelten strenge Maßnahmen. „Die Menschen in China leben in Wohnparks“, erzählt Christian Horn weiter. „Dort gibt es normalerweise mehrere Eingänge. Nun sind nur noch die Haupteingänge geöffnet, dort wird jeder mit einem Stirn-Thermometer auf Fieber überprüft.“
Menschen gehen nur noch zum Einkaufen raus
Seine Frau Ching Xi ist immer noch in Shenzhen. Die 29-Jährige ist Unternehmensberaterin und arbeitet für Alibaba.com, eine Handels- und Kommunikationsplattform für Unternehmen, dessen Verwaltung in Hangzhou liegt. Zurzeit arbeitet sie im Home-Office, kümmert sich unter anderem darum, dass es genügend Atemschutzmasken in China gibt. „Natürlich mache ich mir Sorgen um sie“, sagt er. „Aber alle halten sich an die Vorsichtsmaßnahmen, Handhygiene wird penibel eingehalten und die meisten Menschen verlassen nur noch zum Einkaufen das Haus.“
Christian Horn hatte zur Sicherheit einen früheren Rückflug genommen. Glücklicherweise, denn zwischenzeitlich haben Fluggesellschaften China-Flüge gestrichen. „Man ist vor Ort aber relativ entspannt“, erzählt der Mann aus Maumke. „Zumindest in Shenzhen gibt es keine große Panik, die Regierung hat das gut im Griff.“ Wann er seine Frau wiedersieht, ist noch unklar.
Doch das ist auch erstmal nebensächlich. Denn sie und die ganze Familie sind völlig gesund – und das ist schließlich die Hauptsache.