Attendorn. In der Attendorner Rundturnhalle gibt sich sogar der amtierende Deutsche Vizemeister in der Modellflieger-Szene die Ehre. Eine Reportage:

Martin Münster ist mit seinen zwölf Jahren in der Szene der Modellflieger schon ein kleiner Star. Der Schüler aus Rosendahl bei Coesfeld hat im Alter von sieben Jahren mit dem Modellflug angefangen, er ist amtierender Deutscher Vizemeister und gehört als Junior seit einem Jahr der deutschen Nationalmannschaft im Indoor-Kunstflug an.

Mit zwölf Jahren hat Martin Münster schon einige Erfolge in der Modellflugszene aufzuweisen.
Mit zwölf Jahren hat Martin Münster schon einige Erfolge in der Modellflugszene aufzuweisen. © Foto: Martin Droste

Am Sonntag war Martin zusammen mit seinem Vater Siegfried Münster nicht zum ersten Mal zu Gast bei der Indoor-Flugshow des Aero-Clubs Attendorn in der Rundturnhalle.

Hobby beschert Fernsehauftritte

Mitgebracht hat der junge Mann, der bei der Weltmeisterschaft 2019 auf Kreta Fünfter bei den Junioren geworden ist, drei seiner zahlreichen Modellflugzeuge. Er lässt sie in der Rundturnhalle aufsteigen und kreisen. „Modellfliegen ist einfach geil“, ist der Zwölfjährige von seinem Hobby begeistert, das ihm schon Fernsehauftritte bei Stefan Raab (TV-Total), Kai Pflaume (Klein gegen Groß) oder Dr. Eckart von Hirschhausen (Frag doch mal die Maus) beschert hat.

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Martin Münster ist einer von 54 Piloten, die sich für die Indoor-Flugshow des Aero-Clubs Attendorn angemeldet haben. „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Bei uns gibt es fliegende Hexen, fliegende Lkw, Doppeldecker oder Hubschrauber“, berichtet Thomas Dahl bei einem Rundgang durch die Halle, in der sonst die Ballsportler zu Hause sind. An diesem Sonntag gehört die Dreifach-Turnhalle den Modellfliegern. Bereits zum achten Mal hat der Aero-Club Attendorn, dessen 1. Vorsitzender Thomas Dahl ist, hier zur Indoor-Flugshow eingeladen. „Wir wollen den Verein vorstellen und Mitglieder werben“, sagt der Vereinschef.

Eigener Flugplatz in der Stesse

Die Rechnung scheint aufzugehen. Bereits um die Mittagszeit sind viele Besucher gekommen, darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche mit zum Teil selbstgebastelten Flugmodellen. „Das Landen und Starten ist immer am schwierigsten, wie bei den großen Fliegern“, verrät Thomas Dahl. „Das Fliegen selbst ist relativ einfach“, betont der 1. Vorsitzende des vor 36 Jahren gegründeten Vereins mit aktuell 50 aktiven Mitgliedern, davon neun Jugendliche.

Gelände gepachtet

Einmal im Jahr fahren Mitglieder des Aero-Clubs Attendorn zum Modellfliegen in die für ihr Hobby besonders geeignete Rhön und nutzen im dortigen Mittelgebirge den Hangaufwind. Im Gegensatz zum heimischen Flugplatz in der Stesse dürfen sie ihre Modelle in der Rhön aber nur bis in eine Höhe von 50 Metern aufsteigen lassen.

Das Gelände in der Stesse hat der Aero-Club Attendorn von drei Landwirten gepachtet.

Seit 25 Jahren hat der Aero-Club Attendorn vor den Toren der Stadt in der Stesse einen eigenen Modellflugplatz, der natürlich bei der zuständigen Luftfahrtbehörde angemeldet ist. „Wir haben eine unbegrenzte Genehmigung“, erzählt Thomas Dahl. Der Luftraum über dem Modellflugplatz ist freigegeben. Und so können die vom Boden gesteuerten Flieger bis in eine Höhe von 400 Meter geschickt werden. Einige Vorgaben gibt es aber. So muss der Abstand zur nächsten Wohnbebauung mindestens 300 Meter betragen. Auch für den Lärm- und Schallschutz gelten Grenzwerte. Wichtig ist eine spezielle Haftpflichtversicherung für die Piloten. Eine Grundausrüstung mit Fernsteuerung, Sender und Empfänger, Ladegerät und Akkus kostet um die 100 Euro. „Nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt“, weiß Thomas Dahl. So kann der riesige Nachbau eines Rettungshubschraubers mit einem Rotorkopfdurchmesser von über vier Metern zwischen 40.000 und 50.000 Euro kosten.

Es ist keine Figur aus der Augsburger Puppenkiste, die der Hanauer Paraglider-Spezialist Matthias Bernstein mit nach Attendorn gebracht hat.
Es ist keine Figur aus der Augsburger Puppenkiste, die der Hanauer Paraglider-Spezialist Matthias Bernstein mit nach Attendorn gebracht hat. © Foto: Martin Droste

Ganz so teuer ist der sogenannte RC-Paraglider samt ferngesteuerter Pilotenpuppe nicht, den Matthias Bernstein aus dem hessischen Hanau mit nach Attendorn gebracht hat. Stimmen die Windverhältnisse draußen, kann er den hinten am Piloten angebrachten Rotor ausstellen. „Das Teuerste ist der in Handarbeit gefertigte Gleitschirm“, erzählt Bernstein und zeigt auf die kleinen Stäbchen im Inneren zur Verstärkung der Luftpolster. Den Helm hat er mit viel Liebe zum Detail neu lackiert.

Dem großen Bruder einen Schritt voraus

Etwas Besonderes ist auch der 3D-Kunstflug. Die Spezialmodelle sind so stabil gebaut, dass sie sich in der Luft drehen und auf dem Kopf stehen können und nicht nur vorwärts oder rückwärts fliegen. Dazu gehört auch der Hubschrauber von Vereinsmitglied Steffen Richter. Wer es ein paar Nummern einfacher und billiger haben will, kann sich beim Aero-Club Attendorn an einer Lehrer-Schüler-Einheit versuchen. Bei dieser Fernsteuerung greift ein erfahrener Pilot ein, wie eine Art Fahrlehrer. Nach und nach wird dem Anfänger immer mehr Verantwortung übergeben. Übrigens: In puncto Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind die Modellflieger dem großen Bruder und auch dem Autoverkehr mindestens einen Schritt voraus. „Wir sind schon in der Zukunft angekommen“, verweist Vorsitzender Thomas Dahl darauf, dass 80 Prozent der Flugmodelle Elektroantrieb haben und nur noch rund 20 Prozent mit Verbrennungsmotoren bzw. Turbinen laufen.

Und auch bei den Akkus hat sich einiges geändert. „Modellflieger sind Bastler und Tüftler“, betont Vereinschef Dahl. Zum Beweis greifen nur wenige Meter neben ihm zwei junge Piloten zum Spezialkleber und reparieren ihre Flugzeuge. Mit Drohnen hat der Aero-Club Attendorn nichts am Hut. „Drohnenflieger sind keine Modellflieger“, grenzt Thomas Dahl die Szenen ab.