Olpe/Kreis Olpe. Startet der Schnellbus S1 von Olpe nach Siegen wieder durch. Die Chancen dafür scheinen nicht schlecht zu sein, es gibt dafür jetzt Fördermittel.
Gibt es ein Revival für die Schnellbus-Linie SB1 von Olpe über die Autobahn A 45 nach Siegen? Im Moment sieht es nicht schlecht dafür aus. Es gibt seit Beginn des Jahres einen neuen Fördertopf und die Unterstützung für einen „neuen“ Schnellbus ist groß. Die Junge Union der Kreisstadt Olpe hatte den Schnellbus SB1 mit einem Antrag an den Kreis wieder vom Abstellgleis geholt. Dort war er Ende August 2018 geparkt worden, weil die Gemeinde Wenden besser an die Kreisstadt Olpe angebunden werden sollte.
R 53 satt SB 1
Deshalb wurde die Linie für die neue Linie R 53 von Olpe nach Siegen geopfert, die allerdings über die Dörfer statt über die A 45 nach Siegen fährt und entsprechend länger unterwegs ist. Torsten Weber von der JU Olpe schätzt drei Mal solange, also statt 35 Minuten etwa 90 Minuten: „Drei Stunden pro Tag im Bus zu sitzen ist unattraktiv, die Einstellung der Linie hat die Anbindung des Olper Raums an Siegen deutlich erschwert“, so Weber.
Wirtschaftlichkeitsgebot
Beide Linien, SB1 und R 53 gleichzeitig wirtschaftlich zu betreiben, ist laut Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbands Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS), nicht möglich. Es gab zwar eine Kompromisslösung mit einigen Fahrten pro Tag auf der alten SB1-Route, also von Olpe über die L 512 bis Gerlingen, dann über die Autobahn A 45 bis Abfahrt Freudenberg und weiter über die L 562 nach Siegen. „Aber es ist klar, dass die, die direkt nach Olpe oder Siegen wollen, nicht über die Dörfer fahren wollen“, so Günter Padt. Andererseits möchten die ÖPNV-Nutzer aus dem Raum Wenden, dass der R 53 weiterhin die Dörfer bedient. Günter Padt spricht von einer schwierigen Gemengelage.
Untersuchungen laufen
Allerdings gibt es seit Anfang dieses Jahres einen neuen Fördertopf des Landes NRW, der über den Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe angezapft werden kann, unter Beachtung bestimmter Kriterien. Padt: „Wir haben die Thematik zum Anlass genommen, uns gewisse Korridore im gesamten Verbandsgebiet anzuschauen.“ Denn auch in Wittgenstein und im südlichen Siegerland gibt es Interessenlagen, die Verkehrspläne zu modifizieren, ebenso Richtung Oberberg. Der ZWS stieg in eine intensive Analyse, auch der Pendlerverpflechtungen, ein. Padt: „Das alles wird für jeden Korridor untersucht und es wird am Ende ein Konzept geben, das dann politisch diskutiert werden muss.“
In den Sommermonaten soll das Konzept den beiden Kreistagen Olpe und Siegen-Wittgenstein vorgelegt werden. Günter Padt: „Wenn diese bereit sind, eigenes Geld in die Hand zu nehmen, kann daraus was werden.“
400.000 Euro vom Land NRW
Denn die Fördermittel des Landes, rund 400.000 Euro für beide Kreise, werden nicht ausreichen. Padt selber macht kein Hehl daraus, dass er schon immer Sympathien für die Linie SB 1 hat. „Aus meiner Sicht wäre es schön, wenn wir die SB 1 wieder installieren könnten.“
Mit Landrat Frank Beckehoff hat der SB 1 einen weiteren, prominenten Unterstützer und er kann die Argumente der Jungen Union für den Schnellbus gut nachvollziehen. „Ohne den Bus haben Studis ohne Auto erhebliche Probleme", so Torsten Weber. „Viele können es nicht verstehen, dass die Linie eingestellt wurde, der SB 1 war vor allem zu den Stoßzeiten immer gut gefüllt.“ Der JU-Antrag beinhaltet deshalb auch konkrete Zeiten, an denen der SB 1 - zusätzlich zum „Dörfer-Bus“ R 53 - ab Olpe verkehren sollte, morgens um 6.55, um 9.01 und um 11.11 Uhr und am Nachmittag bzw. frühen Abend retour.
Wichtiger Standortfaktor
Mehr noch: Die Junge Union sieht in einer schnelleren Anbindung des Olper Raums an das Oberzentrum Siegen einen wichtigen Standortfaktor für den Kreis Olpe. „Klar kostet das Geld, aber es bringt eine echte Attraktivitätssteigerung und ist damit ein Baustein, um junge Leute hier im Kreis zu halten.“ Das sieht Landrat Beckehoff ähnlich: „Ich kann die Argumente nachvollziehen und unterstütze das Anliegen“. Er denkt dabei nicht nur an Studierende der Uni Siegen, sondern auch an Auszubildende und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die täglich zwischen Olpe und Siegen pendeln müssen.
Europaweite Ausschreibung
Trotz dieser recht positiven Perspektive für den Schnellbus glaubt der Landrat nicht an eine schnelle Entscheidung in der Sache. Denn das zusätzliche ÖPNV-Angebot müsse zunächst europaweit ausgeschrieben werden und das dauert. . „Am Ende des Tages wir wohl ein regionaler Unternehmer den Zuschlag bekommen. Aber ich gehe nicht davon aus, dass der Startschuss noch dieses Jahr fallen wird.“