Olpe. Durch die Digitalisierung sind im Kreis Olpe Jobs bedroht und auch der Abschwung ist angekommen. Die Arbeitgeber fordern eine Reaktion.
Schallplatten sind ein Relikt der Vergangenheit. Ersetzt durch Kassetten und CDs – und inzwischen mehr und mehr von digitalen Streaming-Diensten. „Das ganze Material ist weg“, sagt Arndt G. Kirchhoff, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands (AGV) im Kreis Olpe. „Statt einer großen Stereo-Anlage haben die Menschen heute Spotify.“ Verschwunden sind dadurch auch die Produzenten – und die Jobs in den Fabriken.
Wenn in den nächsten Jahren weitere Produkte durch modernere Technologien ersetzt werden, bedroht das auch Arbeitsplätze im Kreis Olpe. „Diese digitale Transformation ist das, was den Menschen Angst macht“, glaubt Arndt Kirchhoff. Zwar hätten vergleichbare Wandlungsprozesse in der Historie immer dazu geführt, dass es anschließend mehr Arbeit gegeben habe, „aber verändern werden sich die Jobs auf jeden Fall.“ Darauf müssten die Arbeiter vorbereitet werden.
Qualifizierungszentren für digitale Transformation
„Angst nehmen, Chancen geben“, formuliert Arndt Kirchhoff den Ansatz, den er als Arbeitgebervertreter gemeinsam mit Gewerkschaftern in dieser Woche der Bundesregierung vorstellte. Deutschlandweit sollen Zentren entstehen, in denen Mitarbeiter, die mit der Herstellung wegfallender Produkte – etwa im Bereich des Verbrennungsmotors – betraut sind, für andere Arbeiten fortgebildet werden. „Schön handverlesen“, betont Kirchhoff.
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Die Zentren sollen deutschlandweit angesiedelt werden – „dort, wo Bedarf ist“, könnte auch die Automotive-Region Südwestfalen infrage kommen. Finanziert werden könnten die Qualifizierungsmaßnahmen aus dem Topf für Kurzarbeitergeld, schlagen Arbeitgeber und Gewerkschaften vor. „Warum sollte man jemanden in Kurzarbeit schicken, wenn der Job nicht wiederkommen wird“, fragt Arndt Kirchhoff. In den Ministerien solle nun ein Plan entwickelt werden, wie die Idee umgesetzt werden kann.
Konjunktur: Anzeichen für Abschwung im Kreis Olpe
Weniger Handlungsbedarf sieht der Arbeitgeberverband durch die konjunkturelle Entwicklung, wenngleich die jährliche Umfrage unter den Unternehmen im Kreis Olpe durchwachsene Ergebnisse hervorbrachte. „Dass der Aufschwung nach zehn Jahren endet, ist ein Stück weit normal“, sagt der Vorsitzende, „und wir stehen im Kreis Olpe noch ein bisschen besser da als unsere Nachbarn.“
Doch jedes vierte Unternehmen geht davon aus, dass sich die Geschäftslage in diesem Jahr verschlechtern wird. Genauso viele erwarten, dass sie ihre Belegschaft reduzieren werden. Im Vorjahr blickte nur jedes 20. Unternehmen so pessimistisch in die Zukunft. Die zukünftige Ertragsentwicklung prognostizieren 20 Prozent als schlechter.
Große Unterschiede zwischen den Branchen
„Der Sanitärbranche geht es noch gut, aber Firmen, die mit Automotive zu tun haben, haben Sorgenfalten auf der Stirn“, macht Walter Viegener, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitgeberverbands, Unterschiede zwischen unterschiedlichen Wirtschaftszweigen aus. Auch die Elektroindustrie berichte über eine weiterhin gute Auftragslage.
Zugleich erwartet der Arbeitgeberverband, dass 2020 mehr Auszubildende eingestellt werden als im Vorjahr. „Der Fachkräftemangel bleibt unser größtes Problem“, erklärt Walter Viegener – auch mit Blick auf das eigene, im Sanitärbereich tätige Unternehmen. Ein größeres Wachstum sei möglich, wenn nicht einige größere Bauprojekte mangels Ingenieuren oder Baufirmen zeitweise ruhen müssten.
„Insgesamt haben wir im Kreis Olpe eine ziemlich gesunde Industriestruktur“, zieht Arndt Kirchhoff eine Bilanz. Und Walter Viegener ergänzt: „Die wollen wir auch behalten.“