Kreis Olpe. Mohamed Boujour ist Rückkehrberater beim DRK-Kreisverband Olpe. Er hilft Migranten dabei, in ihre Heimat zurückzukehren. Manche gehen freiwillig.

Manche Menschen, die einst aus ihrem Vaterland geflohen sind, wollen freiwillig zurückkehren. Vielleicht ist der Familiennachzug gescheitert. Vielleicht ist die Liebe zur Heimat so groß, dass sie dort ihre letzte Ruhestätte finden wollen. Vielleicht ist die einzige Alternative aber auch die Abschiebung. Unabhängig davon, was die Menschen zu diesem Schritt bewegt, sie bekommen Unterstützung von Mohamed Boujour. Der 47-Jährige ist Rückkehrberater beim DRK-Kreisverband Olpe. Ihm sind schon viele Schicksale begegnet – doch besonders die Geschichte einer liebenden Ehefrau ist ihm in Erinnerung geblieben.

Mohamed Boujour ist 47 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Gebürtig stammt er aus Marokko. Dort hat er sein Studium zum Diplom-Psychologen absolviert, hat jedoch keine Anstellung gefunden. 2001 ist er nach Deutschland gekommen. Mittlerweile wohnt er in Altena. Zunächst hat er diverse Jobs angenommen, denn sein Studium wurde erst nicht anerkannt.

Seit 2016 arbeitet er beim DRK-Kreisverband Olpe. Erst als Jugendhelfer und seit 2018 als Rückkehrberater – der einzige im Kreis Olpe. In Kooperation mit den zuständigen Behörden sowie der International Organisation for Migration (IOM) unterstützt er Flüchtlinge, Asylbewerber und Migranten bei der freiwilligen Rückkehr in ihre Herkunftsländer. Und auch die Menschen, die Deutschland verlassen müssen. „Die meisten Klienten sind ausreisepflichtig“, erzählt Mohamed Boujour. „Ich helfe zum Beispiel bei der Abwicklung der Ausreise oder der Beantragung von finanziellen Mitteln zur Ausreise.“

Ein stetiger Wandel

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Doch das ist noch nicht alles. Mohamed Boujour klärt die Menschen über die Situation und ihre Perspektiven auf, hält die politische Lage in den Herkunftsländern im Blick. „Iran vor drei Monaten ist nicht gleich Iran heute“, erklärt der Rückkehrberater. „Das befindet sich in einem stetigen Wandel.“ Neben dem Iran stammen die Menschen, die Mohamed Boujour um Unterstützung bitten, häufig aus dem Irak, Libanon oder Algerien. Andere stammen aus Pakistan, Georgien oder auch Russland. Doch unabhängig von ihrer Heimat – sie alle tragen ein Schicksal. „Die Menschen, die zu mir kommen, sind vor allem verzweifelt“, sagt der 47-Jährige. Mohamed Boujour spricht Arabisch, Französisch, Berberisch sowie fließend Deutsch. „Man braucht diese interkulturelle Kompetenz“, sagt er.

Es sind hunderte Beratungen im Jahr, die der zweifache Vater durchführt. Hunderte Beratungen bedeuten hunderte Geschichten. Eine junge Iranerin ist ihm besonders in Erinnerung geblieben. Sie ist nach Deutschland gekommen, hat das Christentum kennen und lieben gelernt und ist konvertiert. Ein Verbrechen – zumindest aus Sicht ihrer Landsleute. Ein „Verbrechen“, das nicht unbemerkt bleibt. Mann und Kind werden im Iran verhaftet. Die junge Frau hat keine andere Wahl. Sie muss ausreisen, um ihre Familie zu befreien. „Sie ist zurückgegangen, obwohl ihr in ihrem Heimatland die Todesstrafe droht“, sagt der Diplom-Psychologe. „Für mich ist das mittlerweile Alltag. Aber ja, die Schicksale sind schon belastend.“

Sehr viel Dankbarkeit

Andere verlassen den Kreis Olpe wieder, weil sie einsam sind, sie ihre Angehörigen vermissen. Mohamed Boujour erzählt von einem jungen Mann aus Eritrea. Seine Ausreise hat über ein Jahr gedauert. Grund waren fehlende Dokumente. Ein Problem, mit dem es der Rückkehrberater häufig zu tun hat. „Er war so verzweifelt und traumatisiert, er wollte einfach nur zurück zu seinen Eltern“, sagt er. „Er war alleine und hat sich nicht wohl gefühlt.“

So traurig die Geschichten auch manchmal sind, Mohamed Boujour hat seine Berufswahl nie bereut. „Ich mache meinen Job wirklich gern“, sagt er. „Die Menschen begegnen mir mit sehr viel Dankbarkeit.“