Lennestadt. Viele kennen die Graffiti-Werke an der Eisenbahnstrecke zwischen Meggen und Altenhundem. Die WP durfte mit den Künstlern reden - ganz anonym.
Das Bild eines Königs ziert die Wand an der Eisenbahnstrecke zwischen Meggen und Altenhundem. Kein malerisches Porträt mit erhobenem Zepter und majestätischer Robe, wie man es aus den Geschichtsbüchern kennt. Dieses hier hat einen eher melancholischen Charakter. Die Farben zerfließen ineinander. Das Gewand gleicht mehr dem eines Bettlers als dem eines Monarchen. „Es geht um Werte, nicht um Materielles“, erklärt „Emil“ die Botschaft. Zusammen mit „Bohne“ ist er im Street-Art-Kollektiv „Bohne Emil“ aktiv. Unsere Zeitung durfte die beiden exklusiv treffen. Denn mit Hilfe der WESTFALENPOST ist im Lennestädter Kulturbahnhof nun eine Ausstellung zustande gekommen.
Emil und Bohne sind Studenten aus dem Siegerland. Mehr dürfen wir über sie nicht verraten, die beiden wollen anonym bleiben. Kein Wunder. Die Wand entlang der Eisenbahnstrecke zwischen Meggen und Altenhundem ist für künstlerische Arbeiten freigegeben – dennoch bewegen sich die Graffiti-Sprayer gelegentlich an der Grenze der Legalität. „Man kommt an vielen Stellen, wo man seine Botschaft verbreiten möchte, nicht drumherum, dass es verboten ist“, sagt Emil. „Aber es ist ein notwendiges Übel nicht irgendein Reiz. Es ist eine belastende Komponente. Uns geht es um die Kunst.“
Im Sommer des vergangenen Jahres hat Stefan Hundt, Bürgermeister der Stadt Lennestadt, einen Aufruf in unserer Zeitung gestartet. Er war begeistert von den Arbeiten der Street-Art-Künstler, wollte sie kennenlernen, um ihnen noch mehr Flächen anzubieten. Auf unseren Zeitungsartikel reagieren die Künstler mit einem anonymen Brief an Stefan Hundt. Er wiederum schreibt einen Zettel mit der Bitte, ihn mal anzurufen, steckt diesen in die Wand entlang der Eisenbahnstrecke. „Das war Glück, dass wir den gefunden haben“, erzählt Emil. „Der Bürgermeister hat uns echt viel Gutes getan, dafür sind wir sehr dankbar.“ Denn: Durch den Kontakt ist nun eine Ausstellung im Lennestädter KulturBahnhof entstanden – die erste für das Künstler-Kollektiv.
Bis nach Zypern
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Es sind einige Bilder, die die Wand an der Eisenbahnstrecke zieren. Mehrere Tage hat das Künstler-Kollektiv dort gearbeitet. Einige der Werke stammen auch von S.A.R.E, einem befreundeten Künstler, durch den die Siegerländer Studenten überhaupt erst auf die „Leinwand“ aufmerksam wurden. Zwischen einer und drei Stunden pro Bild haben sie gebraucht. Die Werte stehen im Fokus. „Bohne Emil“ steht für Liebe, Toleranz, Freiheit und Frieden. Botschaften, die sie gern international verbreiten. Tatsächlich finden sich ihre Werke schon in Irland, Spanien, Frankreich, Kroatien, Zypern, Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und Holland. Es handelt sich längst nicht nur um Graffiti-Bilder. Die Künstler arbeiten beispielsweise auch auf Holzbrettern und verteilen sie. „Wir sind eigentlich weniger nachts aktiv, sondern tagsüber in der breiten Masse“, verrät Emil und fügt augenzwinkernd hinzu: „Man kann ja mal versuchen, darauf zu achten.“
Der Name „Bohne“ ist übriges eher ein Zufallskonstrukt. Der Künstler hat eine Zeit in Irland verbracht – und dort sind eben die „Baked Beans“ beliebt. Bohne lacht, als wir ihn nach dem Namen fragen. „Das hat sich einfach so ergeben“, sagt Bohne. Ein kleines bisschen Angst, erwischt zu werden, gehört immer mit dazu, sagt er. Aber erwischt wurden sie noch nie. Außerdem weiß kaum jemand, was die beiden so in ihrer Freizeit treiben. Nur ein paar enge Freunde und ausgewählte Personen. „Wir können das ziemlich gut geheim halten“, schmunzelt Emil.
Ausstellung am Freitag
Die Stadtverwaltung lädt am Freitag, 10. Januar, um 19.30 Uhr zur Eröffnung der Street-Art-Ausstellung in den KulturBahnhof Lennestadt ein.
Das Street-Art-Kollektiv
„Bohne Emil“ besteht aus zwei bis sechs Graffiti-Malern aus dem Siegerländer Raum, die
bereits seit dem Jahr 2015 zusammenarbeiten.
Was das Künstler-Kollektiv als nächstes plant, steht noch nicht fest. Sie lassen sich vom Alltag inspirieren. „Unsere Kunst richtet sich an Menschen, die auf Kleinigkeiten achten“, sagt Emil. „Sie richtet sich nicht an die mit den Aktenkoffern, die gegen die Wand laufen.“