Drolshagen. Das große Interview mit dem Gesicht des Drolshagener Karnevals, Jutta Nebeling.
Sie ist unbestritten das Gesicht des Drolshagener Karnevals, hat Drolau im Blut wie andere den Fußball oder das Schützenwesen: Die Rede ist von Jutta Nebeling, die zur Sessionseröffnung signalisiert hatte, dass sie das Dräulzer Narrenschiff künftig von einem anderem jecken Weib steuern lassen will. Nebeling, ganz nebenbei auch langjähriges Ratsmitglied für die CDU, tritt dann nach über 30 Jahren im Dräulzer Altweiber-Karneval ab. Wir durften uns um die Jahreswende mit ihr über die vielen Jahre als Vollblut-Närrin unterhalten, über die Gründe für den Abschied und über vieles andere.
Frau Nebeling, Sind Sie eigentlich am Rosenmontag geboren?
Jutta Nebeling: Nein, das nicht, ich weiß nicht einmal mehr, wann 1960 der Rosenmontag war. Aber ich bin definitiv an einem anderen Tag geboren.
Wie lange mischen Sie den Karneval in Drolshagen schon auf?
Mitte der 80-er Jahre hörte der Hermann Schlösser auf, der für den Zug verantwortlich war. Und dann haben wir gesagt: Irgendwie muss es weitergehen.
Was passierte dann?
Dann haben Annette Schürholz, Angelika Becker und ich entschieden: Wir machen es weiter. Wir haben das drei Jahre fortgeführt, bis Josef Hesse, Gemeindedirektor aus Engelskirchen, aber ein echter Drolshagener Jung auf uns zukam und meinte: Wir müssen jetzt einen Verein gründen, alleine schon wegen der ganzen versicherungstechnischen Anforderungen.
Die Geburtsstunde des Dräulzer Weiberfastnacht e. V.?
Ja genau, 1987 war es soweit. Ich wurde sofort Zweite Vorsitzende, erste Erste Vorsitzende wurde damals für die Wahlzeit von drei Jahren Hilde Stryczek. 1990 kam uns der Golf-Krieg dazwischen, so dass der Karneval ausfiel. Und zum Wechsel an der Vorstandsspitze kam es schließlich 1992. Seitdem bin ich ununterbrochen Erste Vorsitzende.
Was oder wer hat Sie überhaupt mal für den Karneval begeistert?
Ingrid Schlösser, eine Nachbarin. Ich wohne ja hier an der Hagener Straße und die Schlössers drei Häuser weiter. Früher spielten die Straßen ja schon eine wichtige Rolle im Karneval. Jeder Straße hatte ihre eigene Gruppe. Als ich das Alter hatte, hatte, 14 bis 16, ich weiß es nicht mehr so genau, hat mich Ingrid gefragt, ob ich mitmachen wollte, und dann hat mich der Drolau-Virus infiziert und bis heute nicht mehr losgelassen.
Also eine familiäre Vorbelastung über Mutter, Vater, Großvater oder so gab es nicht?
Nein nein. Familie Nebeling war keine Karnevals-Familie im eigentlichen Sinn.
Was ist für Sie das Schönste am Karneval?
Spaß an der Freud - mit anderen Menschen fröhlich und harmonisch zu feiern.
Was ist das Unangenehmste?
Wenn einige Querköppe meinen, nach reichlichem Alkoholgenuss über die Stränge schlagen zu müssen.
Ist Ihre Nachfolgerin schon vorbereitet oder eingearbeitet? Oder steht das noch gar nicht fest?
Eine Nachfolgerin steht von Vorstandsseite fest, und wir werden uns in nächster Zeit auch zusammensetzen.
Und wer ist die Glückliche?
Das wird nicht verraten. Schließlich muss eine Vorsitzende wie bei allen anderen Vereinen auch von den Mitgliedern erst einmal gewählt werden.
Wann wird das sein?
Nach Karneval haben wir eine Generalversammlung. Weiberfastnacht ist am 20. Februar, Aschermittwoch folglich am 26. Februar, die Generalversammlung danach. Und ein Tagesordnungspunkt lautet Vorstandswahlen.,
Und es ist tatsächlich sicher, dass Sie für ihr Amt als Erste Vorsitzende nicht mehr kandidieren werden?
Das ist hundertprozentig sicher.
Geben Sie nur ihr Amt als Erste Vorsitzende ab, oder werden Sie sich ganz aus dem Vorstand zurückziehen?
Ich habe dem dann neuen Vorstand, der gewählt wird, meine Unterstützung im Hintergrund zugesichert. Wenn Fragen auftauchen, bei deren Beantwortung ich helfen kann, helfe ich. Das ist selbstverständlich. Aber nicht mehr als Person im Vorstand. Allerdings werde ich der Dräulzer Vierjahreszeiten GmbH mit Blick auf die Weiberfastnacht erhalten bleiben.
Werden Sie weiterhin im Altweiber-Umzug mitmachen?
Das kann ich jetzt noch nicht sagen, ich weiß es nicht.
Wird man Sie denn vielleicht mal in einer Bütt sehen?
Nein, bei aller Liebe nicht.
Das ist nicht ihr Ding? Sie sind es als Klatschbase beim Landfrauen-Kaffee doch gewohnt, einen Saal mit einem Mikro mit Leben zu erfüllen.
Ja sicherlich. Ich bekäme das auch irgendwie gestrickt. Aber es passt in unseren Ablauf der Weiberfastnacht nicht hinein.
Warum?
Nach dem Umzug ist bei uns direkt Party angesagt. Das wollen und sollen die Leute auch so. Einer Büttenrede würde da gar keiner zuhören. Das ginge unter.
Was wird denn bei Ihnen persönlich das Loch ausfüllen, dass der fehlende Karneval reißt?
Da habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken drüber gemacht.
Sie werden sich also nicht zwei Hunde anschaffen oder ein Wohnmobil?
Nein nein. Dadurch, dass ich ja noch berufstätig bin, wird bei mir keine Langeweile aufkommen. Vielleicht mache ich so etwas, wenn ich mal in Rente gehe.
Wissen Sie denn schon, ob Sie bei der nächsten Kommunalwahl im September 2020 wieder für den Drolshagener Stadtrat kandidieren?
Ja, dazu habe ich mich bereit erklärt.
Wenn die berühmte Gute Fee an ihre Tür klopfen und Ihnen Wünsche für die Dräulzer Weiberfastnacht erfüllen würde, welche wären das?
Dass die Harmonie weiterhin bestehen bleibt. Wir haben ein ganz tolles Team, angefangen beim Weiber-Komitee über die einzelnen Gruppen, die den Straßenkarneval entscheidend tragen und prägen. Es hat mir über all die Jahre große Freude gemacht, mit ansehen zu dürfen, wie toll bei uns gefeiert wird. Karneval löst ja immer eine große Kreativität aus. Unsere Frauen haben das mit tollen Ideen jedes Jahr bewiesen. Davon ein Bestandteil zu sein, ist eine schöne Sache. Die Gute Fee brauchen wir eigentlich gar nicht. Es sei denn, sie geht im Zug mit.
Wäre doch ein tolles Kostüm für Sie, oder?
Ja schon, ein tolles Kostüm, aber nicht mehr für mich.
Gibt es Probleme, bei denen die Stadt sie unterstützen könnte?
Das möchte ich mal von vorneherein sagen: Die Stadt Drolshagen hat die Weiberfastnacht von Anfang an immer großartig unterstützt. Da kann es von unserer Seite keinerlei Klagen geben. Ich kann jederzeit bei jedem bei der Stadtverwaltung anklopfen, und es wird mir geholfen. Ich habe in meiner Zeit als Erste Vorsitzende schon so einige Stadtdirektoren und Bürgermeister erlebt, erst Hermann Schmelzer und Peter Jeck, dann Hilchenbach und Jeck, Theo Hilchenbach über 22 Jahre hinweg und jetzt Uli Berghof. Eine bessere Zusammenarbeit kann ich mir nicht vorstellen. Das gilt insbesondere auch für den Bauhof. Viele sehen das, was die Bauhofmitarbeiter rund um den Zug machen, als selbstverständlich an. Für mich ist es das nicht - keinesfalls. Gleiches trifft auch für die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und des DRK zu. Deshalb an dieser Stelle noch einmal meinen herzlichen Dank dafür.
Welcher Karneval ist der für Sie schönste, urigste, beste? Der in Köln, Mainz oder Rio?
Der in Köln.
Richtige Antwort.