Rüblinghausen. Melanie und Jan Heinrich machen eine Weltreise mit dem Segelboot. Doch wie wird das Ehepaar mit Wurzeln in Rüblinghausen wohl Weihnachten feiern?

Melanie Heinrich räkelt sich an der Reling. Es ist noch früh. Die Sonne ist gerade aufgegangen, lässt den Ozean glitzern. Ein leichter Schauer zieht über das Meer. Es ist gerade Regenzeit. Ihr Mann Jan bereitet das Frühstück zu, während die 41-Jährige mit unserer Zeitung telefoniert. Ein bisschen Joghurt gibt es, mit Passionsfrucht, ein Geschenk von einem der Einheimischen. Das Ehepaar hat mit seinem Segelboot vor dem karibischen Inselstaat Grenada Halt gemacht. Vor knapp sieben Monaten sind sie in See gestochen, eine zweijährige Weltreise ist das Ziel. „Neulich habe ich ein Foto aus der Heimat bekommen“, erzählt die gebürtige Rüblinghausenerin. „Da lag Schnee. Wir haben hier 30 Grad.“ Doch wie werden die beiden wohl Weihnachten feiern? Und welche Rolle spielen dabei Eiswürfel?

Wenn das Bett wackelt

Das Boot liegt ruhig, relativ nah am Land. Melanie Heinrich lässt den Blick über die grünen Berge gleiten. Palmen reihen sich aneinander. In der Nähe zeichnen sich weitere Segelboote vor dem Horizont ab. Die Menschen auf den Schiffen gönnen sich gerade eine Pause, genießen den sanften Wellengang, das traumhafte Panorama, das einer Postkarte gleicht. „Das kennen wir aber auch anders“, erzählt die gelernte Erzieherin, die bei ihrem Arbeitgeber in Leipzig ein Sabbatical bekommen hat. „Das hat hier teilweise so gewackelt, dass man nicht mal einen Kaffee in Ruhe trinken, geschweige denn ruhig im Bett liegen konnte.“ Melanie Heinrich, die mit ihrem Jan seit 23 Jahren zusammen ist, spricht von der Überquerung des Atlantiks. Die bisher größte Herausforderung. Mitte Mai ging es von Heiligenhafen in der Ostsee los. Die Reise führte nach Holland, Belgien, Frankreich, England, Spanien, Portugal, Marokko. Dann ging es auf die Kanararen, später die Kapverden. Bis gestern haben sie sich Barbados angesehen, jetzt liegen sie vor Grenada. „Da hatte ich schon ganz schön Respekt vor“, erzählt Heinrich, geborene Hohleweg, von der Atlantik-Überquerung. „Da war ja tagelang kein Land in Sicht, nichts.“

Die richtige Vorbereitung

In Bridgetown auf Barbados haben Schulen die Bäume weihnachtlich dekoriert.
In Bridgetown auf Barbados haben Schulen die Bäume weihnachtlich dekoriert. © Privat

Segelboot kaufen und einfach in See stechen? So einfach ist es natürlich nicht. Melanie und Jan Heinrich mussten einiges an Vorarbeit leisten. Schließlich sind die beiden bislang nur im Urlaub gesegelt. Was mache ich, wenn es mal brennt? Und wie stopfe ich ein Loch? Ein Sicherheitskurs musste her, um sich im Notfall richtig verhalten zu können. Und auch ein Crash-Kurs in Medizin. „Bisher ist alles gut gelaufen“, erzählt die gebürtige Rüblinghausenerin und genießt den frisch zubereiteten Joghurt, den ihr ihr Mann reicht. „Kleinigkeiten sind kaputt gegangen, am Segel oder auch am Motor. Aber Jan ist Ingenieur, er kennt sich da aus.“

Es ist nicht nur die gemächliche Reise über das Meer, die das Ehepaar fasziniert. Sie schauen sich die Länder an, meiden touristische Zonen, lernen die Einheimischen kennen, freunden sich mit anderen Seglern an. „Die Menschen sind sehr offen und herzlich, man hilft sich gegenseitig“, erzählt Melanie Heinrich. „Neulich sind wir einem holländischen Ehepaar begegnet, das auch mit dem Segelboot unterwegs ist. Vielleicht sieht man sich später mal wieder.“ Ein richtiges Zuhause haben sie nicht mehr, die Wohnung in Leipzig ist gekündigt. Wie lange die Weltreise tatsächlich dauern soll, wissen die beiden noch nicht genau. Letztlich ist es eine finanzielle Frage. Fest steht, das Ehepaar genießt jede Minute. Auch wenn es manchmal wirklich anstrengend ist. Der Vorrat an Lebensmitteln muss genau kalkuliert werden und die Wäsche lässt sich auch nicht eben mal waschen. „Es ist wirklich eine schöne Zeit“, sagt Melanie Heinrich. „Aber für immer wäre das nichts für mich. Ich vermisse natürlich meine Familie.“

Ein wenig Heimat an Bord

Ehepaar online folgen

Das Ehepaar Melanie und Jan Heinrich erzählt seine Geschichte in den sozialen Medien. Auf Facebook und Instagram halten sie ihrer Follower während der Reise auf dem Laufenden. Stichwort „Sailing-Tore“.

Die Familie sieht sie an Weihnachten wieder. Zumindest per Video-Telefonat. Die Festtage werden die beiden Weltenbummler auf Grenada im Hafen verbringen, Heiligabend gehen sie zusammen essen. Für den ersten Weihnachtsfeiertag steht ein Strand-Grillen auf dem Plan. „Anstatt Glühwein gibt es bei uns Rumpunsch mit viel Eiswürfeln“, erzählt die 41-Jährige und lacht. Viel Weihnachtsschmuck gibt es auf dem Segelboot, das den Namen Tore nach Jan Heinrichs Vater trägt, nicht. Lediglich eine Lichterkette von der Tante und Adventskalender von der Freundin und der Schwiegermutter. „Außerdem werden wir Weihnachten die Weihnachtsmarmelade, die wir von unserer Schwägerin bekommen haben, und das das selbstgemachte Apfelmus von den Olper Äpfeln essen. Ein wenig Heimat haben wir mit an Bord.“