Lennestadt. Bastian Ruhrmann aus Oberelspe bekam das Anerkennungszeichen der Malteser-Jugend, die höchste Auszeichnung des Jugendverbandes, verliehen.

Bastian Ruhrmann aus Oberelspe engagiert sich seit dem Grundschulalter, also seit gut 20 Jahren im Malteser Hilfsdienst (MHD), vor allem in der Jugendarbeit. Seit sieben Jahren ist der heute 30-Jährige Diözesanjugendsprecher der Malteser Jugend in der Erzdiözese Paderborn. Vor einigen Tagen wurde er mit dem Anerkennungszeichen der Malteser-Jugend, der höchsten Auszeichnung des Jugendverbandes, ausgezeichnet. Wir sprachen mit ihm über die Ehrung, seine Aufgaben und seine Motive.

Hat Sie die Ehrung überrascht oder hatten Sie damit gerechnet?

Bastian Ruhrmann Nein, das war sehr überraschend und hat mich schon sprachlos gemacht, was nicht so oft vorkommt.

Wo und wie war die Ehrung?

Wir haben jedes Jahr eine Diözesanjugendversammlung, dort kommen alle demokratisch gewählten Leiter der Ortsgliederungen zusammen. Diese war diesmal in Geseke. Im Rahmen des Gottesdienstes hat unsere Bundesjugendsprecherin Sandra Dransfeld eine Laudatio gehalten und mir die Plakette mit Urkunde verliehen.

Wie kamen Sie zum MHD und was hat Sie damals bewegt, dabei zu bleiben?

Die Oedinger Malteser kamen zu uns in die Grundschule und haben uns dort die Grundzüge der Ersten Hilfe gezeigt, zum Beispiel stabile Seitenlage, Verbände anlegen und das fanden wir interessant. Wir sind dann in die Gruppenstunde der Malteser-Jugend gegangen und dort bin ich dann hängen geblieben. Was mich von Anfang an und bis heute fasziniert, man ist direkt mittendrin. Man wird herzlich aufgenommen und man hat das Gefühl dazuzugehören. Es ist von Anfang an auf Augenhöhe. Und das habe ich immer in meinen verschiedenen Funktionen versucht den jungen Menschen, die ich anleiten und ausbilden durfte, so weiter zu geben, Ich nenne es gern den Malteser Jugend-Spirit.

Steckbrief

Bastian Ruhrmann ist 30 Jahre alt, ledig, und wohnt in seinem Heimatort Lennestadt-Oberelspe.

Er besuchte ab 1996 die St. Burchardus Grundschule in Oedingen.

Nach dem Abitur 2009 am Gymnasium Maria Königin studierte Bastian Medizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen und arbeitet heute als Assistenzarzt in der Inneren Medizin (Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin) an der Helios-Klinik in Attendorn. Außerdem ist er als Notarzt im Rettungsdienst des Kreises Olpe tätig.

Im Malteser-Hilfsdienst Lennestadt war er zunächst Gruppenleiter des MHD in Oedingen. Seit 2012 ist er Diözesanjugendsprecher im Erzbistum Paderborn mit vielfältigen Aufgaben.

In seinem Heimatverband in Lennestadt ist er als Stadtarzt für die medizinische Ausbildung und medikamentöse Ausstattung verantwortlich und ist im Rettungsdienst und im Katastrophenschutz eingebunden.

Kontaktadresse für Interessierte am MHD bzw. der MHD-Jugend: bastian.ruhrmann@malteser.org.

Was meinen Sie damit genau, was macht den Malteser Jugend-Spirit aus?

Wir haben einen Slogan, der unsere Arbeit widerspiegelt. Der lautet: glauben – lachen – helfen - lernen. All diese Aspekte versuchen wir in unsere Arbeit einzubeziehen und so hatte ich die Möglichkeit, mich auszuprobieren und in einer tollen Gemeinschaft zu wachsen.

Das heißt, bei den unterschiedlichsten Aufgaben mitzumachen, oder?

Ja, genau, natürlich Erste Hilfe, später im Rettungsdienst, aber auch soziales Engagement, Geld und Kleidung sammeln für ärmere Kinder, Einrichtungen besuchen und vieles mehr.

Was macht der Diözesanjugendsprecher?

Wir sind ein Führungsgremium mit zehn Personen. Wir sind Fürsprecher und Leiter von knapp 1000 Jugendlichen im Erzbistum und versuchen für die jungen Menschen bis 27 Jahre im Malteser Hilfsdienst Sprachrohr zu sein. Ich mache vor allem organisatorische und Vernetzungsarbeit, vertrete unser Bistum aber auch im Erwachsenverband und auch gegenüber anderen Verbänden und arbeite viel auf Bundesebene.

Welche Veranstaltungen sind das, interne MHD-Termine?

Sowohl, als auch, beispielsweise die Bundesjugendversammlungen, aber auch so etwas wie Katholikentag oder Termine im BDKJ, dem Dachverband der Katholischen Jugendverbände. Ich bin Kursleiter und bilde seit 2012 junge Führungskräfte in ganz Deutschland aus.

Das hört sich nach einem sehr zeitaufwendigen Job an.

Ja, aber das ist mein Herzblut. In meiner Zeit in der Jugendgruppe durften ich und die anderen Kind sein und uns in einer geschützten Gemeinschaft uns ausprobieren. Ich möchte den Gruppenleitern von heute gerade in der heutigen Zeit, die medial und von Leistungsdruck und Konsum geprägt ist, zeigen: Hey, ihr habt die Möglichkeit, Kindern ganz viel zu geben und Kinder Kind sein zu lassen. Und ich möchte den Erwachsenen und der Politik sagen, dass man Kindern einen Raum geben muss, um sich entwickeln zu können und dass es unter anderem auch finanzielle Möglichkeiten geben muss, um gute Jugendarbeit zu machen.

Glauben Sie, dass in der heutigen Kinderbetreuung und zuhause einiges schief läuft?

Das, was wir früher erleben durften, rausgehen, im Matsch spielen, ohne Handy als ständigen Begleiter,, das ist ja heute unglaublich schwierig geworden. Viele Kinder werden zuhause vor den Fernseher oder PC gesetzt und es wird nicht das geboten, was ein Kind braucht, um zu einem selbstbewussten, jungen Menschen heranzuwachsen, der weiß, was er möchte und der Lust hat, sich sozial zu engagieren.

Also die Motivation, sich sozial und ehrenamtlich zu engagieren, hängt damit zusammen, wie man aufwächst?

Ich glaube, dass man sich eher sozial engagiert, wenn man selbst in seiner Kinder- und Jugendzeit erlebt hat, wie toll es ist, anderen Leuten helfen zu können und in einer geschützten Gemeinschaft Freizeit verbringen zu dürfen. Einiges von dem, wie ich jetzt bin, habe ich den Maltesern zu verdanken, auch einen großen Teil meines Weges in der Medizin.

Was ist bei Malteser anders als bei anderen Jugendverbänden?

Man ist direkt akzeptiert, gewollt und dabei, egal, wo man herkommt, und wie man aussieht. Wir nennen das gerne „Bunte Bande“. Punkt zwei ist unser Hintergrund. Wir sind eine katholische Hilfsorganisation und das, was Christus uns beigebracht hat, Nächstenliebe, Offenheit, Gleichheit, ist ein Fundament, das den Gesamtverband prägt und durchzieht. Was uns ebenfalls auszeichnet, ist der weit gefächerte ehrenamtliche Horizont. Ich glaube, dass jeder, der sich engagieren will, hier im Gesamtverband des Malteser seine Sparte findet, und zwar im Rahmen seiner Möglichkeiten. Wir im Erwachsenenverband haben z.B. den Rettungsdienst, den Katastrophenschutz, die Erste-Hilfe Ausbildung, den Besuchs- und Begleitdienst, den Hausnotruf, …. Der eine hat mehr Zeit, der andere möchte sich wöchentlich oder monatlich engagieren, andere möchten nur bei einem Projekt mitmachen. Da bieten die Malteser sehr viele Möglichkeiten mitzumachen.

Finden Sie, dass die gesellschaftliche Anerkennung für solche ehrenamtlichen Organisationen zu gering ist?

In den letzten fünf, sechs Jahren hat sich ordentlich was getan. Es sind unter anderem viele Fördergelder für die Jugendarbeit dazu gekommen, sowohl auf Stadt-, Kreis- und Landesebene, als auch für Projekt- und Jugendarbeit. Aber die Wege dorthin, der bürokratische Weg ist oft schwierig. Die Ehrenamtlichen brauchen einen Rahmen, um gut arbeiten zu können, da ist noch viel Luft nach oben. Zum Beispiel ist das Thema Sonderurlaub für Veranstaltungen immer wieder ein Problem. Oft ist es leider nur eine punktuelle Unterstützung. Der Landtag NRW hatte jetzt zum Ehrenamtstag eingeladen, die Politik ist auch offen für Gespräche, aber dann verschwimmt das oft wieder.

Warum ist es besser geworden?

Weil wir uns bemerkbar gemacht haben, weil wir präsenter sind und mühlenradartig auf die Probleme aufmerksam machen.

Es ist bald Weihnachten, was wünscht sich Bastian Ruhrmann als MHD-Funktionär?

Es freut mich, dass wir einen Generationswechsel durchgemacht haben. Wir haben viele junge Menschen, die auch in Führungspositionen nachrücken. Ich wünsche mir, dass wir es weiterhin schaffen, dieses Feuer der Malteser in der Jugendarbeit, wie auch im Erwachsenenverband innerverbandlich weiterzugeben. Aber auch, dass wir es schaffen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in der Gesellschaft zu zeigen, wie toll es ist, sich ehrenamtlich zu engagieren und dass es ein Zugewinn im Leben aller darstellt.