Kreis Olpe. Am Konzept der Mobilstationen im Kreis Olpe werden erste Zweifel laut. Grünen-Sprecher Fred-Josef Hansen sagt: „Das passt nicht ins System.“
Der Kreis Olpe macht sich gemeinsam mit seinen sieben Städten und Gemeinden und dem Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) auf den Weg zu einer klimafreundlicheren Mobilitätsregion. Als ein Mosaikstein auf diesem Weg wird der Kreistag in seiner nächsten Sitzung am Montag, 9. Dezember, mit hoher Wahrscheinlichkeit die Einrichtung von acht Mobilstationen im Kreis beschließen (wir berichteten). Doch es gibt Zweifel an der Sinnhaftigkeit.
Das Projekt
Bei den Mobilstationen handelt es sich um einzelne Verkehrs-Anlaufstellen, wo verschiedene Angebote wie ÖPNV, Taxi, PKW, Car-Sharing, Fahrrad etc. für Verkehrsteilnehmer miteinander verknüpft werden. Um es an einem Beispiel klar zu machen: Wer künftig mit dem Fahrrad die Mobilstation seiner Stadt bzw. Gemeinde ansteuert, kann seinen Drahtesel dort abstellen und mit dem Bus oder per Car-Sharing zur Arbeit weiterfahren. So zumindest die Vision.
„Dieses Projekt passt in das Bild, dass wir Mobilität anders denken und verschiedene Verkehrsträger miteinander verknüpfen wollen“, erklärt Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbands Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS), auf Nachfrage. Der ZWS werde dieses Projekt federführend in Zusammenarbeit mit dem Kreis Olpe sowie den Kommunen koordinieren. Padt: „Wir möchten die Verkehrsträger so miteinander verknüpfen, dass wir punktuelle Anlaufstellen einrichten, wo der Nutzer weiß: Dort habe ich andere Verkehrsangebote.“
Die Skepsis
Fred-Josef Hansen, Kreissprecher der Grünen, findet die Idee grundsätzlich richtig. Er äußert im Gespräch mit dieser Redaktion jedoch Bedenken, ob diese Mobilstationen künftig auch angenommen werden: „Ich kann es nicht beweisen, aber mein Gefühl sagt mir, dass wir etwas installieren wollen, das nicht in unser System passt.“ Soll heißen: er fürchtet, dass es kaum Nutzer für diese Mobilstationen geben wird. In einer größeren Stadt hingegen sei so ein Projekt erfolgversprechender.
Gespannt und neugierig auf genau diese Inanspruchnahme ist auch Landrat Frank Beckehoff. Auch er weiß: „In einer ländlichen Region wie unserer ist es schwer, ohne Auto auszukommen. Doch wir schaffen hier das Angebot, andere Mobilitätsmöglichkeiten auszutesten.“
Der Zeitplan
Die Mitglieder des Kreistages müssen zunächst am 9. Dezember grünes Licht für dieses Projekt geben, das gilt jedoch als ausgemacht. Bis zum 31. Januar können dann alle Förderanträge beim ZWS, der diese gesammelt abgibt, vorgelegt werden. Theoretisch könnten dann im kommenden Jahr die Ausschreibung folgen und die Um- und Ausbauarbeiten an den acht Mobilstationen im Jahr 2021 begonnen werden.
Die Verkehrsstationen
Die genauen Standorte dieser Mobilstationen stehen bekanntlich fest. Sie befinden sich in Finnentrop, Attendorn, Olpe, Altenhundem und Grevenbrück jeweils an den Busbahnhöfen (ZOB) sowie am Drolshagener Markt, am Wendener Rathaus und in Welschen Ennest.
Die aktuellen Zustände
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Bei der Frage, welche Anforderungen die Mobilstationen erfüllen müssen, bedient sich der ZWS eines Gutachtens, das bereits im vergangenen Jahr der Nahverkehr Rheinland für seine Region in Auftrag gegeben hatte – dieses Schreiben lasse laut Kreisverwaltung Analogieschlüsse zu.
Mit Hilfe dieses Gutachtens konnte ein individueller Anforderungskatalog an jede Mobilstation und an jeden Standort zusammengestellt werden. Dieser Katalog beantwortet Fragen zur bereits vorhandenen Verfügbarkeit der Verkehrsmittel, er beleuchtet die Nachfragesituation, schaut sich den Ist-Zustand der Stationen an und ermöglicht dadurch eine genaue Auflistung beim Nachrüstungsbedarf, der mitunter auch von den Kommunen zu stemmen ist. Ein grober Überblick: An allen acht Standorten sollen sogenannte dynamische Fahrgastinformationen, also Bussteige samt Panoramatafeln, installiert werden, um der Mindestausstattung gerecht zu werden. Darüber hinaus fehlen an manchen Stationen WLAN-Zugangspunkte, Gepäckschließfächer, Bike & Ride-Anlagen oder Reliefpläne für sehbeeinträchtigte Nutzer.
Und: An allen Standorten im Kreis sollen dann auch E-Ladestationen für Autos etabliert werden.
Die Kosten
Die Gesamtkosten belaufen sich schätzungsweise auf rund 1,6 Millionen Euro. Dabei wird eine Förderung in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro angestrebt.
Auf den Kreis Olpe kommen Kosten in Höhe von rund 231.000 Euro zu, durch Fördermittel verbleiben vermutlich etwa 115.000 Euro für den Kreis-Haushalt.