Kreis Olpe/Elben. Die Gemischten Stimmen BIGGEsang wollen bester Chor des Westens werden. Sie bereiten sich konzentriert auf den Wettbewerb vor.
Es wird gescherzt und gelacht, das eine oder andere alltägliche Anekdötchen diskutiert und noch einmal ein Wässerchen heruntergespült, um die Stimme zu ölen. So wie bei vielen tausend anderen Chören in der Republik auch, wenn sich Freunde des Chorgesangs einmal in der Woche zur Probe treffen. Doch dann schlägt die Stimmung urplötzlich um: Chorleiter Volker Arns hebt nur kurz die Hände, und es macht sich konzentrierte Stille breit im Proberaum des Elbener Jugendheimes. Das hat seinen Grund: Die Gemischten Stimmen BIGGEsang, die hier heute proben, sind zum einen ein Chor mit anerkannt hohem Niveau, der schon viele renommierte Erfolge eingeheimst hat. Zum anderen haben sich die etwa 45 Sängerinnen und Sänger vorgenommen, beim WDR-Wettbewerb „Der beste Chor im Westen“ eine gute Figur abzugeben.
„Wir versuchen, den Pott wieder in den Kreis Olpe zu holen“, lacht Bernd Clemens, dessen Ehefrau Bianka (Elben) nicht nur mitsingt, sondern auch 2. Vorsitzende des Chores ist. „Unsere Mitglieder kommen aus fast allen Ecken des Kreises, einige sogar aus dem Siegerland“ lacht sie und zählt auf: „Aus Attendorn, Drolshagen, Wenden, Kirchhundem, Rehringhausen, Ottfingen, Brün, Möllmicke, Thieringhausen, Niederndorf, und Kreuztal.“
Und Schriftführer Uwe Häbel fügt mit Blick auf den unüberhörbaren Ehrgeiz des Ensembles hinzu: „Man muss auch Ziele haben, sonst laufen Chöre Gefahr, vor sich hin zu dümpeln.“
Arns lässt nichts durchgehen
Davon ist BIGGEsang weit entfernt. Und das liegt auch am Dirigenten Volker Arns, der nichts durchgehen lässt, auch bei vermeintlichen Kleinigkeiten den Finger in die Wunde, bzw. auf die Stimmbänder legt: „Den Unterkiefer stabil halten, nicht runterfallen lassen“, mahnt er nach dem Warmsingen. Bei „Good Night“ unterbricht er, weil ihm das „B“ des Verses „Bleib bei uns“ zu labberig klingt. Später unterbricht er noch mal: „Zu zaghaft“. Ab Tankt 19 geht es mit dem Sopran weiter, „alles forte“, und schließlich die so wichtige positive Rückmeldung: „Das war besser.“
Arns hat den Chor im Griff, braucht nicht zu betteln, leise Korrekturen reichen, und das Ensemble reagiert. Bei „Groovy kind of love“ kriege ich Gänsehaut, Phil Collins würde die Interpretation seines Erfolgshits gefallen.
Kein Wunder, dass BIGGEsang schon von mehreren, überregionalen Wettbewerben mit beträchtlichen Erfolgen ins Sauerland zurückkehrte. So darf sich der Chor zum wiederholten Male Meisterchor in der Disziplin Sing and Swing nennen, selbst beim Deutschen Chorwettbewerb in Freiburg machten die Sauerländer eine gute Figur.
Nicht verwunderlich, dass Chorvorsitzende Marion van der Wielen (Rüblinghausen) die Courage aufbrachte, eine Bewerbung an den WDR für den jetzigen Best-of-Wettbewerb – mit einigen Video-Sequenzen, die deutlich machen sollten, dass BIGGEsang eine Chance verdient hätte.
20 von 200 Chören ausgewählt
„Im Sommer kam dann das Okay aus Köln“, erinnert sich Schriftführer Häbel, und bereits darauf können die Gemischten Stimmen stolz sein. Denn nur 20 Chöre von etwa 200 werden für die Endrunde ausgesucht.
In der ersten Qualifikation in der Zeche Zollverein Essen, die am kommenden Freitag, 22. Dezember ab 20.15 Uhr ausgestrahlt wird, ist BIGGEsang dabei – mit neun anderen Bewerbern, eine Woche später findet die zweite Quali-Runde statt, das Halbfinale mit dann zehn verbleibenden Chören steigt am 6. Dezember, bevor an einem Freitag, dem 13. Dezember, dann das Finale der letzten Fünf auf dem Programm steht.
Dann hoffentlich mit den Gemischten Stimmen BIGGEsang aus dem Sauerland.
Der beste Chor im Westen darf sich dann über ein Preisgeld von 10.000 Euro freuen.
Ganz aussichtslos dürfte der Auftritt der Biggesänger nicht sein, vor vier Jahren gelang dem Kemper Werkschor der Sieg im WDR-Wettbewerb, der damals noch den Titel „Beliebtester Chor NRWs“ gewann.