Attendorn. Unter dem Motto „Geh Denken“ werden die Stolpersteine in Attendorn seit einiger Zeit einmal im Jahr gereinigt. Weitere Steine geplant.

Der 9. November ist so etwas wie der Schicksalstag für die Deutschen. An diesem Tag fiel vor 30 Jahren nicht nur die Berliner Mauer. Mit dem 9. November sind zudem der Hitlerputsch in München (1923), die Ausrufung der ersten Deutschen Republik durch den SPD-Politiker Philipp Scheidemann (1918) und die Reichspogromnacht (1938) verbunden, in der auch in Attendorn jüdische Geschäfte geplündert und zerstört sowie jüdischen Bürgern Leid zugefügt wurde.

Einmal im Jahr

Seit 2006 bzw. 2008 erinnern in Attendorn 14 Stolpersteine an die heimischen Opfer des Holocaust. Damals wurden vom Kölner Künstler Gunter Demnig in der Kölner Straße 40, der Niedersten Straße 5, der Wasserstraße 1-2 (vor Rossmann) und Am Gerbergraben 2 die 10 x 10 Zentimeter großen Granitquader mit eingelegter Messingplatte verlegt. Darauf sind der Name, Geburtstag und -ort sowie der Todestag der jüdischen Bewohner Attendorns eingraviert, die während der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern bzw. anderswo umgebracht wurden oder die den Freitod vor dem befohlenen Abtransport wählten.

Vor dem Haus Niederste Straße 5 erinnern die Steine mit Messingplatten an Karl, Paula und Hella Ingeborg Ursell.
Vor dem Haus Niederste Straße 5 erinnern die Steine mit Messingplatten an Karl, Paula und Hella Ingeborg Ursell. © WP | martin droste

Unter dem Motto „Geh Denken“ werden diese Stolpersteine seit einiger Zeit einmal im Jahr gereinigt. Einen Tag vor dem 9. November traf sich in der Innenstadt wieder eine Gruppe von Menschen, die mit dieser praktischen wie symbolhaften Aktion die Erinnerung an das ehemalige jüdische Leben in Attendorn wachhalten wollen. Mit der Resonanz von rund 20 Teilnehmern waren Initiator Hartmut Hosenfeld, der seit über 40 Jahren zu diesem Thema forscht und Bücher geschrieben hat, und sein Mitstreiter Tom Kleine sehr zufrieden.

In diesem Jahr wurden zum ersten Mal, wie in Meinerzhagen, rote Rosen neben die vom Straßendreck gereinigten Stolpersteine gelegt. An jedem der vier Standorte erzählte der pensionierte Schulleiter Hosenfeld kleine Geschichten über die ehemalige jüdische Gemeinde der Hansestadt, die sich in der SGV-Abteilung, im Schützenverein oder in der Feuerwehr engagierte.

Drei weitere Steine?

Auch nach dem ereignisreichen letzten Jahr mit vielen Veranstaltungen und als Höhepunkt die Einweihung der Gedenkstele auf dem jüdischen Friedhof geht den Initiatoren von „Shalom 2018“ die Arbeit nicht aus. So erhält Hartmut Hosenfeld immer wieder Tipps und Stücke, die an das vergangene jüdische Leben der Hansestadt erinnern. Und sei es nur ein Kleiderbügel eines ehemaligen Kaufhauses in jüdischem Besitz.

Zu den 14 bekannten Stolpersteinen könnten im nächsten Jahr drei neue hinzukommen. Mehr wollte Hartmut Hosenfeld aber noch nicht verraten.