Attendorn. Räumlichkeiten an der Helios-Klinik in Attendorn sind laut dem Büro „Orgakom“ in einem sehr schlechten Zustand. Wo ein geeigneter Standort wäre:

Hat die Rettungswache des Kreises Olpe an der Helios-Klinik in Attendorn noch eine Zukunft? Mit einem klaren „Nein“ beantwortet das Analyse- und Beratungsbüro „Orgakom“ aus Waldbronn diese Frage. Im Auftrag des Kreises, bekanntlich Träger des hiesigen Rettungsdienstes, haben die Experten aus dem Schwarzwald einen genauen Blick auf die räumliche Situation und die Struktur der Rettungswache geworfen. Nun kommen die Gutachter zu folgendem Schluss: Vor allem wegen baulicher Mängel und fehlender Entwicklungsmöglichkeiten raten sie zu einem Neubau an anderer Stelle.

„Wir werden dieses Gutachten jetzt ganz frisch in die Politik bringen“, erklärt Hans-Werner Voß, Pressesprecher des Kreises, und verweist auf den Sozial- und Gesundheitsausschuss, der sich kommende Woche Mittwoch (13. November) im Kreishaus mit dieser Thematik befassen wird. Deshalb könne er noch keine Fragen zu passenden Baugrundstücken, zum zeitlichen Ablauf oder den Kosten beantworten. Zunächst einmal sollen nun Gespräche mit der Stadt Attendorn über mögliche Flächen für einen Neubau erfolgen.

Wenige Parkplätze

Ein wenig überrascht zeigten sich die Verantwortlichen aus dem Rathaus auf Nachfrage dieser Redaktion über die Veröffentlichung des Gutachtens, von dem sie nichts wussten. Deshalb habe es bislang auch noch keine Absprachen bzw. Gespräche mit dem Kreis gegeben, so Bürgermeister Christian Pospischil. „Aber natürlich sind wir zu konstruktiven Gesprächen mit dem Kreis bereit. Wir möchten ja auch, dass der Rettungsdienst so optimal wie möglich aufgestellt ist.“ Auch wenn die Zuständigkeiten nicht bei der Stadt liegen.

Bei der Analyse des Ist-Zustandes der Rettungswache am Attendorner Krankenhaus haben die Gutachter einige Mängel festgestellt. So biete die Anlage nur wenig Parkplätze und das Sauerstofflager sei aus Platzmangel neben einer der Fahrzeughallen im Freien platziert worden. Und nur eine der drei Fahrzeughallen sei vom Inneren des Gebäudes zugängig, bei den anderen beiden müsse man über den Hof gehen. Dies könne beispielsweise bei Eisglätte für Schwierigkeiten sorgen.

Nicht zu unterschätzen sei zudem die schmale Durchfahrt auf die St. Ursula-Straße, wo häufig Schüler des Gymnasiums oder der Realschule unterwegs sind. Weitere Mängel: „Der Schulungsraum weist keine Fenster und Fluchtmöglichkeiten auf, das Büro der Rettungswachenleitung ist nur über den Schulungsraum zugängig und für Personalgespräche zu klein. Umkleideräume fehlen gänzlich, so dass sich in den Fluren oder in den Ruheräumen umgezogen werden muss.“, heißt es in dem Gutachten. Platz fehle zudem für Medikamenten- und Materialvorhaltung und im Obergeschoss sei die Versorgung mit mobilem Internet mangelhaft.

Defizite hier nicht zu beheben

Aus diesen Gründen schreibt das beauftragte Büro: „Die Defizite können am aktuellen Standort der Rettungswache baulich nicht behoben werden. Die nicht optimale Ausrücke- und Ausfahrtsituation lässt sich ebenfalls nicht verändern. Daher erscheint es empfehlenswert, die Rettungswache an einen Standort zu verlegen, an dem die Bedürfnisse einer zeitgemäßen Rettungswachenstruktur realisiert werden können.“

Den Gutachtern ist wichtig, dass von einem neuen Standort aus der Kernort sowie die umliegenden Ortsteile schnell erreicht werden können, dabei jedoch die Ortsdurchfahrt der Innenstadt begrenzt und große Überschneidungsbereiche mit angrenzenden Rettungswachenstandorten vermieden werden.

Standort nahe der JVA?

Deshalb haben die Gutachter auch gleich fünf Standort-Vorschläge mitgeliefert, wobei strategisch gesehen eine neue Wache am idealsten im Südwesten der Hansestadt, beispielsweise an der Kreuzung Kölner Straße /Umgehungsstraße, aufgehoben sei. Von hieraus wären die Innenstadt, die Ortsteile Helden und Mecklinghausen sowie „die nördlich gelegenen Ortsteile mit Ausnahme von Lichtringhausen und Neuenhof (...) schnell erreichbar“, schreiben die Experten.

Wann und ob die Rettungswache tatsächlich an den vorgeschlagenen Ort unweit der JVA umzieht, ist Stand heute allerdings noch Zukunftsmusik.