Attendorn. Der SPD-Politiker erhielt während des letzten Landtagswahlkampfs zig Hassmails. Politiker sehen sich immer häufiger Anfeindungen ausgesetzt.

Politiker in Deutschland werden offenbar immer häufiger angefeindet. Beispiele gibt es dafür leider zuhauf. Die Grünen Cem Özdemir und Claudia Roth erhalten vor wenigen Tagen während der Landtagswahl in Thüringen Morddrohungen per Mail. Altenas Bürgermeister Andreas Hollstein wird mit einem Messer schwer verletzt, weil er Asylbewerber nach Altena holt. Und der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübke bezahlt einen rechtsextremistisch motivierten Angriff gar mit seinem Leben.

Kaum eine Tag ohne Hassanruf

Wolfgang Langenohl, seit 2005 SPD-Politiker in Attendorn, weiß aus eigener Erfahrung sehr genau, wie es sich anfühlt, aufgrund von politischen Ansichten oder ehrenamtlicher Tätigkeiten zur Zielscheibe von Hass zu werden. In den Jahren 2016 und 2017, also im Vorfeld der letzten Landtagswahl, bei der der Attendorner als SPD-Kandidat für den Kreis Olpe antritt, vergeht kaum ein Tag ohne Hassanruf.

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„Ich bin nicht in Ruhe gelassen worden und meine Frau und ich haben täglich widerliche Sprachnachrichten auf unseren Anrufbeantworter bekommen. Von Morddrohungen bis hin zu sexistischen Sprüchen, das war die unterste Schiene“, erinnert sich der 51-jährige Leiter einer Jugendhilfeeinrichtung an diese Zeit zurück. Es sind Sätze wie „Wir wissen, wo du wohnst“ oder „Das ist heute dein letzter Tag“, die Langenohl im Gedächtnis geblieben sind. Es geht soweit, dass der Attendorner eines Tages, auch auf Drängen seiner Frau, den Anrufbeantworter abschaltet. Frei von Drohungen ist er deshalb aber nicht. In den sozialen Netzwerken wird er laut eigener Aussage aufgrund seiner Flüchtlingsarbeit verbal angegriffen, eines Tages hält sogar ein Mercedes mit vier ihm unbekannten Insassen vor seinem Haus. Sie pöbeln ihn an.

Wolfgang Langenohl ist sich nahezu sicher, dass all diese Entgleisungen, die ihn bei den Kommunalwahlen in 2009 und 2014 noch nicht untergekommen sind, damit zusammenhängen, dass er unter anderem seit 2013 Weihnachtsgeschenke für Flüchtlingskinder einsammelt oder sich für die Integration geflohener junger Männer in den hiesigen Arbeitsmarkt einsetzt.

„Mein Engagement hat bei bestimmten Gruppen wie dem Dritten Weg für ziemlich viel Unruhe gesorgt“, erzählt der Sozialdemokrat aus der Hansestadt im Gespräch mit dieser Redaktion. Er ergänzt: „Es ist mittlerweile leider Gang und Gebe, dass Politiker aller Couleur angegriffen werden. Warum, dass kann ich selber nicht erklären. Ich bin da kein Einzelfall.“

Doch während er damals die Anfeindungen weitestgehend ignoriert und sich einredet, so etwas gehöre eben dazu, wenn man auf Landesebene Politik betreiben möchte, sieht er die Sache mittlerweile anders: „Heute würde ich sofort zur Polizei gehen und alles zur Anzeige bringen.“

Bode: Nichts löschen

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Dazu rät auch Ralf Bode, Pressesprecher der Polizei in Hagen, nach Rücksprache mit den Experten des Hagener Staatsschutzes. Diese Abteilung wird nämlich bei politisch motivierten Anfeindungen oder Drohungen eingeschaltet. Bodes Ratschlag an Betroffene: Hassmails oder Anrufe auf dem AB nicht (!) löschen. Denn: „Wir haben Spezialisten, die solches Material sichern können. Für uns ist das eine erste Spur für ein mögliches Ermittlungsverfahren. Im Einzelfall können wir zudem Verhaltenstipps geben.“