Finnentrop. Jule Ullrich und Hündin Lee haben ein sportliches Hobby. Sie trainieren Agility und sind Weltmeister geworden. Das steckt hinter der Sportart.

Lee tapst flink durch das Wohnzimmer in den Flur. Ihre Aufmerksamkeit gilt einzig und alleine ihrem Frauchen, das sich gerade Jacke und Schuhe anzieht. Ob es wohl wieder auf den Trainingsplatz geht? Oder doch nur Gassi-Gehen? Hauptsache raus, scheint sich die Hundedame zu denken – und lässt sich das schwarz-rot-goldene Halsband anlegen. „Sie würde mir aber nie weglaufen“, sagt Jule Ullrich. „Wir sind in richtig gutes Team.“ Die junge Frau ist kürzlich mit ihrer Sheltie-Hündin Weltmeisterin geworden. Und zwar bei der Agility-WM in Finnland. Sie erklärt, was hinter der Hundesportart steckt.

Mit neun Jahren angefangen

Jule Ullrich ist 19 Jahre alt und wohnt in Finnentrop. Nach ihrem Besuch der Realschule macht sie nun eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte bei der Gemeinde Finnentrop. Sie ist mit Hunden aufgewachsen. Als kleines Mädchen nimmt ihr Vater sie öfter mit zum Trainingsplatz. Dort wird damals nämlich der Familienhund zum Rettungshund ausgebildet. Auf dem Trainingsplatz kommt sie auch das erste Mal mit der Agility-Hundesportart in Berührung – und ist gleich begeistert. Im Alter von neun Jahren beginnt sie mit dem Training. Zunächst mit einem Leih-Hund. Mit zwölf bekommt sie die Sheltie-Hündin „Ich durfte sie beim Züchter aussuchen“, erinnert sich die junge Auszubildende. „Ich habe direkt gewusst, sie möchte ich haben.“

Sie gibt dem damals acht Wochen alten Welpen den Namen Lee („Ich weiß nicht warum, ich fand den Namen einfach schön“), bringt der jungen Hunde-Dame nach und nach zunächst einfache Befehle wie „Sitz“ und „Platz“ bei und fängt dann an, das Tier an Hindernissen heranzuführen. Denn bei der Agility-Hundesportart muss der Hund unter Anweisung seines Trainers einen aus mehreren Hindernissen bestehenden Parcours in einer festgelegten Reihenfolge überwinden – und das möglichst schnell und fehlerfrei. Fällt beispielsweise an einem Hindernis eine Stange runter, gilt das als Fehler – ähnlich wie beim Reitsport.

Jule Ullrich und Lee trainieren einmal die Woche im Hundesport- und Ausbildungszentrum (HSZ) NRW in Wuppertal. Dort bekommt sie Unterstützung. Trainer Daniel Schröder steht ihr zur Seite. „Er hat mir viel beigebracht und er hat mit mir zusammen Lee aufgebaut“, sagt Ullrich. Außerdem hat die Finnentroper Familie einen eigenen Platz in Bamenohl gepachtet, eine Wiese mit einer Hütte, wo die 19-Jährige ihre Trainingsgeräte aufbewahrt. Dazu gehören beispielsweise ein Tunnel, eine Wippe und Mauerhürden. „Die größte Herausforderung bei dem Sport ist, den Hund auszubilden“, erklärt Ullrich. „Wir haben viel mit Spielzeug, weniger mit Leckerchen trainiert. Man braucht vor allem Ausdauer und muss selbst natürlich auch fit sein, nicht nur der Hund.“

Die nächsten Herausforderungen

Doch wie ist sie nun Weltmeisterin geworden? Nach diversen Qualifikationen im März und April ging es im Mai zum Finale nach Dortmund. Und von dort führt die Reise nach Finnland. Ende September misst sie sich bei der WM in Turku („Ich habe mich so gefreut, teilnehmen zu dürfen“) vier Tage lang mit den besten Agility-Sportlern aus der ganzen Welt – und gewinnt. Mit dem Team Small (Lee ist lediglich 34,5 Zentimeter hoch, es gibt bei dem Sport drei Kategorien, small, medium, large) schafft sie es völlig fehlerfrei durch den Parcours. „Das war unbeschreiblich“, erzählt die Weltmeisterin. „In diesem riesigen Stadion sind alle ausgerastet. Wir haben dann eine Ehrenrunde gedreht und die Leute mit den Kameras kamen an und wollten Interviews haben. In dem Moment habe ich den Sieg noch gar nicht realisiert.“

Heute abend gehen Lee und Jule Ullrich nur noch ein bisschen Gassi. Doch bald geht es wieder auf den Trainingsplatz. Denn die Deutsche Meisterschaft in Hemsbach und die German Classics in Mendig stehen an. Jule Ullrich: „Wir sind auf jeden Fall mit dabei.“