Olpe. Die altehrwürdige Villa Hundt ist für 590.000 Euro verkauft worden. Der neue Besitzer ist ein Unternehmer aus Olpe. Was er mit der Villa vorhat.

Donnerstagmorgen, 10.30 Uhr, Raum 37 im Amtsgericht Olpe. Es kommt selten vor, dass der Sitzungssaal bis auf den letzten Platz besetzt ist, aber bei der Zwangsversteigerung der denkmalgeschützten Villa Hundt müssen zwei Anwesende sogar stehen.

Das erste Gebot

Nach Verkündung der rechtlichen Rahmenbedingungen darf ab 10.48 Uhr geboten werden. 580.000 Euro beträgt der Verkehrswert für die romantische Villa unweit der Bigge. Der erste Interessent zögert nicht lange: 550.000 Euro ist einem Privatmann aus Drolshagen das 1500 Quadratmeter große Grundstück samt denkmalgeschützter Villa wert. Der ältere Herr im schwarzen Anzug tritt nach vorne und weist sich beim Rechtspfleger aus. Zudem muss er eine Sicherheitsleistung vorweisen: Zehn Prozent des Verkehrswertes, also 58.000 Euro, verlangt die Gläubigerbank, in diesem Fall die Volksbank Olpe-Wenden-Drolshagen.

Danach folgen 20 Minuten Getuschel im Gerichtssaal. Niemand traut sich, ein weiteres Gebot abzugeben. „Sie müssen die Bietzeit von 30 Minuten nicht abwarten. Sie können auch jetzt gleich bieten“, sagt der Rechtspfleger und schmunzelt.

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Der ehemalige Eigentümer ist insolvent

Die Villa war zuletzt im Besitz einer Investmentgesellschaft mit Sitz in Liechtenstein. Vor einem Jahr wurde das Unternehmen, das laut Stiftung Warentest spekulative Finanzanlagen vertrieb, insolvent. Bei der Zwangsversteigerung vertritt ein Anwalt die zahlreichen Gläubiger. Staatsanwaltschaft und Zwangsvollstrecker waren mehrmals in der altehrwürdigen Villa, um Dokumente und Besitztümer der Investmentgesellschaft zu sichern bzw. zu beschlagnahmen.

Das 1911 errichtete Gebäude ist nicht mehr das, was es einmal war: Schimmel und ein Reparaturstau mindern den Wert der 108 Jahre alten Fabrikantenvilla. Sie ist war immer noch ein Hingucker, versprüht Charme, aber ihr Zustand ist teilweise marode. 580.000 Euro soll sie laut Gutachten eines unabhängigen Sachverständigen wert sein. Ein Schnäppchen?

Zum Dritten… Verkauft!

Um 11.08 Uhr kommt wieder Bewegung in die Zwangsversteigerung. „Ich biete 590.000 Euro“, ruft ein Herr aus der letzten Reihe. Plötzlich wird es ruhig. Mitbieter und Zuschauer drehen sich neugierig um. Wieder ein privater Bieter, er kommt aus Olpe. Der schlanke Mann im adretten, dunkelgrauen Nadelstreifen-Anzug schreitet nach vorne. Wenige Minuten später ergreift der Rechtspfleger wieder das Wort. „Es ist 11.18 Uhr. Wenn niemand mehr bietet, wird die Zwangsversteigerung beendet“, sagt er. „Zum Ersten, zum Zweiten“, die Anwesenden flüstern nochmal, schauen sich um, „und zum Dritten“. Verkauft.

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Das ist der neue Eigentümer

Einige der Interessenten und Zuschauer schütteln dem neuen Eigentümer die freundlich die Hand. Er spricht auch mit der Presse, will aber unerkannt bleiben. Die Villa Hundt sei eine Art Herzensangelegenheit für ihn, sagt er.

Wie es nach der Versteigerung weitergeht

Nachdem der Höchstbietende einer Zwangsversteigerung den Zuschlag vom Amtsgericht bekommt, ist er sofort der Neueigentümer.

Bis zum Verteilungstermin (rund sechs bis acht Wochen nach der Zwangsversteigerung) muss der Ersteigerer die Kaufsumme gezahlt haben.

Außerdem muss für die Grunderwerbsteuer noch eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Finanzamts vorliegen. Erst dann wird der Eigentümerwechsel im Grundbuch eingetragen.

„Ich lebe seit Jahrzehnten im Kreis Olpe. Ich habe ein Faible für klassische, altehrwürdige Gebäude. Die Villa hat mich gereizt“, lächelt der Unternehmer. Nun suche er zunächst das Gespräch mit den Mietern. Das sind Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und ein Rechtsanwalt, die per Gewerbe-Mietraumvertrag noch mindestens ein weiteres Jahr in der Villa bleiben. „Was ich mit der Villa vorhabe, kann ich noch nicht sagen. Aber ich will dafür sorgen, dass sie weiterhin ihren Teil zu einem attraktiven Stadtbild Olpes beiträgt.“