Olpe. Die altehrwürdige Fabrikantenvilla In der Wüste in Olpe wird zwangsversteigert. Sie steht unter Denkmalschutz.
Aus dem Stadtbild ist die altehrwürdige Villa Hundt nicht wegzudenken. Anfang des 20. Jahrhunderts als Zeugnis für den Reichtum der Olper Oberschicht erbaut, steht sie selbstverständlich unter Denkmalschutz. Doch die Glanzzeit ist vorbei. Am Donnerstag kommt die Villa unter den Hammer, wird im Amtsgericht Olpe zwangsversteigert. Geschätzter Verkehrswert: 580.000 Euro.
Mieter sind seit vielen Jahren Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte, Gläubigerbank im Grundbuch an erster Stelle ist nach Informationen unserer Zeitung die Volksbank Olpe-Wenden-Drolshagen. Um Rückruf baten wir das Geld-Institut allerdings vergeblich. Im Grundbuch tummeln sich offenbar zahlreiche nachrangige Gläubiger, die die Zwangsversteigerung wohl beantragt haben.
Sitz in Liechtenstein
Ehemaliger Besitzer der Immobilie ist eine Investmentgesellschaft mit Sitz in Liechtenstein, die das charmante Gebäude Ende 2015 erworben hatte. Nach Informationen unserer Zeitung war das Kerngeschäft dieses Unternehmens der Vertrieb spekulativer Kapitalanlagen an Privatpersonen. Der Name der Gesellschaft taucht sogar noch im Internet auf mit der Adresse In der Wüste und 0800-Telefonnummer. Wer anruft, hört aber nur: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“
Stiftung Warentest erteilt der Gesellschaft ebenfalls kein gutes Zeugnis: „Hunderte Anleger der im Oktober 2018 liquidierten ...AG aus Liechtenstein warten seit Monaten vergeblich auf die Rückzahlung ihres Geldes“, heißt es dort wörtlich.
Die Staatsanwaltschaft Siegen bestätigte auf Anfrage, schon einmal Ermittlungen gegen die Gesellschaft eingeleitet zu haben, die aber an die Staatsanwaltschaft Dortmund weitergegeben worden seien. Die dortige Pressestelle konnte auf Anfrage noch keine Details nennen.
Nach Recherchen unserer Zeitung gab es im Zuge der Ermittlungen im Juli 2018 eine Razzia, bei der mehr als 40 Objekte der AG unter anderem in Duisburg, Olpe und Holzminden durchsucht wurden.
Reparaturstau
Die Mieter der Immobilie hatten während der vergangenen Jahre mit einem Reparaturstau zu kämpfen, Feuchtigkeitsschäden werden im Verkehrswert-Gutachten der Architekten und in der Beschreibung des Amtsgerichts zur Versteigerung erwähnt. Der erste Zwangsversteigerungstermin sollte eigentlich im März dieses Jahres stattfinden, platzte aber aus formaljuristischen Gründen.
Mittlerweile liegen dem Amtsgericht Olpe alle notwendigen Unterlagen vor, so dass der Zwangsversteigerung nichts mehr im Weg steht. Laut dem Internetportal des Gerichts beginnt die Versteigerung am Donnerstag, 10. Oktober, 10.30 Uhr.
Informationsmaterial gibt es aber reichlich. Die Villa ist ein Hingucker, aber renovierungsbedürftig. Grundlage für ihren Zustand ist ein fast 40-seitiges Gutachten der Iserlohner Architekten-Gesellschaft MTT, demzufolge auch der Verkehrswert von 580.000 Euro angesetzt wurde.
Die Fakten:
Das Grundstück ist fast 1.500 Quadratmeter groß. Das denkmalgeschützte Haus wurde 1911 erbaut. Es wird aktuell als Bürogebäude genutzt, eine private Nutzung ist nur unter Einsatz erheblicher Investitionen möglich, da es unter anderem keine Bäder nach üblichem Wohn-Standard gibt.
Im Gutachten heißt es unter anderem zum baulichen Zustand: „Feuchtigkeitsschäden und sonstige Mängel im Sockelbereich und an den Außenwänden des Untergeschosses, am Wintergarten im Obergeschoss und an der Dachterrasse im Erd-/Kellergeschoss.“