Olpe. Thomas Kramer berichtet in der wöchentlichen Gartenserie in humorvoller Art und Weise. Dieses Mal geht es um den Perückenstrauch im Garten.

Zugegeben, die ersten grauen Haare sind da, aber mit fast 60 sind sie bei mir immer noch ganz schön dicht und voll. Da kenne ich in meinem Bekanntenkreis ganz andere Fälle. Da ist nicht mehr viel, was man kämmen kann und wenn es nach draußen geht, dann nur mit Kappe – sonst holt man sich im Sommer einen Sonnenbrand oder alles Gedankengut friert im Winter komplett ein. Für diese Fälle habe ich jetzt mal eine Idee – pflanzen Sie sich in solch einem Fall doch einfach einen Perückenstrauch in den Garten.

Im Ernst, den gibt es und der Name kommt nicht von ungefähr. Nicht, dass Sie jetzt denken, so ein Strauch produziert individuelle Perücken wie z.B. in Form der Frisur des mächtigsten Mannes der westlichen Welt – nein, der Perückenstrauch umhüllt sich im Spätsommer komplett mit seinen eigenen Fruchtständen. Von weitem betrachtet sieht das wirklich wie eine Perücke aus und der Name für den Strauch kann einem da schon in den Sinn kommen.

Anspruchsloser Strauch

Es gibt zwei Sorten, die man an dieser Stelle erwähnen sollte. Cotinus coggygria hat grüne Blätter und wird ca. drei bis fünf Meter hoch, wenn man ihn lässt. Die Sorte Cotinus coggygria `Royal Purple` hat tief rote Blätter, wächst schwächer und wird nur drei Meter hoch. Bei beiden sehen die oval-elliptischen Blätter immer wie gemalt aus und sie bekommen im Herbst eine sehr schöne Färbung. Die rotblättrige Sorte ist ein ganz hervorragendes Gehölz, um einen farbigen Akzent im Garten zu setzen. Deutlich kleiner als eine Blutpflaume und unempfindlicher als Ahorn ist Cotinus coggygria `Royal Purple` eine echte Alternative zu vorgenannten Pflanzen. Hinzu kommt, dass der Strauch sehr anspruchslos ist und nur eine Forderung an uns hat – er will in die Sonne, wo es warm ist. Dort kommt er bestens klar und verträgt sehr gut Hitze und Trockenheit. Selbst die pralle Mittagshitze macht ihm nichts – ganz im Gegenteil.

Daran sollten wir denken, wenn wir etwas Pflegeleichtes und Unkompliziertes für diese Standorte suchen, denn nach den beiden letzten Sommern müssen wir uns mehr auf Hitze und Trockenheit einstellen und benötigen genau diese Pflanzen, die damit klarkommen. Halbschatten geht auch, aber dann hat der Strauch weniger „Perücke“, entwickelt sich nicht so wie in der Sonne und kann schon mal eine Pilzerkrankung bekommen, die ihm arg zusetzt, besonders wenn der Boden zudem zu nass ist.

Der Perückenstrauch übersteht den Winter

Ansprüche an den Boden stellt Cotinus coggygria nicht, er ist genügsam und anpassungsfähig. Es gibt tatsächlich Pflanzen, die braucht man nicht regelmäßig zu düngen und denen man mit Kompost eher schadet als nutzt. Cotinus gehört zu diesen Pflanzen genau wie der Schmetterlingsflieder.

Den Winter übersteht der Perückenstrauch ohne Probleme und wenn man möchte, kann man ihn getrost schneiden. Im Alter wächst er etwas in die Breite, aber das ist ja, wenn ich mich so betrachte, nichts Außergewöhnliches. Im Gegensatz zu mir kann man aber am Perückenstrauch, bedingt durch seine guten Schnitteigenschaften, Korrekturen vornehmen.

Schön macht sich Cotinus coggygria `Royal Purple` als Solitärpflanze auch in kleineren Gärten angrenzend an Rasenflächen oder in Kombination mit farbigen Stauden oder Gehölzen. Durch den Kontrast zur Rasenfläche oder zu den anderen Pflanzen sticht der Perückenstrauch förmlich ins Auge und im Spätsommer mit seinem Schleier ist er ein echter Hingucker. Durch seine trockenheitsresistenten Eigenschaften eignet er sich übrigen auch ganz hervorragend für die Bepflanzung von Kübeln oder Töpfen auf Terrassen und Balkonen.

Und wer weiß, vielleicht kann man ja doch aus den filigranen Fruchtständen Toupets anfertigen. Schlimmer als die Frisur des mächtigsten Mannes der westlichen Welt kann es doch nicht werden, oder?

Viel Spaß beim Gärtnern wünscht
Ihnen Ihr Thomas Kramer