Finnentrop. 2,2 Millionen Euro gibt es für die Finnentroper aus dem NRW-Programm „Heimat-Zeugnis“.

Georg Nolte kann sich gut an die Zeiten erinnern, als es noch keine Festhalle Finnentrop gab. Bis zum Bau im Jahr 1954 feierte der Bürgerschützenverein sein Hochfest im Zelt. „In einem Jahr war es so heiß, dass die Feuerwehr zur Abkühlung Wasser über das Dach gespritzt hat“, erzählt Nolte. Im nächsten Jahr wird in Finnentrop wieder Schützenfest im Festzelt gefeiert. „Da, wo normalerweise der Autoscooter steht, wird das Zelt aufgebaut“, sagt Wilfried König. Der Finnentroper ist seit vielen Jahren im Bürgerschützenverein und war über 20 Jahre Vorstandsmitglied. Wie zahlreiche andere Schützen nutzt Wilfried König am Samstag das Angebot des Vereins, sich über die Umbauarbeiten in und an der Festhalle zu informieren.

Führung mit Sebastian Hatzfeld

Die Führung durch das Gebäude, das auch Dank einer Fördersumme von 2,2 Millionen Euro aus dem NRW-Programm „Heimat-Zeugnis“ grundlegend saniert wird und einen neuen Eingangsbereich erhält, übernimmt Sebastian Hatzfeld höchstpersönlich, der 1. Vorsitzende des Bürgerschützenvereins. Den Schützen gehört die 1954 erbaute Halle. Aber das Gebäude wird von vielen Finnentroper Vereinen genutzt. Dazu gehören die Karnevalisten, die Frauengemeinschaft oder die Kulturgemeinde. Und nur deshalb konnte der Bürgerschützenverein mithilfe der Gemeinde Finnentrop auch den Fördertopf „Heimat-Zeugnis“ anzapfen.

Planungsgruppe trifft sich einmal pro Woche

Seit einem Dreivierteljahr trifft sich die Planungsgruppe des Schützenvereins einmal pro Woche. Dazu gehören vier Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes, ein Offizier und zwei Fachleute von außerhalb. „Wir haben eine gute Truppe“, ist Vorsitzender Sebastian Hatzfeld stolz auf sein Team.

Kalkulation steht

Der Bürgerschützenverein kalkuliert mit Kosten von rund 2,6 Millionen Euro. Den Löwenanteil deckt mit 2,2 Mio. Euro der Betrag aus dem Förderprogramm „Heimat-Zeugnis“.

Dazu kommen 120.000 Euro von der Gemeinde. Den Rest muss der Verein aufbringen.

Dafür sind unter anderem zwei Darlehen vorgesehen, Spenden in Höhe von 50.000 Euro und Eigenleistungen von 70.000 Euro.

Erste Station beim Rundgang durch die Baustelle ist der große Saal mit dem Balkon. „Die beeindruckende Decke ist komplett bis auf das Gebälk zurückgebaut. Wir haben Kilometer an Kabel rausgenommen, Kilometer Kabel kommen wieder rein“, informiert Hatzfeld die interessierten Mitglieder, darunter viele ältere wie Wilfried König, Georg Nolte oder Bernhard Lubeley. „Ich habe damals beim Aufbau des Bühnenbilds geholfen, dafür haben wir 20 Mark bekommen“, weiß Nolte noch genau. Wie Lubeley, ehemaliger Kassierer des Bürgerschützenvereins, kann sich der Finnentroper noch gut an die Stars erinnern, die in der Festhalle aufgetreten sind. Dazu gehörten Promis wie Vico Torriani, Willy Millowitsch, Heidi Kabel oder Ivan Rebroff.

Top-Prominenz: Heinrich Lübke

Ein berühmter Gast ist ihnen besonders in Erinnerung geblieben. Der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke war Anfang der 1960er-Jahre zu den Deutschen Meisterschaften im Rhönradturnen nach Finnentrop gekommen. „Bei seinem Einzug in die Festhalle haben wir einen lauten Tusch gespielt“, lacht Bernhard Lubeley.

Vieles in Eigenregie

Noch können Vorstand, Offiziere und andere Helfer des Bürgerschützenvereins vieles in Eigenregie machen, vor allem die Abrissarbeiten. Doch bald werden die Profi-Handwerker übernehmen. So wird die Heizungsanlage komplett erneuert. In den Keller kommt eine moderne Gas-Brennwerttherme. „Die bisherigen Heizkosten waren immens hoch“, verspricht sich Vorsitzender Sebastian Hatzfeld eine deutliche finanzielle Entlastung. Gute Erfahrungen gibt es mit der seit zehn Jahren bestehenden Photovoltaikanlage, in deren Richtung Winfried König stolz zeigt. „Das ist eine ganz gute Einnahmequelle“, berichtet Vereinschef Hatzfeld. Auch in puncto Elektrik und sanitäre Anlagen wird die Festhalle auf den neuesten Stand gebracht. Das freut Tanja Nennstiel besonders. „Viele Tournee-Theater bringen ihre eigene Technik mit. Die konnten sie hier aber gar nicht nutzen“, so die Vorsitzende der Kulturgemeinde Finnentrop. Auch in Sachen Brandschutz muss nachgebessert werden.

Wermutstropfen

Einen kleinen Wermutstropfen bei aller Freude über eine demnächst auch in Sachen Bühnentechnik und Licht moderne Festhalle gibt es für Nennstiel und die Kulturgemeinde aber. Denn in der Saison 2020/21 müssen wohl wieder Konzerte, Theateraufführungen usw. in die Schützenhalle Heggen, die Mensa im Schulzentrum oder das renovierte Duarphius in Ostentrop ausgelagert werden, wie schon in der aktuellen Saison. Mit entsprechend zusätzlichen Kosten für die Kulturgemeinde.

Das Schlusswort gehört Sebastian Hatzfeld. „Die Festhalle in Finnentrop ist wichtig für den Ort und seine Vereine.“ Und deshalb wird bis auf den neuen Eingangsbereich mit einem Foyer am Inneren auch nichts grundlegend verändert.