Silberg. Menschen mit und ohne Behinderungen gestalten auf Schrabben Hof in Silberg einen begeisternden Kleinkunstabend.
Immer wieder für Überraschungen gut ist der Schrabben Hof in Silberg mit seinen unterschiedlichsten Angeboten. Das gilt besonders für das Kleinkunstprogramm, das inzwischen auch über die regionalen Grenzen hinaus bekannt ist. Mit dem neuen Format „Wolken Sprünge“ hat Ulrike Wesely, künstlerische Leitung des Hofs, nun auch Erwachsenen die Möglichkeit eröffnet, die Bretter, die die Welt bedeuten, zu erobern.
Inklusion einfach machen
Viele Interessenten meldeten sich dafür an, aber besonders erfreut ist das Team von MuT-Sauerland, Trägerverein des Kulturprojektes, über die Teilnahme des Theaterteams der Werthmann-Werkstätten Olpe, das mit seinen lustig-sozialkritischen Einlagen das Publikum herrlich unterhielt. Wesely: „Wir bemühen uns, das Wort Inklusion nicht zu wichtig zu nehmen, sondern es einfach nur zu machen - genau das hat bei den Teilnehmer zu dem Mut geführt, wie selbstverständlich mitzumachen.“
Gemischtes Programm
Es war ein gemischtes Programm von Menschen mit und ohne Handicap. Insgesamt zeigte sich das Publikum von dem abendfüllenden Programm positiv überrascht, dass in so manchem „Laien“ erstaunliche und verborgen-kreative Begabungen schlummern, die es lohnt aufzudecken und wahrzunehmen.
Dank der geschickten Choreographie und Regie von Wesely und der sprachgewitzt-satirischen, teils auch philosophischen und einfühlsamen Moderation der Kabarettistin Edith Rasche fügten sich die so unterschiedlichen Beiträge nahtlos ineinander und gerieten zu einem Gesamtkunstwerk.
Ernstes und Nachdenkliches
Im ersten Teil des Abends waren die Lied- und Textbeiträge eher ernst und machten nachdenklich: Einfühlsam und voller Sehnsucht von Silke Assmann Oerdings Lied „Heimat“; sehr authentisch sang die junge Johanna Willmes anschließend mit erstaunlich reifer Stimme ihr Liebeslied „Du bist das Beste…“.
Inge Gleichs kurze, aber tiefsinnig-philosophischen Texte berühren die Seele, sind poetische Kostbarkeiten, einfühlsam ergänzt und untermalt von Sigrid Baust mit den sphärischen Klangfarben der Tambura.
Eher skurril, doch auch inspirierend muteten dagegen die Texte von Sebastian Martinetz an; von schwierigen Beziehungen sang Solveig Köppen – begleitet von Bastian Jaspers – mit ihrer leicht souligen und ausdrucksstarken Stimme vor der Pause.
Für die Lachmuskeln
Der zweite Teil dieser abwechslungsreichen Show begann mit dem sehr jungen Pavel Farkas, der nicht nur mit seiner Stimme begeisterte, sondern auch an der Gitarre in dem Stück „For Sephora“ – begleitet von seinem Vater am Piano – seine Improvisationsfähigkeit bewies.
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Anschließend wurden die Lachmuskeln strapaziert. Mit einigen Sketchen, die die heutige Technik („Sagen Sie ja“) sowie die absurde Situation der Hartz-4-Regelung (im Jobcenter) konterkarieren, zeigten Mitglieder der Werthmann-Werkstätten eine bewundernswerte Leistung. Weitere musikalischen Perlen, selbst komponierte Schlager von Silke Assmann und Lyrics von Solveig Köppen folgten, ebenso ein Text der Siegener Autorin Gaby Ulemann. Mit großer Aufmerksamkeit lauschte das Publikum der Erzählung „Armes Schwein“ von Moderatorin und Autorin Edith Rasche: ein Text, der die unmenschliche Tierhaltung kritisch und zugleich satirisch in den Fokus nimmt.
Mit dankbarem und lang anhaltendem Applaus honorierten die Anwesenden den Wert der Beiträge und die großartige Leistung aller Akteure. Auf eine Fortsetzung im Frühjahr darf man gespannt sein.