Kreis Olpe/Attendorn. Unternehmens-Chefs, die keinen Nachfolger haben oder Start Ups, die vor finanziellen Hürden stehen, gehören zu den potenziellen Kunden von VIA.

Eines ist Werner Schmidt und Dr. Hanni Koch ganz wichtig, wenn es um die neue Beteiligungsgesellschaft des Verbundes innovativer Autozulieferer (VIA) geht: Nicht mit dem Schreckgespenst „Heuschrecke“ in einen Topf geworfen zu werden. Gemeint sind solche Geldsammel-Gesellschaften, die schwächelnde Firmen aufkaufen, sie gewinnbringend zerschlagen und massenweise Arbeitnehmer auf die Straße setzen.

„Genau dafür stehen wir nicht“, versprechen die beiden Gesichter der neuen GmbH: „Wir agieren nach dem Grundsatz: Kaufen, halten, entwickeln“, versichert Schmidt, Geschäftsführer der neuen Gesellschaft namens VIA Beteiligung GmbH, die gerade ihren ersten Coup präsentiert: die 51-prozentige Übernahme des Attendorner Unternehmens Prototec, ein High-Tech-Dienstleiter auf dem Gebiet der 3 D-Druck-Technik. Das soll aber erst der Anfang sein, versichern Schmidt und Koch: „Weitere Beteiligungen sind in Sicht.“

VIA hält immer mindestens 51 Prozent

Die Prototec-Übernahme sei ein typisches Beispiel, wie die VIA-Beteiligung künftig vorgehen wolle: „Wenn mittelständische Industrie-Unternehmen keinen Nachfolger haben, kommen wir ins Spiel.“ Die bisherigen Firmen-Chefs von Prototec, Manfred Lampe und Thomas Kallenberg hatten die „60“ überschritten und hörten über ihren Steuerberater von der VIA Beteiligung GmbH. Mit Jung-Unternehmer Torsten Wolschendorf konnte VIA dann einen Partner einbinden, der das Unternehmen fortan als Geschäftsführer leitet und gleichzeitig als 49-prozentiger Gesellschafter einsteigt.

Werner Schmidt, bereits Geschäftsführer der VIA Consult (Olpe) und VIA Oberflächentechnik (Lennestadt), zeigt die Rahmenbedingungen auf: „Wir übernehmen immer die Mehrheitsbeteiligung, also Unternehmensanteile von 51 bis zu 100 Prozent.“ Anschließend beauftrage man einen Geschäftsführer, der sich ebenfalls am Unternehmen beteiligen könne, so, wie bei Prototec geschehen.

Im Fokus von VIA stünden nicht ins Schlingern geratene Firmen, die saniert und dann wieder verkauft würden: „Wir wollen die von uns übernommenen mittelständischen Unternehmen in ihrer Entwicklung stärken und ihren Fortbestand sichern“, so Schmidt. Der Slogan der neuen GmbH von Via laute demgemäß auch „Werte halten. Zukunft gestalten.“ Zeitlich befristete Minderheitsbeteiligungen gehörten nicht zum Geschäftsmodell.

Investition: rund 700.000 Euro

Mit der Übernahme von Prototec will man diesen wohlklingenden Worten auch direkt Taten folgen lassen: „Wir investieren rund 700.000 Euro in eine neue, hochmoderne 3-D-Metalldruck-Anlage.“ Eine solche Anlage im Dienstleisterbereich sei sicherlich die erste in Südwestfalen.

Abstimmungsgespräch bei Prototec nach der Firmenübernahme: (von links) Der neue Geschäftsführer Torsten Wolschendorf, Ex-Firmenchef Manfred Lampe sowie Werner Schmidt und Dr. Hanni Koch von der VIA Beteiligungs-GmbH.
Abstimmungsgespräch bei Prototec nach der Firmenübernahme: (von links) Der neue Geschäftsführer Torsten Wolschendorf, Ex-Firmenchef Manfred Lampe sowie Werner Schmidt und Dr. Hanni Koch von der VIA Beteiligungs-GmbH. © Foto: privat

Aber nicht nur Firmenübernahmen, die ihre Ursache im Nachfolgeproblem haben, sind für „VIA Beteiligung“ interessant. Auch Start Ups, deren junge Unternehmer zwar gute Ideen haben, aber vor dem Problem stehen, Risikokapital zu akquirieren, stehen auf dem Wunschzettel der „guten Heuschrecke“ aus dem Sauerland. Schmidt: „Es geht uns auch darum, die Identität der Mittelständler und deren erfolgreich gelebte Werte zu wahren.“ Auch der Firmenname könne erhalten werden, müsse es aber nicht.“

Klangvolle Unternehmergrößen

Ein gewichtiges Pfund sei dabei der finanzielle und unternehmerische Background von VIA. Zum Verbund gehören bekanntlich klangvolle Namen wie Kirchhoff Automotive und Gebrüder Dingerkus (Attendorn), die Krah-Gruppe und Heinrich Huhn aus Drolshagen, Schauerte Präzisionstechnik und die Firma Heinrichs (Lennestadt), um nur einige zu nennen. Weiterer Gesellschafter von VIA Beteiligung ist der ehemalige Volksbank-Direktor Peter Kaufmann, der für Kompetenz im Finanz-Sektor steht.

Wichtige Info für mögliche Interessenten, die VIA Beteiligung gerne mit ins Boot holen wollen: Nicht nur Autozulieferer gehören zum Kreis der Übernahme-Kandidaten: „Ausgeschlossen sind allerdings die Branchen Hotel, Handel und Handwerk“ stellt Prokuristin Dr. Hanni Koch klar: „Unser Geschäft sind Industrie- und Technologie-Unternehmen.“ Grundidee:: Mittelstand für den Mittelstand.