Kreis Olpe/Siegen. Ralf Wortmann vom Schwimmbadbetreiber Lenne Therme hat eine möglicherweise bahnbrechende Idee. Aber ist sie auch realisierbar?

Bisher ist es nur eine Idee. Wie mehrere Bürgermeister finden, aber eine sehr gute: Ralf Wortmann von der Lenne-Therme, die in Meggen, Drolshagen, Burbach, Hilchenbach und Bergneustadt Schwimmbäder betreibt, hat Großes vor: alle fünf Bäder umwelt- und energietechnisch auf den neuesten Stand bringen und miteinander vernetzen: „Ich stelle mir vor, dass wir für alle Bäder dann nur noch eine technische Schaltzentrale benötigen, die zentral bedient wird.“ Ein wesentlicher Vorteil: Durch die neue Technik wird Energie und jede Menge Frischwasser gespart. Ein Verbund, in dem jedes einzelne Bad nach Anzahl der Badegäste hoch- und runtergefahren werden kann. Wortmann ist sicher: „Solchen Modellen wird die Zukunft gehören.“

Katakomben eines Hallenbades - hier in Drolshagen. Würde die Idee von Ralf Wortmann umgesetzt, müsste nahezu die komplette jetzige Technik entfernt und ersetzt werden.. 
Katakomben eines Hallenbades - hier in Drolshagen. Würde die Idee von Ralf Wortmann umgesetzt, müsste nahezu die komplette jetzige Technik entfernt und ersetzt werden..  © Josef Schmidt

Ob die ambitionierte Idee allerdings realisierbar sein wird und mit welchen Fördertopfen gestützt, steht noch in den Sternen. Im Drolshagener Hallenbad, das steht fest, muss saniert werden. Und eine umfangreiche auch technische Modernisierung im Millionen-Bereich würde dann alleine weniger Sinn machen. Als Startschuss für das gemeinsame Großprojekt aber schon.

Erste Gespräche mit der Südwestfalen-Agentur in Olpe haben bereits stattgefunden, ob es ein Regionale-Projekt werden könne. Die Vorstellung seiner Idee, so Wortmann, sei jedoch nicht auf ausreichende Begeisterung gestoßen, da ein technisches Projekt für das Regionale-Management zu wenig Strahlkraft im Sinne eines Leuchtturm-Projekts habe.

Offenes Ohr bei Bürgermeistern

Bei den beteiligten Bürgermeistern hat Wortmann offene Türen eingerannt, denn jedem Stadt- und Gemeindechef brennt das Thema Hallenbäder auf den Nägeln und meist ein Loch in die Stadtkasse.

Das ist auch in Drolshagen so, wo Bürgermeister Uli Berghof nach einem Beschluss der Ratspolitiker das Ingenieurbüro Schaumburg (Marienheide) beauftragt hat, eine Perspektiv-Analyse zu erstellen. Geklärt werden sollen Fragestellungen wie: Welche Kosten verursachen notwendige anstehende Investitionen, was bekommt man für wie viel Geld? Letztlich dürfte die Frage auf dem Spiel stehen: Kann sich eine Stadt wie Drolshagen ein solches Hallenbad überhaupt noch leisten? Da käme ein städtebaulich gefördertes Projekt gerade recht: „Wir wollen unser Bad behalten“, sagt Berghof. Sollte dafür ein Regionale-Projekt realisierbar sein oder das Anzapfen anderer Fördertöpfe, sei es begrüßenswert. „Eine private Gesellschaft wie die Lenne-Therme könnte ohnehin keinen Antrag stellen, das müssten wir als Stadt tun.“

Die letzte größere Sanierung fürs Drolshagener Bad hat 2006 rund 1,3 Mio. Euro verschlungen, 2001 hatte es einen Schneebruch des Daches gegeben, 1997/1998 waren 1,3 Mio. Mark fällig, weiß Kämmerer Rainer Lange zu berichten.

Das Betriebsteam im Drolshagener Bad: Sven Heuel und Auszubildende Jennifer David. Auszubildende sind Mangelware. 
Das Betriebsteam im Drolshagener Bad: Sven Heuel und Auszubildende Jennifer David. Auszubildende sind Mangelware.  © Josef Schmidt

Wortmann: „Der derzeit laufende Vertrag der Lenne Therme mit der Stadt Drolshagen läuft Ende 2020 aus und müsste ein Jahr zuvor gekündigt werden. Wir möchten natürlich wissen, wie es weiter geht, auch mit Blick auf eine langfristige Betriebs-Sicherheit.“ Im Klartext: Sollte der Badebetrieb wegen eines technischen Defekts längerfristig einmal ausfallen, gingen Einnahmen verloren. Eine Teilsanierung nach Salami-Taktik hält Wortmann für problematisch: „Da hängt das eine mit dem anderen zusammen.“

Einen Rundumschlag auf den modernsten Stand der Technik hat die Gemeinde Burbach 2016/2017 in ihrem Schwimmbad hinter sich. Betreiber: Lenne Therme. Kostenpunkt: Rund drei Millionen Euro. Wortmann: „Das war aber eine sehr umfangreiche Sanierung mit einem neuen Kinderplanschbecken. Die Arbeiten sind auch vom Ing.-Büro Schaumburg geleitet worden, das jetzt von der Stadt Drolshagen beauftragt worden ist. Die Technik von dort würden wir gerne für das jetzt angedachte Projekt adaptieren. Sie ist die modernste, die auf dem Markt ist.“

Millionenaufwand

In erster Linie gehe es in Drolshagen um die Filteranlage, die Heizung, die Lüftung: „Da sind 1,5 Mio. Euro schnell verbaut“, weiß Wortmann aus Erfahrung, „das würde aber eine erhebliche Energie- und Kostenersparnis mit sich bringen.“ Bei der großen Lösung käme eine digitale Erfassung aller Prozesse und eine Vernetzung und Steuerung aller Bäder hinzu.

Beispiel: Pro Badegast muss ein Bad nach Din-Norm 30 Liter Frischwasser ins Becken pumpen - mit entsprechendem Wärmeverlust. Das wird derzeit über einen Durchschnittswert täglich gemacht, könnte künftig passgenau nach der Anzahl der Badegäste rauf- und heruntergefahren werden.