Attendorn. Der neue Parkplatz an der Mühlwiese hat alles, was man braucht: E-Ladestationen, Behindertenplätze und viel Platz – aber niemand will ihn nutzen
Der neue Parkplatz Mühlwiese ist ein Traum für jeden Autofahrer. Die 152 Stellflächen sind Tag und Nacht kostenlos nutzbar, eine Erweiterung um 65 zusätzliche Plätze bei Bedarf möglich. Der im Juni eröffnete Parkplatz mit seinen sechs E-Ladestationen und drei Behinderten-Parkplätzen ist ausgeleuchtet, um Angsträume zu verhindern.
Das rund 950.000 Euro teure Areal ist über die Südumgehung L 539 problemlos erreichbar und über einen Fußweg zwischen LEWA und Bahngleisen an den Bahnübergang am Wassertor angebunden. Die Sache hat allerdings einen Haken: Seit Wochen herrscht auf dem Parkplätz Mühlwiese gähnende Leere. Die Stellflächen werden gerade von der Zielgruppe – Beschäftigte aus der Innenstadt und Touristen – kaum angenommen.
Auch beim Fototermin am Donnerstagmittag parkten nur eine Handvoll Wagen auf dem Gelände zwischen der Straße Am Zollstock und der Südumgehung. „Endlich ist es soweit“, hatte sich Bürgermeister Christian Pospischil bei der Eröffnung Mitte Juni gefreut. Pospischil damals: „Wir können diesen Parkplatz wirklich gut gebrauchen. Wer hier parkt, ist zu Fuß in zehn Minuten am Rathaus oder in zwei bis drei Minuten am Bahnhof. Aber jetzt warten wir erstmal ab, wie der Parkplatz angenommen wird.“
Das bisherige Ergebnis ist ernüchternd. Dabei hat der Selbstversuch gezeigt, dass man vom Parkplatz über den zum größten Teil asphaltierten Fußweg zwischen LEWA und Bahnhof bis zum Bahnübergang Wassertor gut fünf Minuten benötigt. Allerdings sind die letzten rund 120 Meter noch nicht asphaltiert, fehlt hier die Beleuchtung und steht nur ein provisorischer Zaun. „Wir müssen da noch etwas machen. Der Fußweg wird bis zur Schranke ausgebaut“, betont Michael Koch. Erst dann ist der Fußweg zum neuen Parkplatz auch wirklich barrierefrei. Der Amtsleiter Tiefbauverwaltung sieht aber nicht in diesem „Provisorium“ den Hauptgrund, warum der Parkplatz Mühlwiese so schlecht angenommen wird. „Mit dem Bau der Brücke wird das wohl deutlich besser“, hofft Koch.
Die Brücke in Stahlbauweise führt über die Gleise, setzt auf der anderen Seite neben dem Gebäude der Agentur „Des Wahnsinns Fette Beute“ auf und verkürzt u.a. den Fußweg in Richtung Atta-Höhle oder neues Kino. Der Auftrag für den Brückenbau wird laut Amtsleiter Michael Koch „in Kürze erfolgen“.
Wenn es seitens der Firma keine Probleme geben sollte, könne die Stahlbrücke mit ihren zwei Türmen bis Ende des Jahres gebaut werden. Barrierefrei ist das Bauwerk mit den Treppenaufgängen auf beiden Seiten aber nicht, das wäre wohl zu teuer. So wird der neue Parkplatz etwa für Rollstuhlfahrer nur über den fertig ausgebauten Fußweg entlang der Bahngleise erreichbar sein.
Das 950.000 Euro-Projekt an der Südumgehung ist als zentraler Parkraum für die östliche Innenstadt und den Bereich Wassertor vorgesehen und soll Dauerparker möglichst aus dem Zentrum drängen. „Für das Kölner Tor ist die Mühlwiese etwas zu weit“, macht sich Michael Koch von der Tiefbauverwaltung nichts vor.
Christian Springob hat bei einem privaten Termin ganz in der Nähe der Mühlwiese selbst gesehen, wie schlecht der Parkplatz zurzeit genutzt wird. „Vielen ist er gefühlt zu weit weg, aber das stimmt gar nicht“, betont der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Attendorn. Der Apotheker weiß, dass ein Großteil der Kunden „am liebsten vor dem Laden parken würde“ und einen außerhalb der Kernstadt liegenden kostenlosen Parkplatz scheut.
Viele scheuen den Weg
Aber auch viele Beschäftigte von Einzelhandel und Dienstleistern suchen lieber in der Innenstadt nach einer schnell zu erreichenden Stellfläche für ihren Wagen. Springob will das Thema noch einmal in der Werbegemeinschaft ansprechen und wünscht sich eine bessere Werbung für den neuen Parkplatz durch die Stadt Attendorn.
Die Sparkasse ALK hat im Parkhaus Hansastraße und in der Tiefgarage des St. Liborius-Seniorenhauses einige Stellflächen für ihre Mitarbeiter angemietet. Die meisten müssen sich aber selbst einen Parkplatz suchen, berichtet Pressesprecher Daniel Fitzke. Auch für sie wäre die Mühlwiese interessant.
Den früher per Schranke abgesperrten Kundenparkplatz am Schüldernhof hat die Sparkasse an die Stadt Attendorn abgegeben. Hier dürfen nicht nur ALK-Kunden ihren Wagen mit Parkscheibe abstellen. Übrigens:
Eine Anfrage der Werbegemeinschaft an die Stadt Attendorn, das Parkhaus Hansastraße für Kunden etwa aus Plettenberg zu öffnen, blieb ohne Erfolg. „Das wäre ein tolles Zeichen der Stadt gewesen“, bedauert dies Vorsitzender Christian Springob.