Olpe. Die sogenannte Lichtverschmutzung ist für Insekten potenziell tödlich. Die Grünen wollen, dass die Leuchtmittel in Olpe ausgetauscht werden.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stellt für die kommende Sitzung des städtischen Umweltausschusses am Donnerstag, 12. September, einen Antrag, dass die Leuchtmittel am Obersee in Olpe ausgetauscht werden sollen. Hintergrund ist die sogenannte Lichtverschmutzung, die für nachtaktive Tiere störend und für Insekten sogar tödlich sein kann. Fraktionssprecher Hans Jürgen Nenne und Franz-Josef Göddecke, Vorsitzender NABU Kreisverband Olpe, erklären was dahintersteckt.
Überwiegend Gelbanteile
Beim Spaziergang in der Dämmerung fallen sie auf: Straßenlaternen, an denen Insekten, angelockt von dem Licht, schwirren. Doch das kann für Mücken, Motten oder Falter tödlich sein, sie verglühen oder verenden in der Lampenkuppel. Um das zu vermeiden, gibt es alternative Lichtquellen, die aufgrund einer anderen Farbtemperatur, Insekten nicht anlocken. Und genau darauf zielt der Antrag der Grünen ab. Die Leuchtmittel am Obersee, also entlang des Rundweges vom Schwimmbad über die Bahngleismole, der Valentinskapelle zurück zum Schwimmbad, sollen in solche ausgetauscht werden, die überwiegend Gelb-/ Orange- und Rotanteile im Licht haben, zum Beispiel „True Amber LED´s“. „Gerade in diesem Bereich an der Bigge ist das mit Blick auf das Insektensterben wichtig“, erklärt Hans Jürgen Nenne. „Also dort, wo die Natur ihren Platz hat, sollten Insekten nicht unnötig von Lichtquellen angelockt werden.“
In seinem Antrag verweist er auf eine Studie des Leibniz-Institutes für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Wissenschaftler haben demnach nachgewiesen, dass durch künstliche Beleuchtung in der Nähe von Gewässern die Zahl und Gemeinschaften von Insekten und Spinnen „stark beeinflusst“ werden. Die Auswirkungen der hellen Beleuchtung gleiche „einem Staubsauger“, der dem Ökosystemen die Insekten entziehe. Profiteure seien räuberische Insekten und Spinnen, für die desorientiere Wasserinsekten ein Festmahl seien. Weltweit nehme die Erhellung der Nacht durch künstliches Licht um jährlich etwa sechs Prozent zu.
Ziel für den Bereich des Oberbeckens ist laut Nenne eine intelligente Straßenbeleuchtung, die über Sensoren die Bewegung erfasst und den Weg nur dort beleuchtet, wo es notwendig ist. „Uns geht es natürlich auch darum, das Sicherheits- und Wohlfühlgefühl zu erhalten“, betont Hans Jürgen Nenne. „LED-Leuchten sind heute auch hell genug. Die Lichtqualität würde sich kaum ändern. Einen Farbunterschied wird man feststellen, aber nur im geringen Maße.“ Hans Jürgen Nenne kann sich eine sukzessive Ausweitung der kommunale Lichtplanung für Energieeffizienz und Naturschutz vorstellen, zumindest in den Bereichen, wo die Natur Vorrang hat.
Nachtaktive Tiere betroffen
Es geht noch smarter
Der Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beinhaltet zudem die Idee, dass die Straßenbeleuchtung künftig an einigen Stellen auch als öffentliches WLAN, Ladestationen für E-Fahrzeuge und Pedelecs sowie als Notrufeinrichtung dienen könnte.
Franz-Josef Göddecke ist der Vorsitzende des Naturschutzbund Deutschland (NABU), Kreisverband Olpe. Kürzlich war er am Rundweg in Olpe im Rahmen einer Fledermausexkursion unterwegs. „Auffällig war, das im Bereich des Extrablattes, das sehr hell erleuchtet ist, keine Fledermäuse zu sehen waren“, sagt Göddecke. „Das ist einfach zu hell und dort herrscht zu viel Betrieb. Je größer der Ultraviolett- und Blauanteil im Licht, desto höher die Anziehungskraft.“
Der NABU-Vorsitzende macht im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich, dass die Lichtverschmutzung aber nicht nur Insekten betrifft. Insgesamt seien helle Beleuchtungen für nachtaktive Tiere störend. „Die Tiere ziehen sich zurück“, erklärt er. „Die meiden solche Bereiche, das ist ein schleichender Prozess. Die nachtaktiven Tiere brauchen die Dunkelheit zur Tarnung oder um sich zu verstecken.“