Wenn die Knie schmerzen und der Rücken auch, ist die Schlacht gegen das Unkraut vielleicht gewonnen, der Krieg aber nicht.
Es ist immer wieder erstaunlich. Sengende Hitze, vertrockneter Rasen, gelbe Blätter schon im August an den Bäumen - und prächtig wachsendes Unkraut in den Pflasterfugen! Kein Wunder, dass der Hobbygärtner da durchdreht. Schließlich gibt er sich mit seinem Garten die größte Mühe, um alles ordentlich zu haben und dann so etwas. Also, auf die Knie und los. Ein Messerchen, ein gebogener Schraubenzieher oder was auch immer geeignet erscheint wird mühsam durch die Fugen gezogen und alles wird blitz-blank gemacht. Hinterher tun zwar die Knie weh, man hat Rücken und kann nicht mehr gerade gehen, aber die Schlacht ist erstmal gewonnen.
Der Krieg aber leider nicht. Ein paar Regentropfen reichen und schon sind Löwenzahn, Wegerich und Co. wieder da. Jetzt denkt so mancher Gartenfreund zurück an die gute, alte Zeit. Damals, ja damals ging man einfach in den Gartenmarkt, kaufte ein Unkrautvernichtungsmittel (Herbizid), mischte es nach dem Motto – viel hilft viel – und sprühte es aufs Pflaster. Da fühlte man sich doch als Gewinner, wenn man zusehen konnte, wie sich das Unkraut praktisch krümmte vor Schmerzen und ratzfatz erst gelb, dann braun und dann tot war. Und dann kamen plötzlich Leute, die sagten, dass das umweltschädigend ist, deshalb ein Pflanzenschutzgesetz beschlossen und vorbei war es mit der guten, alten Zeit.
Tipps für den Garten
Thomas Kramer kennt sich aus in Sachen Garten. Er ist seit fast 30 Jahren Geschäftsführer der Olper Firma Garten Kramer.
Er weiß, dass es beim Thema Garten nicht nur um Rasen, Pflanzen und Ziersträucher geht, sondern immer mehr um einen Bereich für das Leben im Freien.
Jeden Dienstag gibt Thomas Kramer auf der Lokalseite zwei an dieser Stelle Tipps und Ratschläge rund um das Thema „Leben im Garten“.
Es werden nach und nach alle relevanten Themen angesprochen, mit denen es Gartenfreunde im Laufe des Jahres zu tun bekommen.
Auch für uns als Landschaftsgärtner hat sich da einiges verändert. Früher bekam man mit dem Gesellenbrief die Befugnis, Pflanzenschutzmittel auszubringen. Heute müssen wir als Anwender alle drei Jahre eine Schulung zum Thema Pflanzenschutz machen und bekommen dann einen personifizierten Pflanzenschutz-Sachkundenachweis, beschränkt auf genau diesen Zeitraum. Aber zurück zu unserem Gartenfreund, den kaputten Knien und dem krummen Rücken. Der ist jetzt echt sauer, bekommt er doch sein geliebtes Glyphosat nicht mehr. Und selbst wenn er vom Opa noch was im Keller hat – er darf es nicht mehr versprühen, ohne eine empfindliche Strafe zu riskieren. Aber so schnell lässt sich unser Gartenfreund nicht unterkriegen. Der denkt nach und hat plötzlich die Idee, selbst ein Unkrautvernichtungsmittel zu kreieren. Speisesalz und Essig sind ja schließlich Lebensmittel und daher keinesfalls umweltschädlich. Also erst mal Händeweise Salz aufs Unkraut und dann später mit Essigwasser abspülen. Doch Vorsicht. Auch wenn das selbstgemachte Hausmittelchen seine Wirkung zeigt, so ist es doch fragwürdig und beschäftigt schon Gerichte.
Das Pflanzenschutzgesetz verbietet generell den Einsatz aller Präparate, die keine Zulassung als Pflanzenschutzmittel haben, aber andere Organismen schädigen können. Das ist jetzt für unseren rückengeplagten Gartenfreund blöd, denn wer Unkraut mit Salzbekämpfen will, braucht schon größere Mengen. Das Salz wird durch Regen abgespült, lagert sich dauerhaft im Boden an und schädigt salzempfindliche Pflanzen. Nicht umsonstverzichten viele Städte und Gemeinden im Winter auf Streusalz und nehmen lieber Splitte. Essig ist auch nicht ohne, kann es doch je nach Konzentration andere Bodenlebewesenempfindlich stören.
Was also tun? Abflämmen geht, aber Vorsicht bei der Hecke, die steht schnell in Flammen. Ein Fugenkratzer mit langem Stiel schont zumindest Knie und Rücken. Besorgen Sie sich einen leichten, akkubetriebenen kleinen Freischneider und mähen Sie den ungewollten Aufwuchs einfach regelmäßig ab. So schonen Sie die Umwelt, Ihre Gesundheit und vor dem Haus ist wieder alles ordentlich.
Viel Spaß beim Gärtnern wünscht
Ihnen Ihr Thomas Kramer