Olpe. Florian Junker hat ein einzigartiges Projekt ins Leben gerufen: Er will Probleme der gesundheitlichen Versorgung des Kreises Olpe identifizieren.

Die Zukunft der gesundheitlichen Versorgung im ländlichen Raum ist ungewiss. Ein großer Teil der Hausärzte im Kreis Olpe ist älter als 60 Jahre, die Suche nach einem Nachfolger ist schwierig. Doch warum eigentlich? Ist die Region etwa nicht attraktiv genug? Genau das möchte Florian Junker, Unternehmensberater und Medizinproduktberater aus Olpe, herausfinden. Und zwar mit einer Methode, die so deutschlandweit noch nie angewendet wurde. Was das ganze mit Zuhören zu tun hat? Der 34-Jährige erläutert im Gespräch mit unserer Zeitung das Prinzip der „Storylytics“.

Einfach erzählen lassen

Florian Junker ist 34 Jahre alt und stammt aus einer Arztfamilie. Er hat ein LEADER-Projekt ins Leben gerufen, das die Ursachen der Probleme im Bereich der gesundheitlichen Versorgung an der Basis ermitteln soll. „Es gibt unwahrscheinlich viele Studien“, sagt Junker. „Diese gehen zwar sehr in die Tiefe, schauen aber nicht über den Tellerrand hinaus.“ Und genau das will er ändern. An seiner Seite steht Jan Fockele. Er ist der Geschäftsführer der Agentur Laub & Partner aus Hamburg, die zusammen mit einer Agentur aus Regensburg Experten einer einzigartigen Marktforschung sind. Diese nennt sich „Storylytics“.

Weitere Unterstützer sind willkommen

Die Untersuchung zum Thema „Gesundheit in der Region“ ist ein Projekt in der LEADER Region BiggeLand-Echt-Zukunft. Auftraggeber ist Florian Junker. Das Projekt wird durch die Agentur Laub & Partner durchgeführt. 65 Prozent der Kosten werden über dem LEADER-Zuschuss bezahlt. 25 Prozent können über Drittmittel finanziert werden.

Die Stadt Attendorn und die Stadt Olpe sowie die Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Südwestfalen unterstützen das Projekt.

Weitere Unterstützer sind willkommen. Die restlichen Mittel werden aus privaten Eigenmittel aufgebracht. Gesamtsumme bewegt sich im fünfstelligen Bereich.

Das Prinzip ist einfach. Menschen werden eingeladen und zu einem Thema befragt. Doch anders als bei anderen Studien handelt es sich mehr um einen Monolog als um ein Interview. Er stellt den Studienteilnehmern eine Frage und lässt sie ohne Zwischenfragen reden. „Das Problem beim klassischen Fragebogen ist, dass die Leute oftmals nicht das antworten, was sie wirklich meinen“, sagt Jan Fockele, „sondern das, wovon sie glauben, dass es richtig ist oder das, wovon sie glauben, dass andere es hören wollen.“ Mit dieser Methode gehen die Agenturen in unterschiedliche Unternehmen. Immer dort, wo verschiedene Interessengruppen mit einem Thema in Berührung kommen. Ziel ist es herauszufinden, was die Menschen tatsächlich bewegt, um das interne Management zu optimieren.

Aber wie soll diese Methode die Probleme in der gesundheitlichen Versorgung im Kreis Olpe bzw. in der LEADER-Region aufdecken? Ärzte, Apotheker, Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Patienten – kurz, eine Auswahl derer, die mit der gesundheitlichen Situation zu tun haben – sollen sich anonym äußern. Die Transkripte werden von Sprachwissenschaftlern analysiert, um herauszufinden, was die Person zwischen den Zeilen sagen will. Im nächsten Schritt werden Aussagen verglichen und somit Muster analysiert. „Über das Zuhören erfährt man mehr als durch ein Interview“, betont Fockele. „Die Menschen sollen uns so ihre Nöte und Erfahrungen erzählen.“

Ergebnisse Ende des Jahres

Auf dieser Grundlage gibt die Studie, die deutschlandweit in dem Bereich so noch nie angewendet wurde, dann Empfehlungen für zukunftsfähige Maßnahmen. Florian Junker hofft, dass dies als Pilotmodell für die ganze Region eine wichtige Strahlkraft entwickelt. Das LEADER-Projektes startet jetzt. Bis Ende des Jahres sollen Gespräche mit rund 50 Teilnehmern geführt und ausgewertet sein, Ergebnisse präsentiert werden. „Das ist ein riesiges Problem, auf das wir zusteuern“, betont Junker mit Blick auf die Altersstruktur der Ärzte. „Deswegen ist es wichtig, eine Helikopterperspektive auf die Gesamtsituation zu werfen und zu handeln.“