Kirchhundem/Kreis Olpe. Premiere aus dem Rhein-Weser-Turm: Zum ersten Mal wurde die Auszeichnung Türmer/in des Jahres vergeben.
Ein Lachen huschte über Christa Gattwinkels Gesicht. Soeben hatte Kreisdirektor Theo Melcher die gerade mal ca. 1,60 Meter große Frau als einen „echten Turm“ bezeichnete. Was kurios klingen mag, aber der Vergleich trifft es.
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Denn „ein Turm ragt heraus, man sieht ihn, aber seine Eigenheiten gibt er erst preis, wenn man ihm nahe kommt und er bietet anderen Schutz und Unterschlupf“, sagte Melcher in seiner Laudatio. Und genau dies treffe auf Christa Gattwinkel zu. Die 77-Jährige wurde am Donnerstagabend im Rhein-Weser-Turm für ihr 23-jähriges Engagement für suchtbelastete Kinder im Kreis Olpe und ihr Wirken innerhalb des Kreuzbundes als „Türmerin des Jahres“ ausgezeichnet.
60 Gäste
Rund 60 Mitbürger waren gekommen, um die Ehrung der sympathischen und bescheidenen Frau beizuwohnen und die Premiere, die erste Verleihung des neu geschaffenen Preises „Türmer/in des Jahres“, mitzuerleben (siehe Zweittext). Für das Nominierungskomitee war schnell klar, dass Christa Gattwinkel die ideale Person für diese besondere Auszeichnung ist. Seit 1989 engagiert sie sich nach eigener Erfahrung in der Familie für den Kreuzbund, wurde „zur bestimmenden Stütze“ der Organisation im Kreis Olpe und „erkannte, wie Kinder unter Sucht leiden“, so Melcher.
Kinder werden stark
1996 gründete sie die erste Gruppe „Smily Kids“, ein Projekt, das zu ihrer Lebensaufgabe werden sollte. „Kinder lernen hier neues Selbstbewusstsein und neuen Mut. Kinder werden wieder stark. Smily Kids hat sich zu einem Leuchtturm entwickelt“, so der Laudator. Gerade in ländlichen Gegenden würden solche Probleme oft totgeschwiegen. Deshalb ist es so wichtig, die Familien aus der Isolation zu holen, darüber zu sprechen. „Sie haben den Kindern ihr Lachen wiedergegeben, das ist die höchste Auszeichnung, die man bekommen kann“, sagte Melcher und dankte auch den Mitstreitern Gattwinkels: „Die Welt wäre ärmer ohne Sie.“
Kinder leiden still
Die erste „Türmerin des Jahres“, die eine kleine Nachbildung des Rhein-Weser-Turms aus Holz erhielt, bedankte sich herzlich für die Auszeichnung, die dazu beitragen wird, dass die „Smily Kids“ auch nach vielen Jahren weiterhin in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.
Turm aus Holz für die Türmerin des Jahres
Umrahmt wurde die Preisverleihung vom Jazz-Gitarren-Duo der Musikschule Lennestadt-Kirchhundem, es spielten Jan Schrüllkamp und Pavel Farkas.
Der Preis besteht aus einem massiven, ca. neun Kilo schweren, hölzernen Modell des Rhein- Weser-Turms, hergestellt von Bildhauer Felix Schreiter aus Kirchhundem.
Im Rahmen der Ehrung überreichte Musikerin Lena Assmann eine Spende von 1750 Euro für die Smily Kids. Es ist der Erlös von zwei Konzerten, die die Klarinettistin zusammen mit Nina Bahman (Harfe) gegeben hatte.
Familien kommen wieder zusammen
„Die Kinder leiden still, ich will für diese Kinder da sein. Ich möchte, dass man sie hört, sieht und ihnen hilft.“ Regelmäßig treffen sich die Smily-Kids-Gruppen. „Ich habe noch kein Kind erlebt, dass dort nicht gesprochen hat“, sagte die Preisträgerin. Und es sei wunderschön, wenn man in den Freizeiten, die sie ebenfalls organisiert, „Familien wieder zusammen kommen.“
Das Schlusswort der harmonischen Preisverleihung, die von Thomas Rostek und Tatjana Vente moderiert wurde, hatte der stellvertretende Landrat und Vorsitzende des Verwaltungsrats des Rhein-Weser-Turm-Vereins Dietmar Meeser.
Höchste Auszeichnung
Er gratulierte im Namen „zur höchsten Auszeichnung im Kreis Olpe“ angesichts der Lage des Rhein-Weser-Turms auf 680 Meter Meereshöhe und bilanzierte: „Ich finde, die Premiere der Auszeichnung ist ein gelungener Abend.“ Der lange Applaus der Anwesenden zeigte, dass er damit richtig lag.