Attendorn. „Unser Wald wird sich verändern“, sagt Martin Plückebaum, Umweltbeauftragter in Attendorn. Wie genau, erklärt er im Gespräch mit der Redaktion:

Wer in Zukunft die heimischen Wälder durchstreift, wird sie an einigen Stellen möglicherweise nicht mehr wiedererkennen. „Unser Wald wird sich verändern“, davon ist Martin Plückebaum, Umweltbeauftragter der Stadt Attendorn, vor dem Hintergrund des Klimawandels überzeugt. In der Hansestadt ist diese Veränderung schon sichtbar. Denn die Waldflächen, die sich im Eigentum der Stadt befinden, werden nach und nach umgewandelt.

Die Rede ist von rund 456 Hektar Wald, die der Stadt gehören. Der größte zusammenhängende Abschnitt mit mehr als 350 Hektar befindet sich grob gesprochen auf dem Höhenzug zwischen dem Mountainbikepark sowie Berlinghausen/Hofkühl/Bremge.

Nicht genügend Flüssigkeit

Die Fichte ist ein Paradebeispiel für die Veränderung. Sie ist bekanntlich eine Baumart, die in unserer Region häufig vorkommt. Doch sie ist bedroht. „Sie braucht viel Wasser und ist ein Flachwurzler“, klärt Plückebaum auf. Aus diesem Grund habe sie Sturm Kyrill gnadenlos umgeworfen. Die Bäume, die überlebten, stehen seit längerer Zeit vor dem Problem, dass sie nicht genügend Flüssigkeit aufnehmen. Die niederschlag-armen Sommermonate und die milde Winterzeit führen zu einer Unterversorgung. Und nicht nur das: Durch die hohen Temperaturen und geringen Regenwassermengen hat sich der Borkenkäfer an der Fichte zu schaffen gemacht. „Wenn eine Fichte genügend Wasser bekommt, dann kann sie Harz bilden und damit gegen den Borkenkäfer bestehen“, erläutert Plückebaum.

Deshalb würde die Stadt Attendorn heute nicht mehr auf die Idee kommen, die Fichten an einem „südexponierten Hang“ (Plückebaum) anzubauen, wo viel Sonne hinein scheint. Ohne Niederschläge ist die Fichte nahezu wehrlos. Der Borkenkäfer geht unter die Rinde, frisst sich in alle Richtungen und unterbricht die Nährstoffbahnen des Baumes. Er stirbt einen langsamen Tod, während sich die Käfer massenhaft vermehren. Hinzu kommt, dass durch die Trockenheit der Ahorn mit einem Pilz befallen ist und auch das Eschentriebsterben nicht von der Hand zu weisen ist.

Der Umweltbeauftragte der Stadt Attendorn weiß: „Kyrill hat unsere Landschaft verändert. Wir haben uns gefragt, wie wir unsere Wälder neu aufstellen können.“ Und die Stadtverwaltung habe Lösungen gefunden. Sie setze künftig auf die Buche. Oder auf die Eiche, die als Tiefwurzler deutlich besser mit der Trockenheit zurecht kommt als etwa die Fichte und zudem Nahrungsgeber für tausende Tierarten ist. „Aktuell ist es so, dass wir mit anderen Baumarten experimentieren. Es wird neue Arten geben.“ Wie beispielsweise die Douglasie, eine Baumart, die ihre Ursprünge an der Westküste Nordamerikas hat. Doch dieser Prozess wird dauern.

Stadt experimentiert

Vor allem gestaltet es sich extrem schwierig, Jungbäume anzupflanzen, wenn diese in einer überwiegend trockenen Phase wachsen sollen. „Wenn sie kein Wasser abbekommen, bedeutet es Stress für die Jungbäume“, erklärt Plückebaum. Unter diesen Bedingungen funktioniere eine Wiederaufforstung nicht.

Dass sich die Baumartenzusammensetzung in den heimischen Wäldern ändern wird, das betont auch Jürgen Messerschmidt, Leiter des Regionalforstamtes Kurkölnisches Sauerland mit Sitz in Olpe. Er erklärt auf Nachfrage dieser Redaktion: „Wir werden in Zukunft mit anderen Bäumen vermehrt arbeiten müssen, etwa mit der Lerche oder auch der Tanne. Und es wird sich herauskristallisieren, welche Standorte für welche Bäume gemacht sind.“ Klar ist auch Jürgen Messerschmidt: Die Fischte am südexponierten Hang mit viel Sonneneinstrahlung wird kaum überlebensfähig sein.