Olpe. Es sind beunruhigende Zeiten für Thyssenkrupp: Der Industriekonzern rutscht immer weiter in die roten Zahlen. Was passiert mit dem Standort Olpe?
Es sind beunruhigende Zeiten für Thyssenkrupp: Der Industriekonzern rutscht immer weiter in die roten Zahlen. Vorstandschef Guido Kerkhoff hatte bekanntgegeben, dass alle Bereiche auf den Prüfstand gestellt werden, die das Management nicht für wettbewerbsfähig hält (unsere Zeitung berichtete). Zur Disposition steht auch das Geschäft mit Federn und Stabilisatoren für die Automobilindustrie. Also wie geht es mit dem Standort Olpe weiter? Ali Atasoy, Vorsitzender des Betriebsrates Olpe, sagt: „Ja, es ist bedrohlich, aber welches Ausmaß das hat, können wir noch nicht abschätzen.“
Seit Jahren fährt der Konzern einen Sparkurs. Das ist nichts Neues. Eine Zeit lang wird gar nicht investiert. Als dann Geld in die Hand genommen wird, handelt es sich laut Atasoy größtenteils um Fehlinvestitionen. Anlagen sind veraltet, Reparaturen bleiben auf der Strecke, viele Produkte bringen kein Geld ein, fasst der Vorsitzende zusammen. „Die Gründe liegen nicht bei der Belegschaft“, betont Ali Atasoy ausdrücklich. „Weder in Olpe noch in Hagen-Hohenlimburg.“ Es ist nicht das erste Mal, dass Beschäftigte um ihren Job fürchten müssen. 2012 haben 65 von den damals 300 Beschäftigten ihre Arbeit verloren. Seitdem ist vertraglich geregelt, dass 4,5 der 39,5 Wochenstunden nicht vergütet werden, auf einen Teil des Weihnachtsgeldes wird verzichtet. Das war damals Teil der Vereinbarung, um Standorte zu erhalten. „Die Belegschaft hat so viel gegeben“, betont Atasoy, der seit 2018 Vorsitzender des Betriebsrates in Olpe ist, erneut. Am 22. August wird es eine Belegschaftsversammlung geben. Atasoy hofft, dass es bis dahin schon nähere Informationen gibt.
Unsere Zeitung trifft vor dem Gelände von Thyssenkrupp Federn und Stabilisatoren Olpe einen Mitarbeiter. Besorgt? Gefasst? „Weder noch“, sagt er. „Ich bin seit über 30 Jahren hier und seitdem höre ich dieses Thema. Die Entscheidungen werden eh woanders getroffen. Wir können uns nur damit abfinden.“
Doch wie sieht die derzeitige Situation bei Thyssenkrupp Steel in Finnentrop aus? „Es ist nicht auszuschließen, dass auch Finnentrop geprüft wird“, sagt Uwe Schulte, Vorsitzender des Betriebsrates Finnentrop. „Ich gehe aber davon aus, dass wir einen sicheren Standort haben.“ Seit 2008 werden dort feueraluminierte Coils hergestellt. Schulte betont, dass das Produkt wirtschaftlich erfolgreich sei, es weiterhin eine gute Nachfrage gebe.
Prüfung auch in Hohenlimburg
Olpe ist nicht der einzige Standort, der auf den Prüfstand gestellt wird. Die Gespräche drehen sich derzeit auch um das Federnwerk in Hagen-Hohenlimburg. Dort arbeiten aktuell etwa 515 Mitarbeiter. „Die Belegschaft ist sehr enttäuscht von Führung und Vorstand“, sagt Thomas Oberste-Lehn, Betriebsratsvorsitzender in Hohenlimburg. „Die meisten Mitarbeiter im Federnwerk arbeiten dort bereits seit mehr als 20 Jahren.“ Dass die Vorstandsebene nun Geschäftsbereiche wie etwa Federn und Stabilisatoren auf den Prüfstand stellen will, ärgert ihn. „Die wirtschaftliche Situation für den Betrieb ist schlecht, das wird von uns nicht bestritten“, so Oberste-Lehn. „Aber die Frage ist: Wo liegen die Gründe dafür?“. So seien es nicht allein gestiegene Rohstoffpreise und konjunkturelle Entwicklungen gewesen, die das Geschäft mit Federn und Stabilisatoren in unsicheres Fahrwasser geführt haben. Hinzu kamen Fehlentscheidungen des Managements, ebenso wie ausgebliebene und falsche Investitionen, sagt Oberste-Lehn..